Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

040 - Paris, Stadt der Sünde

Titel: 040 - Paris, Stadt der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
Vom Netzwerk:
Manieren. Stimmt’s, Reading?“
    Sein Freund verneigte sich leicht. „Untadelige Manieren.“
    „Und nun hatte ich auch noch das Vergnügen, Ihre bezaubernde Schwester kennenzulernen ...“
    Miss Harriman gelang es mit erstaunlicher Behändigkeit, sich zwischen ihn und die entzückende Kleine zu stellen, und plötzlich ergab zu seiner Freude alles einen Sinn.
    Rohan liebte eine gewisse Ordnung in seinem Leben. Bizarre Vorkommnisse mochten zwar unterhaltsam sein, bedurften jedoch der Erklärung, bevor er sie genießen konnte.
    Das Bizarre an Elinor Harriman zu erforschen würde allerdings etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. „Ich bin Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit überaus dankbar“, sagte sie in einem abweisenden Ton, der keinen Widerspruch duldete. „Sie waren außerordentlich gütig, aber wir wollen Sie unter keinen Umständen länger als nötig von Ihren Gästen fernhalten.“
    Hätte er auch nur das geringste Interesse an der kleinen Schwester gehabt, hätte er Miss Harriman kurzerhand beiseitegeschoben. Rohan aber hatte genügend hübsche Mädchen und schöne Frauen besessen, um seinen Bedarf für ein ganzes Leben zu stillen.
    Diese streitbare Elinor Harriman erwies sich als wesentlich anregender. Er fühlte sich noch immer leicht erregt nach seiner erotischen Lektion in der Kutsche, und wenn er nicht vorgegeben hätte, einzuschlafen, hätte er ihr die Röcke hochgeschoben und sich mit ihr vergnügt.
    Sie stand dichter vor ihm, als klug für sie gewesen wäre, ließ jedoch in ihrer wilden Entschlossenheit, ihre Schwester vor seinen Blicken zu schützen, jede Vorsicht außer Acht. Und Charles Reading hatte bei seinem Auftauchen beinahe ein wenig entrückt gewirkt, selbst wenn Rohan wusste, dass sein junger Freund keine Zeit mit der Schwärmerei für eine mittellose Unschuld verschwendete. Schließlich hatte der es sich zum Ziel gesetzt, durch Heirat zu Ansehen und Vermögen zu kommen.
    „Zu gütig, Miss Harriman“, entgegnete Rohan ungerührt und fragte sich, wie weit sie gehen würde, um ihn loszuwerden. Ob sie ihm tatsächlich die Tür weisen würde?
    „Wir bedanken uns für Ihre Hilfe, Mylord“, wiederholte sie in ausgesuchter Höflichkeit, „und nun kommen wir ohne Sie zurecht.“
    Der Anflug eines Lächelns huschte über seine Lippen. „Sie sind ein imposanter Schutzengel. Meine Neugier ist gestillt, da ich mich vergewissert habe, welchen kostbaren Schatz Sie so tapfer hüten. Seien Sie versichert, ich bin zu übersättigt, um einer unschuldigen Schönheit zu verfallen. Ihre Schwester hat nichts zu befürchten.“
    „Nell“, meldete sich die junge Dame irritiert zu Wort. „Hörst du bitte auf, dich so lächerlich zu benehmen?“
    „Nell?“, wiederholte er. „Wie entzückend. Ich ...“
    „Leben Sie wohl, Mylord“, schnitt Miss Elinor Harriman ihm unmissverständlich das Wort ab.
    „Komm, Francis, lass uns gehen“, drängte Mr Reading. „Es wäre unverzeihlich, deine Gäste noch länger warten zu lassen.“
    „Ach ja“, sagte Rohan gedehnt und trat zögernd einen Schritt zurück.
    Lydia schob sich seitlich an Elinor vorbei. „Nochmals vielen Dank für Ihre Güte, Mr Reading. Und auch Ihnen danke ich, Mylord.“ Sie versank in einem anmutigen Knicks, sehr zum Missfallen ihrer Schwester, die sie mit einem tadelnden Stirnrunzeln bedachte.
    Es lag nicht in Rohans Natur, sich die Gelegenheit einer ironischen Bemerkung entgehen zu lassen. „Es war mir ein großes Vergnügen, Miss Lydia“, erwiderte er in seiner charmantesten Art, froh, sich an ihren Namen zu erinnern. „Der Anblick Ihrer Schönheit lohnt jede Mühe.“
    Ihre Schwester reagierte erwartungsgemäß. Sie presste die Lippen zusammen und straffte die Schultern. Wäre er jünger und ungestümer gewesen, hätte ihr mütterlicher Beschützerinstinkt ihn dazu verleitet, die hübsche kleine Schwester allein deswegen zu verführen. Mittlerweile war er solcher bösen Spiele überdrüssig und hatte zudem den Eindruck, Reading hätte keinen Gefallen daran gefunden.
    „Miss Harriman, stets zu Diensten“, sagte er stattdessen mit einer extravaganten Verbeugung in Elinors Richtung, mit der er ihr deutlich zu verstehen gab, dass er sich über sie lustig machte.
    Aber sie hatte sich bereits ihrer Schwester zugewandt, und sein Spott war vergeudet.
    Er schwieg, bis er zusammen mit Reading auf der Gasse vor dem baufälligen Haus stand. Die Kutsche wartete nur wenige Schritte entfernt. Sie hatte gelogen mit ihrer Behauptung, der Wagen sei

Weitere Kostenlose Bücher