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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Kanadiern?«
      Hatchley nahm sich eine neue Zigarette, um die Pause bewusst hinauszuzögern. »Ich komme mir langsam vor wie dieser Kerl, der immer wieder einen Stein auf den Berg rollen muss.«
      »Sisyphos? Ich fühle mich manchmal eher wie dieses arme Schwein, dem Tag für Tag seine Innereien rausgepickt werden.«
      Hatchley zündete seine Zigarette an.
      »Na gut«, sagte Banks und stand auf. »Gehen wir lieber wieder zurück.«
      Hatchley grummelte vor sich hin und folgte Banks nach draußen.
      »Chief Inspector Banks!«, rief Sergeant Rowe, als sie an der Anmeldung des Präsidiums vorbeigingen. »Ein Anruf. Sie sollen einen Dr. Passmore im Labor anrufen. Er ist der Odonto... der Odotol... ach, jedenfalls dieser Zahnfritze.«
      Banks lächelte und dankte ihm. Zurück in seinem Büro nahm er den Hörer und wählte die Nummer.
      »Ah, Chief Inspector Banks«, sagte Passmore. »Wir haben uns noch nicht kennengelernt, aber Dr. Glendenning hat mich für diesen Fall mit ins Boot geholt. Interessant.«
      »Haben Sie etwas für uns?«, fragte Banks neugierig.
      »Es ist ein bisschen kompliziert. Würde es große Umstände machen, wenn Sie bei uns im Labor vorbeikommen?«
      »Nein, überhaupt nicht.« Banks schaute auf seine Uhr. »Wenn ich jetzt losfahre, kann ich in ungefähr einer Stunde da sein. Können Sie schon andeuten, um was es geht?«
      »Ich glaube, wenn ich nicht vollkommen danebenliege, sollten wir in nicht allzu ferner Zeit in der Lage sein, unsere Leiche zu identifizieren. Ich glaube nicht, dass sich sein Zahnarzt besonders weit weg befindet.«
      »Bei allem Respekt, ich verstehe nicht, wie das sein kann, Doktor. Wir sind uns ziemlich sicher, dass er Kanadier war.«
      »Das mag sein«, entgegnete Passmore. »Aber seine Zahnprothesen sind so englisch wie Ihre oder meine.«
      »Bin schon unterwegs.«
      Noch immer verwirrt über die Botschaft des Odontologen schob Banks eine Kassette in das Autoradio und ließ den Cortina vom Parkplatz des Präsidiums rollen. Wenigstens passierte etwas. Er fuhr gemächlich und wich den Touristen und Einkaufsbummlern aus, die die Market Street anscheinend für eine Fußgängerzone hielten. Aus den Boxen erklangen die ersten hastigen Takte von Donovans Hurdy Gurdy Man.
      Er fuhr an dem neuen, sich noch im Bau befindlichen Wohngebiet im Süden der Stadt vorbei und trat dann, als er das Ortsschild passiert hatte, aufs Gaspedal. Er ließ die Berge hinter sich und fuhr in die Ebene, durch ein buntes Mosaik aus grünen Weiden und leuchtend gelben Rapsfeldern, die durch Rotdornhecken getrennt waren. Glocken- und Butterblumen, so ziemlich die einzigen wild wachsenden Blumen, die Banks benennen konnte, blühten zwischen den Gräsern am Straßenrand. Ein erschrockenes, weißkehliges Etwas flitzte vor dem Wagen über die Straße und wäre beinahe wie so viele Hasen und Igel platt auf dem Asphalt geendet.
     
    Das gerichtsmedizinische Institut war ein quadratisches, dreistöckiges Backsteingebäude gleich nördlich hinter Wetherby. Banks wies sich am Eingang aus und stieg hoch zu Passmores Büro auf der zweiten Etage.
      Dr. Passmore gab dem Begriff »Eierkopf« eine neue Bedeutung. Die Liliputaner und die Blefuskudianer in Gullivers Reisen hätten wahrlich einen schönen Krieg über die Frage austragen können, von welcher Seite man diesen eierförmigen Schädel öffnen sollte. Sein glänzender, gewölbter Kahlkopf, der noch dazu mit geschwungenen Augenbrauen, einer eingedrückten Nase und einer winzigen Rosenknospe von einem Mund ausgestattet war, verlieh ihm eher das Aussehen eines Androiden als das eines menschlichen Wesens. Sein Mund war so klein, dass sich Banks wunderte, wie darin noch Platz für Zähne sein konnte. Vielleicht hatte der Professor seinen Beruf aus »Zahnneid« gewählt.
      Wie angewiesen nahm Banks Platz. Das Büro war übersät mit Fachmagazinen, ein mit verglasten Türen versehenes Bücherregal quoll über. Auch die Aktenschränke waren so vollgestopft, dass man sie nicht mehr richtig verschließen konnte. Zwischen den Papieren und Bleistiftstummeln auf Passmores Schreibtisch lagen ein zahnloser Schädel und mehrere Gebisse.
      »Schön, dass Sie kommen konnten, Chief Inspector«, sagte Passmore, dessen Stimme bei diesem winzigen Mund erstaunlich voll und tief war. »Es tut mir leid, dass ich Sie den ganzen Weg hierher bitten musste, aber langfristig könnte es Zeit sparen. Ich glaube, die Fahrt war nicht

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