04 - Wohin die Zeit uns treibt
ziemlich gute Vorstellung davon, wo sie sind."
Ihr ganzes Vertrauen, alle ihre Hoffnungen konzentrierten sich jetzt auf ihn. „Erzähl es mir."
Er gab ihr eine kurze Zusammenfassung seines Treffens mit Ken- desa, verschwieg aber Desiree.
Das belastete immer noch sein Gewissen. Gillian hörte zu, den Kopf an seiner Schulter, die Hand an seiner Brust. Während er sprach, brach etwas auf, das er vor langer Zeit verschlossen hatte. Er konnte sich nicht erklären, warum er sich stärker fühlte, wenn er sie im Arm hatte. Er konnte sich nicht erklären, warum er in sich einen Frieden spürte, wenn er hier mit ihr lag und ihr Haar an seiner Wange spürte - obwohl er doch wusste, was die nächsten Tage bringen würden.
„Du glaubst, Flynn und Caitlin halten sich bei General Husad auf?"
„Darauf gehe ich jede Wette ein."
„Und in einer Woche triffst du dich mit ihm."
„Das ist der Plan."
„Aber er erwartet, dass du Waffen hast. Was geschieht, wenn du keine hast?"
„Wer sagt, dass ich keine haben werde?"
Jetzt zog sie langsam den Kopf zurück, um ihm in die Augen zu blicken. „Terence, ich verstehe nicht.
Du hast keine Waffen. Wie willst du ihnen Muster davon bringen, wenn du keine hast?"
„Ich muss eben einkaufen gehen."
„Ich glaube kaum, dass du sie hier im Warenhaus bekommen wirst."
„Aber auf dem Schwarzmarkt, und ich habe Beziehungen." Für einen Moment hing das Schweigen in der Luft. „Gillian, es ist Zeit, das ISS
einzuschalten."
„Warum? Warum jetzt?"
„Die Kontakte sind hergestellt. Und wenn jetzt etwas schiefläuft, brauchen sie die Informationen, um einschreiten zu können."
Sie war still für eine lange Zeit. „Du meinst, wenn du getötet wirst."
„Wenn ich ausfalle, wird zu viel Zeit vergeudet, zu deinem Bruder vorzudringen. Wenn wir jetzt Rückendeckung vom ISS haben, ist die
Operationsbasis größer."
„Warum sollten sie dir etwas tun? Du verkaufst ihnen die Waffen, die sie haben wollen."
Er dachte an Desiree. „Die Waffen sind eine Sache, Horizon eine andere. Diese Leute sind keine Geschäftsleute, die haben nicht einmal die Rechtschaffenheit einer Straßenbande aus Manhattan. Wenn sie meinen, sie sollten mich aus dem Weg räumen, dann tun sie es. Es ist wie ein Würfelspiel, wie sie sich verhalten. Du willst doch das Leben deines Bruders nicht für ein Würfelspiel riskieren."
Noch wollte sie seines riskieren. Es kam ihr jetzt in den Sinn, als sie so nahe lagen, ohne Leidenschaft, ohne Arger, dass sie mittlerweile ebenso besorgt um ihn war wie um ihre Familie. Er war nicht nur einfach ein Instrument, um Flynn und Caitlin zu befreien, sondern ein Mann, der sie anzog, der sie wütend machte, der sie erregte.
Sie setzte sich auf. Sie wollte jetzt mehr. Sie wollte nicht mehr tröstend und beruhigend von ihm gehalten werden, sondern leidenschaftlich. „Ich will auch nicht, dass dir etwas zustößt." Sie sagte es schnell, wusste, es war töricht und sinnlos.
Sein Blick verschärfte sich. Bevor sie sich wegdrehen konnte, umfasste er ihr Kinn. „Warum?"
„Weil ... ich fühle mich verantwortlich."
Es war nicht klug, weiterzudrängen, aber er war nicht immer klug. „Warum noch?"
„Weil ich allein wäre und mich fast an dich gewöhnt habe und ..." Sie hob eine Hand an seine Wange. „Und da ist noch das", sagte sie leise und legte ihre Lippen auf seine.
Das Licht war immer noch so hell, aber es schien Gillian, als werde der Raum dämmrig, als würden die Farben weicher, als drehe sich die Welt und ließe sie schwindlig und aufgedreht zurück. Sie presste sich an Terence, ahnte schon den nächsten Sturz dieser Achterbahn voraus.
Sie war so warm und süß wie jede Fantasie. Sie war wirklich und voller Leben. Seine Vernunft stellte sich gegen die Kraft des Begehrens. Terence hielt sich zurück. Wenn man etwas zu sehr wollte und brauchte, stieg auch das Risiko, es zu verlieren.
Aber ihre Hände waren so weich, so besänftigend.
Seine eigenen lagen in ihrem Haar, zogen sie näher, obwohl er sich sagte, dass es für sie beide falsch sei. Ihr Duft war eine stille Versprechung, lullte ihn ein in den Glauben, er könne sie haben und behalten. Die Sehnsucht, sie zu berühren, sie zu spüren, war kaum erträglich.
Er musste sich daran erinnern, dass es kein Versprechen gab, weder von ihr noch für sie. Es konnte keines geben.
Als er sich entzog, griff sie nach ihm. Terence hielt sie zurück. „Du hörst mir jetzt zu. Das hier ist falsch. Du weißt es, und ich weiß es
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