040 - Chopper – Geisterstimme aus dem Jenseits
dem winzigen Lautsprecher,
der in der Weltkugel installiert war. »Was gibt es Neues, X-RAY-20?«
»Ihr
Verdacht, Sir, daß ein Dybuk hinter der Geschichte steckt, scheint sich zu
bestätigen. Jemand hat experimentiert und dabei Fehler gemacht. Der Text, den
Iwan Kunaritschew in dem fraglichen Spazierstock fand, ist typisch. Rufen…
beherrschen… vernichten… So heißt es. Aber in Wirklichkeit stimmt nur das erste.
Wer immer einen Dybuk ruft, ist schon verloren. Denn die Punkte zwei und drei
können niemals von demjenigen, der den Geist beschworen hat, erfüllt werden.
Ein Dybuk läßt sich nicht beherrschen, er wird immer der Beherrschende sein.
Genauso ist es mit Punkt drei. Ein Dybuk wird sich durch den, der ihn gerufen
hat, nie vernichten lassen. Er wird immer der Vernichter sein…« Sein Blick ging
zu der leuchtenden Metallmaske, die seine Aufmerksamkeit beinahe magisch anzog.
»Der Besitzer des Stocks und des Buches muß die gleiche Person gewesen sein.
Wer immer das auch war: er hatte eine Vorstellung von seinem Dybuk oder kannte
ihn ganz und gar von Angesicht. Das furchteinflößende Antlitz muß ihm
erschienen sein oder blickte ihm möglicherweise aus dem Spiegel entgegen, als
derjenige hineinsah… Der Mann, es kann natürlich auch eine Frau gewesen sein,
Sir, war so fasziniert von diesem Erlebnis, daß er die Metallmaske anfertigte
und den Stock damit verzierte. In dieser Maske steckt noch soviel negative
Energie, daß sie immer dann zu wirken beginnt, wenn jemand allein im Raum
anwesend ist. Jeder wird neugierig werden und das Antlitz untersuchen. Dabei
ist in neunundneunzig von hundert Fällen davon auszugehen, daß die Maske
berührt wird. Darauf wartet der Geist des Dybuk, und die Zähne fassen zu, um
die Person, die gerade in der Nähe ist, gewissermaßen zu besetzen… «
Samuel
Goldstein wußte genau, wovon er sprach. Er war Spezialist besonderer Art. Sein
Hauptgebiet war die Welt der unsichtbaren Geister, und besonders auf den Dybuk
konzentrierte er sich. Ein Dybuk war ein Geist, der von einem Menschen gerufen
werden konnte oder auch durch okkulte oder schwarzmagische Praktiken auf einen
anderen gehetzt werden konnte. Dybuks gab es überall in der Welt. Sie erhielten
Namen oder gaben sich selbst welche. Hatten sie mal von einem Körper Besitz
ergriffen, dann höhlten sie ihn und seine Psyche aus wie eine Maus, die sich
von innen heraus durch einen Käseblock fraß. Die negative Kraft aus dem
vermutlichen Antlitz eines Dybuks hatte, ohne daß es eines speziellen Rufes
bedurfte genügend Durchsetzungsvermögen, um Unbeteiligte zu schädigen, wie dies
die Vorgänge um Iwan Kunaritschew und dem Zimmermädchen Conny zeigten.
Der
Dybuk, der in diesem Fall tätig geworden war, aber saß woanders. Er, der
Dybuk-Spezialist, war über alle Vorfälle unterrichtet, und erst der Fund des
Stockes und die Entdeckung der typischen Botschaft darin, hatten den Verdacht
erhärtet, daß es sich bei Chopper um einen Dybuk handelte. Einer, der
offenbar immer stärker wurde, der sich in verschiedenen Personen bisher gezeigt
hatte, ohne jedoch bis zur Stunde wirklich eine übernehmen zu können.
Jemand
experimentierte und hatte noch nicht die richtige Formel entdeckt… Der Dybuk
selbst zeigte erst Spuren seiner Anwesenheit. Goldstein äußerte seinem
geheimnisvollen, auch ihm unbekannten Chef einen Verdacht.
»Es
sind gewissermaßen seine Geburtswehen, Sir… der Dybuk, der uns unter dem Namen Chopper bekannt geworden ist, kam erst als Stimme… dann zeigte er sich im Verhalten
und Sterben einiger Personen… er ist noch nicht ganz frei, er liegt noch
irgendwo verborgen und ist an etwas anderes gebunden… das kann ein ganz
bestimmter Ort sein, ein Baum ein Stein, ein See… ein Kleidungsstück, das
irgendwo ungebraucht auf dem Dachboden oder vergraben in der Erde liegt… alles
ist möglich. Doch für uns ist es nicht unbedingt notwendig zu wissen, woran er
gefesselt ist… Wichtig allein ist die richtige, diesen Dybuk betreffende
Lebensformel… Sie befreit ihn, aber sie kettet ihn auch wieder. In dem Buch,
das meine Kollegen Larry Brent und Iwan Kunaritschew zu finden hofften, scheint
diese Lebensformel zu stehen… wir müssen dieses Buch finden, koste es, was es
wolle… Sonst wird der Dybuk frei, und dann kann er einen Menschen nach dem
anderen erwählen und ihn zu seinem Roboter machen. Denn ein Mensch, der mal von
einem Dybuk besessen war, wird nie wieder so sein wie davor. Entweder ist sein
Körper
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