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040 - Die Faust Gottes

040 - Die Faust Gottes

Titel: 040 - Die Faust Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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doch…?
    Eddie bückte sich und spähte durchs Schlüsselloch. Er sah den Rand eines hölzernen Zubers und einen braunen Frauenrücken, er sah blauschwarze Locken und nackte Arme, so schlank und anmutig… Wenn sie sich doch nur umdrehen würde!
    Verhüte, dass sie sich umdreht, HERR im Himmel, führe mich nicht in Versuchung…
    Leider konnte Eddie nichts erkennen durch das kleine Schlüsselloch, nichts außer Frauenrücken, Frauenarme, Frauenhaar. Den Unhold also, der da eventuell die badende Frau belästigte, konnte er nirgends entdecken. Vielleicht gab es ihn gar nicht, aber konnte man es wissen?
    Eddie schlich zur Tür, die in den Innenhof führte. Ein Mann der Pflicht war Eddie Thorne, wie gesagt, und was er anpackte, führte er zu Ende. Und bevor nicht der leiseste Zweifel ausgeräumt war…
    GOTT, hätte sie sich doch umgedreht…
    Er huschte in den Innenhof. Wie eine der Gesetzestafeln ragte die schwarze Wand der Basilika an der rechten Hofseite in den Dunsthimmel, wie der mahnende Zeigefinger Gottes der schwarze Rundturm - aber links war das Fenster lieblich und hell und nicht einmal schulterhoch, und dahinter badete die Frau und lachte. Und eventuell war ein Unhold festzunehmen…
    Ich danke dir, dass du mir Kraft gibst, o HERR, meine Pflicht zu tun…
    Eng an die Holzwand des Gebäudes gedrückt schob er sich an das Fenster heran. Eddie hörte Frauenstimmen plaudern und lachen, nichts Besonderes eigentlich…
    ... aber Unholde konnten ja so durchtrieben sein und sich verstecken, man glaubte es kaum. Eddie spähte durch die Scheibe. Der Atem stockte ihm, als er die Fremde mit dem blauschwarzen Haar und den grünen Augen sah. Diese Schultern! Diese Brüste! Diese herrlichen Arme! Und die Knie - wie lieblich sie aus dem Schaum lugten…!
    Drei Frauen standen um den Zuber herum. Eine schrubbte der Barbarin den Rücken, die anderen beiden standen gottseidank unglücklicherweise so, dass Eddie ungehindert Aruulas Anblick genießen konnte.
    Einen Unhold sah Eddie nirgends. Konnte er auch nicht, denn seine Augen saugten sich förmlich an der Badenden fest.
    Etwas schwoll in seiner Hose, und wie von selbst schlüpfte seine Hand durch den Latz hinein - böse, böse Hand - und machte sich daran zu schaffen. Er hechelte, konnte seine Augen nicht von der Frau im Zuber losreißen.
    Ein heißes Gefühl stieg in ihm auf. Gleich, ja, gleich…
    »Was hast du dort zu schaffen, Bruder Eddie?!«
    Wie der erste Donner eines Gewittersturms dröhnte die Stimme des Rev'rends über den Hof. Eddie fuhr herum, bekam dabei die Hand nicht schnell genug aus der Hose.
    »Was sehe ich?! Hast dich zum Diener der Sünde gemacht?!« Rev'rend Rage stand im offenen Seitenportal zur Basilika. »Hast dich der schnöden Fleischeslust hingegeben?!«
    Mit großen Schritten stürmte er auf Eddie los. Die Schöße seines Ledermantels wehten hinter ihm her. Er holte aus und schlug zu. Mit dem Handrücken ins Gesicht.
    »Drei Tage Fasten und Beten!« Und noch einmal schlug er den hünenhaften Novizen. »Sämtliche Psalmen betest du durch, und nach jedem Psalm ein Vaterunser…!«
    ***
    London, 2092 n.Chr. (80 n.CF.)
    Schutt und Geröll bedeckten den breiten Gang. Nur in der Mitte war ein schmaler Pfad geblieben. Im Schein der Öllampe sah man die Spuren von Stiefelsohlen. Schritt für Schritt drangen sie in die Ruine ein. Der Reverend murmelte ein Psalmgebet.
    »Der HERR ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht. Was können mir Menschen und Dämonen tun? Der HERR ist mit mir, mir zu helfen…«
    Therese fragte sich, ob es wirklich sein konnte, dass Dämonen Stiefel trugen. Erst drei Mal war sie mit dem Reverend in den Kampf gegen höllische Mächte gezogen. Doch diese Dämonen hatten keine Stiefel getragen; es waren pelzige oder schuppige Bestien gewesen.
    »… ich werde herabsehen auf meine Feinde«, betete Reverend Pain. »Es ist gut, auf den HERRN zu vertrauen…«
    Eine Spinne, groß wie eine Männerhand, huschte durch den Lampenschein. Therese stieß einen unterdrückten Schrei aus. Der Reverend holte aus und schlug mit dem Hammer nach der Riesenspinne. Dumpf hallte der Schlag aus dem finsteren Gebäude zurück. Der Spinnenkörper zerplatzte; weißer und roter Schleim trielte an der Wand entlang durch den Lichtkegel. Angewidert zog Therese die Lampe weg und drehte sich um.
    »… sie umgeben mich von allen Seiten, aber im Namen des HERRN will ich sie abwehren…« Pelztiere huschten über Kabelstränge, Plastikteile und Geröll -

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