04 Verhaengnisvolles Schweigen
Sir?«, fragte er.
»Wir behalten sie im Auge. Morgen werde ich Richmond für ein paar Tage ins Gasthaus der Greenocks schicken. Ich glaube nicht, dass man ihn in Swainshead schon kennt.« Gristhorpe rümpfte seine Nase und beugte sich vor, um Hatchleys Kippe auszudrücken, die im Aschenbecher vor sich hin glimmte. »Wir werden sie im Auge behalten«, sagte er noch einmal. »Und wir werden sehr sorgfältig darauf achten, ob einer von ihnen versucht abzuhauen. Okay, Sergeant, hab schon verstanden. Sie müssen das verdammte Glas nicht kaputtschlagen. Ich bin dran, ich weiß. Noch mal das Gleiche?«
Mit der nervtötenden Regelmäßigkeit eines Metronoms klingelte irgendwo eine Glocke. Banks rieb seine Augen und sah, dass das FASTEN SEAT BELT-Zeichen aufleuchtete. Da das NO SMOKING-Zeichen noch aus war, zündete er sich sofort eine Zigarette an, um einen klaren Kopf zu kriegen. Beim Blick aus dem Fenster sah er unten eine riesige Stadtlandschaft. Sie war viel zu weit entfernt, um Einzelheiten ausmachen zu können, aber er erkannte ein netzartiges System von Straßen und meinte sogar, einzelne Autos im Sonnenlicht aufblitzen zu sehen.
Über die Sprechanlage sagte die Stewardess, dass man sich im Landeanflug befinde, und bat die Passagiere, das Rauchen einzustellen. Banks hatte ein seltsam verstopftes Gefühl in den Ohren. Um sie freizumachen, schluckte und gähnte er und konnte wieder das Heulen der Maschinen hören. Während des gesamten Landeanfluges musste er den Vorgang alle paar Sekunden wiederholen.
Das Flugzeug flog eine Linkskurve, und schon konnte man ziemlich deutlich einzelne Gebäude und sich bewegende Fahrzeuge erkennen. Nach einer langgezogenen Kehre kam auf der rechten Seite eine große Wasserfläche in Sicht, an deren Ufer eine Gruppe mächtiger Gebäude stand. Die Maschine verlor nun schnell an Höhe und berührte innerhalb weniger Augenblicke sanft die Landebahn. Die dröhnende Schubumkehr wurde eingestellt. Es fühlte sich an, als wären am Heck des Flugzeuges Seile befestigt, die es zum Halten zwangen. Mehrere nervöse Passagiere applaudierten.
Nach einiger Verzögerung wurden die Türen geöffnet, und die Leute konnten langsam der Reihe nach an den mit eingefrorenem Lächeln Spalier stehenden Flugbegleiter vorbei das Flugzeug verlassen. Banks passierte Treppen und Flure und musste sich dann in die lange Schlange vor der Einwanderungsbehörde einreihen.
Nachdem er die Formalien erledigt hatte, musste er vor dem Gepäckkarussell erneut warten. Er griff seinen kleinen Koffer, die Duty-free-Tüte mit Scotch und Zigaretten und ging vorbei an den Zollbeamten, die ihm keine Beachtung schenkten, hinaus in die Menschentraube, die Freunde und Verwandte in Empfang nahm. Wie Gristhorpe vorgeschlagen hatte, stellte er sich auf eine Seite und sah verloren aus. Das war leicht.
Es dauerte nicht lange, bis er einen Adamsapfel von der Größe eines Tennisballs bemerkte, der in einem langen, dünnen Hals unter einem mit langen, braunen Haaren bedeckten Kopf steckte und der durch die Menge auf ihn zukam. Als er sah, dass der Kopf auch noch eine lächerlich altmodische Nickelbrille trug, wagte Banks, sich zu erkennen zu geben.
»Gerry Webb«, sagte der Mann, als sie sich die Hände schüttelten. »Sie sind Chief Inspector Banks?«
»Ja. Sag einfach Alan. Ich bin nicht offiziell hier.«
»Kann ich mir denken«, sagte Gerry. »Dann komm, raus hier.«
Sie kämpften sich durch die Menge der Verwandten, die lang aus den Augen verlorene Kinder oder Eltern in die Arme schlossen, und nahmen einen Lift in das mehrstöckige Parkhaus.
»Da sind wir«, sagte Gerry und zeigte stolz auf einen safrangelben VW Käfer. »Ich nenne sie >Sneezy<, denn sie ist im Vergleich zu den anderen Autos hier ein richtiger Zwerg. Außerdem gibt sie komische Geräusche von sich, wenn ich sie morgens anlassen will, besonders im Winter. Aber sie lässt mich nie im Stich.« Er tätschelte Sneezys Motorhaube und öffnete dann den vorderen Kofferraum. Koffer und Duty-free-Tüte sicher verstaut, ging Banks nach einem Fehlversuch auf der linken Seite zur Beifahrertür.
»Das passiert immer, wenn Engländer zu Besuch kommen«, sagte Gerry lachend. »Garantiert. Warte erst mal, wenn du über die Straße gehen willst.«
Das Erste, was Banks wahrnahm, als Gerry auf die Schnellstraße fuhr, waren die gewaltigen Autos und die erstickende Hitze. Es war wie in der Sauna. Sofort klebte sein Hemd auf
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