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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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ihr waren zu einem undurchdringlichen Durcheinander verschmolzen. Die meiste Zeit hatte sie das Gefühl, keine Kontrolle mehr über ihre Gedanken oder Taten zu haben.
      Manchmal gab es auch klare Momente. So wie jetzt. Nach dem Regen der letzten Tage machte die Landschaft draußen einen frischen Eindruck. Von den unteren Berghängen und dem Talboden stiegen sonnendurchflutete Nebelbänke auf. Und hier, in ihrer Diele, stand ein Mann, von dem sie wusste, dass er eng mit der Polizei in Verbindung stand.
      Sie hatte keine Ahnung, was das ganze Theater am vergangenen Abend sollte, als Sam mit sehr schlechter Laune aus dem White Rose nach Hause gestolpert war.
      »Er ist los, um sie zu finden«, hatte er gesagt und ihr einen wütenden Blick zugeworfen. »Den ganzen Weg bis ins verfluchte Kanada. Nur um sie zu finden.«
      »Wer?«, hatte Katie leise gefragt. Er hatte sie verwirrt und verängstigt. In dieser Laune schlug er leicht um sich, und die Brustschmerzen nach dem letzten Mal waren immer noch spürbar.
      »Anne Ralston, du blöde Schlampe. Dieser Bulle ist nach Toronto, um sie zu finden.«
      »Was macht das schon?«, hatte sie vorsichtig gesagt. »Wenn sie diesen Mann damals getötet hat, dann kommt sie ins Gefängnis, oder?«
      »Du hast keine Ahnung, oder? Überhaupt keine Ahnung.« Sam holte in ihre Richtung aus, schlug aber nur das Holzkreuz vom Kaminsims.
      »Lass es«, knurrte er und packte Katies Arm, als sie das Kreuz aufheben wollte. »Hast du nichts anderes im Kopf, als ständig aufzuräumen?«
      »Aber ich dachte, du willst ...«
      »Halt die Klappe. Du hast keine Ahnung.«
      »Dann sag es mir. Was ist los ? Warum ist es so schlimm, dass er in Kanada nach Anne Ralston sucht? Du kanntest sie doch kaum. Was hat das mit uns zu tun?«
      »Mit uns hat es nichts zu tun«, sagte Sam. »Aber vielleicht mit Stephen. Sie könnte ihm Schwierigkeiten machen.«
      »Aber Stephen hat nichts getan, oder? Wie kann sie ihm Schwierigkeiten machen?«
      »Sie war seine Freundin, oder? Dann ist sie abgehauen und hat ihn verlassen. Sie könnte Lügen über seine Geschäfte verbreiten oder über - verdammt, ich weiß nicht, über was! Ich weiß nur, dass es deine verfluchte Schuld ist.«
      Katie sagte nichts. Sams anfängliche Wut war verpufft, und sie wusste, dass sie einigermaßen ungeschoren davonkam, wenn sie den Mund hielt. Trotzdem blieb die Lage heikel, denn wenn sie auf seine Schimpfkanonaden nicht richtig reagierte, konnte er wieder durchdrehen.
      Sam setzte sich schwerfällig aufs Sofa und stellte den Fernseher an. Ein alter Schwarzweiß-Gangsterfilm lief gerade. James Cagney erschoss Humphrey Bogart und machte sich aus dem Staub.
      »Hol mir ein Bier«, kommandierte Sam.
      Katie brachte ihm eine Dose Long Life aus dem Kühlschrank. Sie wusste, dass es keine gute Idee wäre, ihm zu sagen, dass er bereits genug hatte. Außerdem neigte er in solchen Nächten, wenn er zu viel getrunken hatte, dazu, einzuschlafen, kaum dass er im Bett war, und das war ihr mehr als recht.
      »Und vergiss die Party bei den Colliers nächste Woche nicht«, setzte er hinzu und riss die Dose auf. »Ich möchte, dass du dich von deiner besten Seite zeigst.«
      Katie hatte die Gartenparty tatsächlich ganz vergessen. Die Colliers machten zwei oder drei jeden Sommer. Sie hasste es.
      Am Morgen hatte Sam einen dicken Schädel und erinnerte sich kaum noch an die Nacht davor. Er schmollte bis nach dem Frühstück, hieß dann den neuen Gast willkommen, bevor er mit dem Landrover irgendwohin verschwand. Katie zeigte Richmond sein Zimmer und erledigte dann ihre Arbeit.
      Jetzt war also ein Polizist im Haus. Sie fragte sich, warum er hier war. Vielleicht machte er ja wirklich nur Urlaub. Auch Polizisten werden Urlaub machen. Aber wenn er aus Eastvale kam, war es kaum wahrscheinlich, dass er seinen Jahresurlaub nur fünfunddreißig Kilometer weiter in Swainshead verbrachte. Nicht um diese Zeit. Er würde nach Torquay fahren oder sogar an die Costa del Sol fliegen. Katie wusste nicht, ob das Polizistengehalt dafür hoch genug war, aber er würde mit Sicherheit nicht nach Swainshead kommen. Dann war er wohl ein Spion. Er glaubte, dass ihn niemand erkennen würde, so dass er die Schritte aller im Auge behalten konnte, während der Kleine mit der Narbe in Toronto war und der Große Gott weiß wo.
      Doch Katie wusste, wer er war. Die Frage war nun, was sie mit ihrem Wissen anfing. Sollte sie

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