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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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griechisches Essen. Fettiges Lamm, Auberginen und klebrige Nachspeisen sind nicht mein Fall.«
      Sie setzten sich aufs Sofa, ein hartes, kastanienbraunes Monster aus den fünfziger Jahren mit Lehnen wie Flügel, und tranken ihr Bier.
      »Dein Onkel hat gesagt, du musst zu einer Konferenz irgendwo«, sagte Banks. »Ich hoffe, ich vertreibe dich nicht.«
      »Überhaupt nicht. Die Konferenz ist eigentlich nicht so wichtig, aber Banff ist großartig. Direkt in den Rockies. Deshalb werde ich dort auch ein bisschen wandern und Party machen.«
      »Wie fährst du hin?«
      »Sneezy.«
      »Wie weit ist es?«
      »Ein paar tausend Kilometer. Aber hier ist man solche Entfernungen gewöhnt. Sneezy kennt das schon. Lange Fahrten mag sie richtig. Ich nehme mein Zelt mit und campe unterwegs. Wenn du einen Wagen brauchst ...«
      Banks schüttelte den Kopf. »Nein. Nein, auf die falsche Straßenseite traue ich mich nicht. Wie steht es mit öffentlichen Verkehrsmitteln?«
      »Sehr gut. Es gibt U-Bahn, Busse und die Streetcars, die du gesehen hast. Sie heißen hier nicht Straßenbahn.«
      »Ich war überrascht«, sagte Banks. »Mit solchen Dingern bin ich seit meiner Kindheit nicht mehr gefahren.«
      »Tja, dann kannst du jetzt alte Zeiten aufleben lassen. Ich fahre oft mit ihnen, wenn ich durch die Stadt muss. Meistens kriegt man sowieso keinen Parkplatz, und die Bullen verstehen keinen Spaß bei Alkohol am Steuer. Oh, entschuldige.«
      Banks lachte.
      »Auf jeden Fall«, fuhr Gerry fort, langte in eine Schublade und holte ein paar Karten hervor. »Das ist die Stadt. Man findet sich leicht zurecht, denn fast alles ist im Schachbrettmuster angelegt. Ost-West, Nord-Süd. Und hier ist der Nahverkehrsplan. Wesentlich unkomplizierter als die Londoner U-Bahn, also wirst du damit zurechtkommen.«
      Und Gerry informierte ihn weiter über U-Bahn-Tickets und den kostenlosen Wechsel von einem Transportsystem zum anderen. Doch nach der langen Reise und bei der glühenden Hitze fielen Banks die Augen zu. Er konnte nichts dagegen tun.
      »Hey«, sagte Gerry. »Ich langweile dich zu Tode. Ich schätze, du hast nicht viel von meinem Gerede mitgekriegt.«
      »Nicht viel.«
      »Willst du ins Bett?«
      »Gegen ein Nickerchen hätte ich nichts einzuwenden.«
      Gerry zeigte ihm das Schlafzimmer.
      »Ist das nicht dein Zimmer?«, fragte Banks.
      »Ist schon in Ordnung. Ich haue mich heute Nacht aufs Sofa.«
      »Das kann ich auch machen.«
      »Nicht nötig. Ich fahre morgen sowieso früh los. Für die nächste Woche ist das hier dein Zimmer.«
      Zu müde, um zu diskutieren, und ehrlich gesagt dankbar für ein Bett, zog sich Banks aus, sank auf die Matratze und schlief in Sekundenschnelle ein.
      Als er aufwachte und sich in einem fremden Bett vorfand, fehlte ihm die Orientierung. Erst nach einigen Augenblicken fiel ihm ein, wo er war. Es war heiß und dunkel, die Laken waren schweißnass. Im Nebenzimmer hörte Banks Geräusche, rieb sich die Augen, zog seine Hose an und ging hinaus. Gerry packte gerade seine Sachen in einen riesigen Rucksack. Für einen Moment musste er an Bernard Allen denken.
      »Hi«, sagte Gerry. »Ich dachte, du wärst völlig ausgeknockt.«
      »Wie spät ist es?«
      »Zehn Uhr abends. Bei euch ist es drei Uhr morgens.«
      »Ich bin plötzlich aufgewacht. Keine Ahnung, warum.«
      »Bei Jetlag geht alles drunter und drüber. Beim Rückflug wird es noch schlimmer.«
      »Wunderbar.«
      Gerry grinste. »Bier?«
      »Lieber eine Tasse Tee, wenn's geht.«
      »Klar. Hier gibt es nicht nur Kaffee trinkende Banausen.«
      Gerry schaltete den Fernseher ein und ging in die Küche. Banks setzte sich aufs Sofa und legte seine Füße auf das zerschlissene Polster. Eine schöne Frau redete sehr ernsthaft über eine Debatte im Unterhaus. Erneut wurde Banks erschreckend bewusst, dass er sich in einem fremden Land befand. Die Nachrichtensprecherin im Fernsehen sprach mit seltsamem, wenn auch im Gegensatz zu Amerikanern weniger herrischem Akzent, außerdem kannte er keinen Politikernamen.
      Gerry brachte den Tee und setzte sich neben ihn.
      »Da wären ein paar Dinge, mit denen du mir helfen könntest«, sagte Banks.
      »Schieß los.«
      »Wo finde ich das Toronto Community College?«
      »Ganz leicht. Am besten mit der U-Bahn.« Und Gerry erklärte ihm, wie er mit einem Streetcar oder zu Fuß zur Haltestelle Broadway kam, wo er umsteigen und

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