040 - Chopper – Geisterstimme aus dem Jenseits
Stegler, falls Ihnen der Name etwas sagt…«
Dafür, daß der Mann Teppich-Großhändler war und aus Israel kam, schien er hier
erstaunlicherweise schon die besten Köpfe zu kennen. »Wenn etwas geschehen ist,
sagen Sie’s mir bitte… Möglicherweise bin ich in der Lage, Ihnen zu helfen.«
Diese
Worte veranlaßten den Geschäftsführer des Hotels, den Mann, der sich Samuel
Goldstein nannte und über bemerkenswerte Kenntnisse verfügte und deshalb in den
Mittelpunkt allgemeinen Interesses gerückt war, ins Büro zu bitten…
●
Dort
war der Arzt noch anwesend, der das Zimmermädchen untersucht hatte. Man wartete
auf die Ankunft eines Krankenwagens und eines Beauftragten der unterrichteten
Gesundheitsbehörden.
Goldstein
prüfte die Schlafende und betrachtete dann aufmerksam das Dämonengesicht, das
den Daumenballen bedeckte und aus der Haut der Unglücklichen herauszuwachsen
schien. »Seien Sie vorsichtig!« warnte der Arzt ihn. »Die Berührung…«
»Ist
ohne Bedeutung«, antwortete der Mann gelassen, der schon mehr zu wissen schien,
als sie alle ahnten. »Gefährlich ist der Stock, an dem das Zeichen angebracht
ist…« Er schüttelte den Kopf. »Ich nehme an, daß Herr Kunaritschew in einem
ähnlichen Zustand ins Hospital eingeliefert wurde, nicht wahr?« Dies wurde ihm
bestätigt.
Goldstein
atmete tief durch. »Medikamente und Isolation nützen da nichts«, murmelte er in
den Bart. »Die Metallmarke am Stock selbst ist der alleinige Überträger, und
sie wird nur wirksam, wenn einer allein im Raum ist… Ich hoffe, daß ich nicht
zu spät gekommen bin… Bitte, lassen Sie mich das Zimmer von Herrn Kunaritschew
sehen. Und was das Mädchen betrifft, ein Aufenthalt im Krankenbaus ist nicht
nötig. Lassen Sie sie hier irgendwo in einem Zimmer…«
»Heißt
das, daß die ganze Sache gar nicht so gefährlich ist, wie sie uns im ersten
Moment erschien?« fragte der Geschäftsführer hoffnungsvoll.
Goldstein
schüttelte den Kopf. »Das heißt es leider nicht. Beide, Kunaritschew und das
Zimmermädchen, befinden sich in den Klauen einer Kraft, die nur auflösbar ist,
wenn wir den richtigen Schlüssel dazu finden.«
»Das
verstehe ich nicht.«
Der
Mann aus Haifa seufzte. »Ich verstehe es auch noch nicht. Ich weiß nur, daß es
so ist…«
●
Fünf
Minuten später hielt er sich in Kunaritschews Zimmer auf und bat darum, allein
gelassen zu werden.
Der
Geschäftsführer war davon nicht gerade begeistert und fand diese Bitte
provozierend, erteilte aber schließlich seine Erlaubnis. Man merkte ihm
deutlich an, daß er doch eine gewisse Hoffnung in die Anwesenheit dieses Mannes
setzte. Die Vorgänge waren so ungewöhnlich und verwirrend, daß es auch nicht
mehr darauf ankam, das Reglement zu übertreten und dem Besucher die Erlaubnis
zu erteilen, sich kurzfristig allein im Zimmer eines anderen Gastes
aufzuhalten.
Da
war ein Hokuspokus im Gang, etwas, das nicht mit normalem Maßstab zu messen
war. Vielleicht ließ es sich auch wieder durch Hokuspokus vertreiben.
Das
Zimmer lag noch so da, wie das Mädchen es verlassen hatte. Das Bett war nicht
gerichtet, der Papierkorb nicht geleert. Das Staubtuch lag auf dem Boden, und
vor der Tür stand der Staubsauger.
Der
Spazierstock mit der Metallplakette lag vor dem Schrank. Goldstein faßte ihn in
der Mitte, drückte ihn mit spitzen Fingern hoch und mied die Nähe der
dämonischen Metallmaske, die leicht zu leuchten begann, als wolle sie noch mehr
die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Goldstein
nickte. »Ich hab’s mir gedacht«, flüsterte er im Selbstgespräch. »Ein Hilfsmittel,
um auch auf diese Weise einen Weg zu finden… Na warte, Dybuk…« Vorsichtig, als
fürchte er, durch eine unachtsame Bewegung etwas zu zerbrechen, stellte er den
Stock mit dem Abbild des unheimlichen Antlitzes gegen die Wand und betätigte
dann den winzigen Knopf unterhalb des ungewöhnlichen Ringes, den er trug. Es
war eine goldene Weltkugel, in der sämtliche Längen- und Breitengrade deutlich
eingezeichnet waren. Durch die Kontinente schimmerte das stilisierte Gesicht
eines Menschen. In der Ringfassung standen die Worte Im Dienste der
Menschheit - X-RAY-20…
»Hallo,
X-RAY-1! Bitte melden! Hier spricht X-RAY-20, Samuel Goldstein…« Die Verbindung
über den PSA-eigenen Satelliten kam sofort zustande. In Amerika war es tiefste
Nacht. Aber X-RAY-1 schien nur auf das Signal dieses Agenten gewartet zu haben.
»Hier
X-RAY-1«, tönte es leise aber klar verständlich aus
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