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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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»Das Gleiche, was sein Bruder will. Lass dich nicht durch das Gerede von Verbundenheit täuschen. Der Teufel spricht mit süßer Zunge.«
      »Aber er hat dir eine Hand gereicht«, sagte eine andere, leisere Stimme, »er ist in Freundschaft gekommen, und du hast ihn abgewiesen.«
      Katies Brust zog sich zu, und als sie die Teetasse zum Mund hob, zitterten ihre Hände. »Ich bin verloren«, dachte sie. »Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich weiß nicht mehr, was richtig ist. Hilfe, bitte hilf mir doch jemand!« Und als Katie ihren Kopf auf den Tisch legte und weinte, rollte die Tasse auf den Boden und zerbrach.
     
     

* 4
     
    Zwei Tage später, am 31. Mai, trudelten die ersten gerichtsmedizinischen Resultate ein. Währenddessen hatten Richmond und Hatchley bis auf zwei Ausnahmen alle kanadischen Wanderer aufgespürt, die in den letzten zehn bis dreizehn Tagen aus hiesigen Hotels oder Gasthäusern abgereist waren.
      Banks ging das alles zu langsam. Normalerweise tauchten die meisten Spuren während der ersten vierundzwanzig Stunden nach einem Mord auf. Dieser Mann war jedoch schon ungefähr zehnmal so lange tot, als seine Leiche gefunden wurde, und sie hatten immer noch sehr wenig, mit dem sich etwas anfangen ließ.
      Deshalb stürzte sich Banks auf den ersten Bericht aus dem Labor, der um halb elf Uhr an diesem Morgen auf seinem Schreibtisch landete, wie jemand, der nach drei Tagen in der Wüste endlich auf eine Oase gestoßen war.
      Dr. Glendenning hatte ermittelt, dass der Tod auf eine Stichwunde durch eine einschneidige Klinge zurückzuführen war, wahrscheinlich ein Fahrtenmesser von achtzehn Zentimetern Länge. Ein nach oben geführter Stich hatte das Herz von unterhalb der Rippen durchstoßen. Danach war das Gesicht aufgeschlitzt und mit einem Stein bis zur Unkenntlichkeit zertrümmert worden. Das Opfer war weiß, Mitte dreißig, eins fünfundachtzig groß, dreiundsiebzig Kilo schwer und »in guter körperlicher Verfassung«. Die letzte Information ärgerte Banks jedes Mal: Wie konnte eine Leiche jemals in guter körperlicher Verfassung sein? Diese war jedenfalls so weit davon entfernt wie keine andere.
      Vic Manson hatte die Haut des Opfers abgelöst und mit Glyzerin behandelt, bis sich tatsächlich drei deutliche Fingerabdrücke abzeichneten. Die hatte er in den Zentralcomputer eingegeben, dadurch aber lediglich herausgefunden, dass sie nicht registriert waren. So weit, so schlecht, dachte Banks. Aus einer Notiz ging hervor, dass der Odontologe des Labors noch an der Rekonstruktion des Gebisses arbeitete.
      Auf dem Weg nach draußen fragte Banks nach Hatchley und entschied, dass man sich bei einem zweiten Frühstück im Golden Grill unterhalten konnte. Die beiden Männer schlängelten sich durch einkaufende Einheimische und Touristengruppen, die über den Bürgersteig und durch die enge Straße zockelten, und fanden einen Tisch am Fenster. Banks bestellte Kaffee und warme Waffeln bei Peggy, einem pummeligen Mädchen mit strahlendem Lächeln, und schaute hinüber auf die weißverputzte Fassade des Polizeipräsidiums mit den schwarzen Balken. Schwarz und weiß, dachte er. Wenn das Leben doch nur so einfach wäre.
      Während sie Kaffee tranken, versuchten Banks und Hatchley zusammenzufassen, was sie bisher hatten. Es war nicht viel: eine zehn Tage alte Leiche eines weißen Mannes, wahrscheinlich Kanadier, die erstochen in einem abgelegenen Seitental gefunden wurde. Immerhin war die Todesursache eindeutig genug geklärt, dass der Untersuchungsrichter eine gründliche Ermittlung anordnen würde.
      »Vielleicht ist er nicht allein gereist«, sagte Banks. »Vielleicht hat ihn der getötet, der mit ihm unterwegs war. Das würde erklären, warum die Leiche so entstellt wurde. Bis man sie identifiziert hat, kann der Mörder längst zu Hause sein.«
      »Sollte es so gewesen sein«, meinte Hatchley, »dann ist dieser Fall Sache der kanadischen Polizei, oder nicht?«
      »Der Mord ist auf unserem Boden passiert. Bis von oben keine andere Anweisung kommt, ist es unser Problem.«
      »Vielleicht ist er auf einen Hexenbund gestoßen«, meinte Hatchley.
      Banks lachte. »Die bestehen meist nur aus frustrierten Sekretärinnen und Hausfrauen, die eine Orgie feiern wollen. Ich bezweifle, dass die so weit gehen, jemanden umzubringen, der sie bei ihren Spielchen überrascht. Glendenning hat auch keine Anzeichen von einem Ritualmord erwähnt. Wie läuft die Suche nach den beiden fehlenden

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