040 - Chopper – Geisterstimme aus dem Jenseits
allein in der engen Fahrstuhlkabine zu sein.
Conny
stolperte die letzten Stufen nach unten, schrie noch immer und merkte, wie ihre
Bewegungen langsamer, fast zeitlupenhaft wurden. Sie verlor an Kraft!
Ihr
Atem flog, ihr Herz raste, und das Gefühl, als würde heißes Blei statt Blut
durch ihre Adern fließen, verstärkte sich.
Conny
taumelte mehr, als sie ging, wie betrunken. Ihr Denken wurde eingeschränkt. Sie
kämpfte gegen die Müdigkeit an. Daß sie noch immer schrie, wurde ihr nicht
bewußt. Es war auch schon kein Schreien mehr, sondern nur noch ein dumpfes
Gurgeln. Erst auf den letzten Stufen, die in die Hotelhalle führten, wurde
Conny gehört. Von dem Rezeptionisten, der in einer Zeitung blätterte, wurde die
stöhnende, sich die Treppen herunterschleppende Gestalt bemerkt.
Der
Mann erbleichte, rannte sofort zum Treppenaufgang und gab einem der Ober ein
Zeichen, der an der mahagonigetäfelten Tür des Restaurants auftauchte, in dem
man um diese Zeit die ersten Gäste zum Mittagessen erwartete. Der Ober spurtete
ebenfalls los.
Der
Mann von der Rezeption war zuerst bei dem Zimmermädchen, das ihm förmlich
entgegensank. Er konnte sie nur festhalten, nicht auffangen, so daß sie zu
Boden ging. »Heh, Mädchen… was machst du denn für Sachen? Ist dir… schlecht?«
Conny
atmete schnell. Sie zeigte ihre Hand. Der Rezeptionist zuckte zusammen.
»Das
Gesicht… am Spazierstock… in Zimmer Nr. 309… es hat mich gebissen… danach ist
es passiert… müde… bring mich weg von hier… damit niemand es sieht…«
Der
Ober fackelte nicht lange, nahm Conny auf seine kräftigen Arme und trug sie in
einen Büroraum hinter der Rezeption, damit die zu erwartenden Gäste nicht auf
den Zwischenfall aufmerksam würden.
Dort
knöpfte er Conny die Bluse auf und begann ihr Gesicht zu fächeln, während der
Rezeptionist zum zweiten Mal an diesem Tag nach einem Arzt rief. Es war der
gleiche, der am Morgen Iwan Kunaritschews Zustand erlebt hatte. Fünf Minuten,
nachdem er alarmiert worden war, sah er seine neue Patientin. Er konnte nicht
fassen, was er sah. Das gleiche, unbekannte und neue Krankheitsbild. Nur war er
diesmal früher dran. Die Stadien bis zur tiefen Bewußtlosigkeit hatten sich bei
dem Patienten davor unbemerkt während des Schlafes abgespielt. Mit schwächer
werdender Stimme konnte das Zimmermädchen berichten, was es erlebt hatte.
Glauben konnte und wollte das niemand. Aber die tatsächlichen Geschehnisse
ließen keinen Zweifel zu.
Auf
dem Daumenballen des Zimmermädchens hatte sich aus Blut und geschwollener,
geröteter Haut inzwischen ein kleines fratzenhaftes Gesicht gebildet: Das
gleiche furchteinflößende Antlitz wie auf der Handinnenfläche des Gastes, der
inzwischen auf der Isolierstation eines Krankenhauses lag. Der Arzt hatte es
eilig, einige Telefonate zu führen. Er informierte die Gesundheitsbehörde,
sprach dann mit der Geschäftsführung und äußerte eine Befürchtung, die alle
entsetzte.
»Es
handelt sich um eine Krankheit, die ich nicht diagnostizieren kann. In beiden
Fällen wurde sie ganz offensichtlich ausgelöst durch ein und denselben
Gegenstand: einen Stock, an dem sich eine Metallmarke befindet, die als
Übertragungsobjekt dient. Eine normale Krankheit in unserem Sinn kann es nicht
sein, die Zeit zwischen Übertragung und Auslösung ist ungewöhnlich kurz. Wir
müssen, da wir noch zu wenig wissen, alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Wir
müssen feststellen, ob es vielleicht nur eine chemische Reaktion ist, ob sie
Seuchencharakter hat und möglicherweise uns alle, die wir mit den Kranken zu
tun hatten, schon infiziert hat… Solange es darüber keine gesicherten
Erkenntnisse gibt, müssen wir alle größte Vorsicht walten lassen. Das Hotel muß
sofort unter Quarantäne gestellt werden. Kommt es zu Ansteckungen und
Neuerkrankungen, dann müssen wir den Kreis derer, die diese Erkrankung möglicherweise
weitergeben können, drastisch einschränken. Jede Kontaktperson muß hier im Haus
festgehalten werden… dies, meine Herren von der Geschäftsführung, werden die
ersten Maßnahmen sein, die die Gesundheitsbehörden treffen müssen. Da kommen
wir alle nicht drum herum. Auch über den Ausgang der Krankheit besitzen wir
keinerlei Wissen. Führt der Tiefschlaf, der ein typisches Symptom zu sein
scheint, zum Tod? Dann gibt es für die beiden bis jetzt Betroffenen keine
Rettung mehr…«
Diese
Worte fielen im Hintergrund im Beisein der unmittelbar Betroffenen. Der
Rezeptionist
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