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040 - Die Faust Gottes

040 - Die Faust Gottes

Titel: 040 - Die Faust Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Jungfrau!«
    Therese neben ihm zündete ihre Öllampe an. Danach zog sie ebenfalls ein Kreuz und einen zugespitzten Keil aus ihren Gewändern.
    »Im Namen des HERRN!« Noch lauter schrie der Reverend. »Ich beschlagnahme dieses Bauwerk für das Reich Gottes!« Sie traten ein. »Komm aus deinen Löchern, verfluchte Höllenbrut…!«
    ***
    Knoxville, ehemaliger US-Bundesstaat Tennessee, 2517 n.Chr. (505 n.CF.)
    Zusammen mit dem Fremden verließ der Rev'rend den Gastraum. Er hatte sich die Statue der Heiligen Jungfrau unter den Arm geklemmt, und Eddie Thorne sah durchs Fenster, wie er die Stufen zum Kirchplatz hinunter stieg.
    Hinter Eddie schloss sich im Schankraum die mittlere der Türen, die ins Innere von Saint Therese's Last Rest führten. Ein paar Frauen begleiteten die Fremde in die Waschräume.
    »Aruula…« Der Novize des ehrwürdigen Rev'rend-Ordens und Sheriff von Godswill flüsterte ihren Namen. Jede Silbe ließ er auf der Zunge zergehen. »Aruula…« Ein Name von herber Schönheit. »Aruula…« Eine Frau von herber Schönheit. Der erste Blick in ihre Augen…
    »HERR, sei mir gnädig…«
    Er blickte zur Tür, hinter der die Frauen mit der Fremden verschwunden waren, er blickte zum Fenster und sah den Rev'rend mit dem Blonden namens Matthew Drax das Portal zum Hauptschiff der Basilika betreten, er blickte wieder zur Tür und hörte helles Frauenlachen und das Geplätscher von Wasser.
    Führe mich nicht in Versuchung, sondern erlöse mich von dem Bösen…
    Es war nicht so, dass Edward Thorne leicht entflammbar war. Manchmal verliebte er sich nur ein Mal in der Woche, manchmal zwei Mal. Aber selten öfter. Es sei denn, fremde Frauen fanden den Weg nach Godswill, dann konnte es schon passieren, natürlich…
    Nein, nein - der Novize war ein standhafter Mann, ein gläubiger Mann, eisenhart und prinzipienfest - aber diese Fremde… Heilige Jungfrau steh mir bei, diese Fremde…
    Vor dem Vitrinenglas der Reliquiensäule begutachtete er sein Spiegelbild, strich sich kleine Haarsträhnen in die Stirn hinunter, legte sich seinen Zopf in flottem Schwung über die Schultern, polierte seinen Silberstern.
    Er zog ein Tuch aus der Manteltasche, wischte über Tische und Stühle, näherte sich rein zufällig der mittleren Tür. Irgendjemand lachte da laut, oder war das etwa ein Schrei? Na so was -da war doch hoffentlich nichts passiert…
    Selbstverständlich musste Eddie nach dem Rechten schauen, schließlich war er verantwortlich für die Sicherheit der ganzen Stadt, zumindest wenn der Rev'rend nicht da war, und war er etwa da? Sicher war er da, in der Basilika nämlich, aber war er hier, hier in Saint Therese's Last Rest, wo eine arme Seele vielleicht lachte, vielleicht aber auch um Hilfe rief? Nein, war er nicht. Wer also musste mal wieder nach dem Rechten schauen? Er, Edward Thorne, Novize der ehrwürdigen Rev'rends, Sheriff von Godswill, Diener des Unterkiefers und der Rippe der Heilgen Therese, Stellvertreter von Rev'rend Rage, der Faust Gottes - wer sonst?
    Eddie öffnete die Tür; leise natürlich, denn er wollte ja niemanden erschrecken. In seinem Herzen betete er, wie immer, wenn er seine Pflicht tat.
    Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen, noch tritt auf den Weg der Sünder…
    Er huschte durch einen Raum, in dem vier riesige Zinkwannen mit Kartoffeln standen, zwei Wannen mit geschälten Kartoffeln, zwei Wannen mit ungeschälten. Auf Zehenspitzen näherte er sich der Tür zum nächsten Raum, leise, leise. Es könnte ja sein, dass gar nichts Besonders geschehen war, dann wollte er die Frauen nicht erschrecken durch seine bloße Gegenwart.
    ... noch sitzt, wo die Spötter sitzen, sondern hat Lust am Gesetz des HERRN...
    Genau - das Gesetz. Es verlangte von ihm, die kleinste Unregelmäßigkeit zu überprüfen. Und war es etwa keine Unregelmäßigkeit, wenn ein Weib um Hilfe rief? War da etwa jemand bei den Frauen, ein Mann womöglich? Schritt für Schritt tastete sich Eddie durch den nächsten Raum, ebenfalls gekachelt, aber voller Glaskolben, Glasbehälter, Kochgeschirr und Fässer. Leise wie eine Taratze bewegte er sich.
    ... denn der HERR kennt den Weg der Gerechten, aber der Gottlosen Weg vergeht ...
    Falls da tatsächlich einer badende Frauen belästigen sollte - Sünde, Sünde, Sünde! -, aber das würde man ja gleich haben. Allerdings klang es jetzt doch nicht nach Unhold, denn die Frauenstimmen lachten, und Frauen lachten schließlich nicht, wenn sie belästigt wurden, oder etwa

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