040 - Ein Monster namens Charlie
Ereignissen. Vicky Bonney, Emily Fonda, Wyatt Fonda, Gordon Brubaker, Captain Davenport – eine zweifache Entführung, Angriff von Killertermiten, diese beiden Anrufe, immer vom selben Mann, die Nachricht mit der Ameise zu Beginn…
Sie wollten mich aus dem Weg haben, und ich wich der Gewalt.
Zum erstenmal rannte ich nicht mit dem Kopf durch die Wand – weil sie Vicky Bonney hatten.
Ich war gezwungen, zu tun, was sie verlangten. Sollte Vicky für meinen Starrsinn büßen?
Unauffällig blickte ich mich um. Mit Sicherheit wurde ich beobachtet. Die Gegenseite hatte bisher über jeden meiner Schritte Bescheid gewußt. Ich vergegenwärtigte mir die Situation, als ich den Zettel unter dem Scheibenwischer fand.
Ich hatte dabei das Gefühl gehabt, beobachtet zu werden, war aber nicht daraufgekommen, wer mich nicht aus den Augen ließ.
Der Mulatte? Der Magere auf dem Motorrad? Der Bärtige, der ins Schaufenster sah?
Der Bärtige mußte es gewesen sein, denn ihn sah ich jetzt wieder.
Das konnte kein Zufall sein. Der Mann saß in einem schwarzen Camaro und folgte dem Taxi.
Man traute mir nicht. Die Verbrecher wollten ganz sicher sein, daß ich abreiste, deshalb folgte mir der Mann mit der schwarzen Roßhaarmatratze im Gesicht zum Flugplatz.
Das riesige Gelände des Airports kam bald in Sicht. Ich kam mir wie ein elender Feigling vor. Der Captain hatte gesagt, ich müsse aus einem besonderen Holz geschnitzt sein… Der Mann, den er für mutig und tapfer hielt, der den Anschein erweckte, als würde er sich nicht einmal von den gefährlichsten Monstern unterkriegen lassen – dieser Mann klemmte wie ein getretener Hund den Schwanz ein und gab auf.
Wenn Jack Davenport davon Kenntnis gehabt hätte, hätte er die Achtung vor mir verloren. Er wußte nicht, daß ich zum Airport unterwegs war. Niemand wußte es. Auch Wyatt Fonda nicht. Ich hatte mich nicht verabschiedet.
Sie würden denken, ich unterließ es, weil ich mich schämte.
Was ich tat, tat ich für Vicky… Aber Emily Fonda? Ließ ich sie nicht im Stich, wenn ich New York verließ. Wer sollte sie dann noch befreien? Captain Davenport war dazu nicht imstande.
Durfte ich Emily Fonda ihrem Schicksal überlassen?
Nein! Nein! Tausendmal nein!
Und ich hatte auch nicht die Absicht aufzugeben. Sie hatten mich noch lange nicht geschlagen. Ich fuhr zum Flugplatz, wie sie es haben wollten. Ich hatte sogar schon ein Ticket bestellt.
Aber ich hatte nie und nimmer die Absicht, abzureisen. Die Gegenseite sollte das nur denken. Ich wollte sie austricksen.
Deshalb die Fahrt mit dem Gepäck zum Flugplatz.
Die Sache mußte echt aussehen, damit der Bärtige seinen Komplizen berichten konnte: »Den Schnüffler sind wir los! Er wird uns keinen Ärger mehr machen!«
Ja, Freunde, so hättet ihr es gern, aber so spielen wir es nicht. In diesem Spiel gelten meine Regeln, und es ist erst zu Ende, wenn ich es sage!
Der Bärtige machte seine Sache sehr geschickt. Mal ließ er sich zurückfallen, so daß ihn einige Fahrzeuge überholen konnten, dann war er wieder hinter uns – oder auf einer anderen Fahrspur. Wenn er mir nicht schon mal aufgefallen wäre, hätte ich ihn diesmal wahrscheinlich nicht verdächtigt.
Als sich Gelegenheit dazu bot, musterte ich den Mann aus den Augenwinkeln. Er war ein Koloß, breitschultrig, und harte Muskel spannten sein weißes Hemd.
Er konnte mit seinen Fäusten bestimmt eine Menge Schaden anrichten, doch ich hatte trotzdem keine Angst vor ihm.
Na warte, dachte ich, während ich wieder unbeteiligt nach vorn sah, dich kaufe ich mir, Bruder!
Der Mann war der einzige Anhaltspunkt, den ich hatte, meine einzige Chance, Vicky Bonney und Emily Fonda zu finden, die einzige Verbindung zur Gegenseite.
Deshalb durfte ich ihn auf keinen Fall aus den Augen verlieren, und er durfte auch nicht merken, daß ich über ihn Bescheid wußte, sonst zog er sich entweder weit zurück, oder er ließ sich von jemandem ablösen, den ich nicht kannte.
Kennedy Airport.
Ich bezahlte die Fahrt und winkte einem Träger. Ich machte alles klar, was man tut, wenn man wirklich abreist, und hin und wieder sah ich unauffällig nach meinem Freund, dessen Gesicht große Genugtuung erkennen ließ.
Irrtum, Kamerad! dachte ich spöttisch. Tony Ballard bleibt! Dein Bericht, den du deinen Freunden übermitteln wirst, wird falsch sein!
Ich gab das Gepäck auf.
Es würde allein nach London reisen. Egal. Wenn ich etwas benötigte, würde ich es mir kaufen. Zum Glück war ich nicht arm
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