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0400 - Jenseits-Melodie

0400 - Jenseits-Melodie

Titel: 0400 - Jenseits-Melodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gesehen hatte.
    »Rede endlich!«
    »Er hat es gesehen. Es war da. Manfredo besaß den Kontakt zu Aibon. Er gehörte zu den wenigen Auserwählten, die einen Blick nach drüben werfen durften, und er hat viel erfahren. Manfredo Cardinal war nicht nur Musiker, er galt als Magier der Musik, und daran muß viel Wahres gewesen sein, denn nur durch Magie war es möglich, nach Aibon zu gelangen und einen Teil seiner Geheimnisse zu ergründen. Ich habe ebenfalls von diesem Land gehört, als ich die Aufzeichnungen und Noten fand, die Manfredo hinterlassen hatte. Nicht Hanco hat sie gefunden, ich bin es gewesen. Ich habe sie ihm nur überlassen, damit er die Melodie spielen sollte. Er hat es getan und damit das Tor zu Aibon geöffnet, ohne es zu wissen. Plötzlich erlebte ich Aibon hier in meiner Wohnung. Es begann zu blühen, zu wachsen. Die gespielte Melodie holte einen Teil dieses Landes über die unsichtbare Grenze in unsere Welt. Ich durfte zuschauen und erleben, was sich hier tat, und ich war glücklich, bis ich die drohende Wolke erkannte, die sich über all das gelegt hatte.«
    »Welche Wolke?«
    »Der Schatten eines Toten«, antwortete sie raunend. »Manfredo Cardinais Schatten. Die Melodie hatte ihn gelockt. Er war sehr eigen gewesen, außerdem war es seine Melodie, und er wollte nicht, daß diese von einem anderen gespielt wurde. Das hat er uns klar und deutlich zu verstehen gegeben. Aber wer die Melodie einmal hörte, war besessen von ihr. Der mußte sie einfach spielen. Sie gehörte nur einem, und dieser eine wachte aus dem Jenseits darüber.«
    »Dann kam er zurück?«
    »Ja, so wie er die Welt verlassen hatte. All meine Warnungen nutzten nichts. Er zeigte sich in einer Gestalt, und er tötete so, wie er getötet worden war.«
    Ich dachte an den Kommissar. »Herr Baric, mein dritter Begleiter, hatte damit nichts zu tun.«
    »Nein, auch du im Prinzip nicht. Aber ihr seid Feinde von uns. Ihr wollt alles vernichten, und das können wir einfach nicht zulassen. Ich lasse mir diese Welt hier nicht mehr zerstören, hörst du? Das kommt nicht in Frage.«
    »Du bist sehr mit Aibon verbunden, Judith.«
    »Das stimmt.«
    »Und du hast keine Angst davor?«
    »Nein. Ich freue mich auf Aibon, denn ich weiß, daß es dort einen Platz für mich gibt. Dieses Land hat mir durch die gespielte Melodie einen Gruß geschickt. Schau dir die Pflanzen an. Wenn du drüben warst, mußt du sie gesehen haben, so wie Manfredo Cardinal, der ebenfalls zu den Bewunderern dieser Welt gehörte. Ich werde mein Haus erst verlassen, wenn eure drei Leichen verschlungen worden sind…«
    Sie lächelte mir noch einmal zu, ging einen Schritt zurück und wurde von der Pflanzenwelt verschluckt.
    Und doch hatte es sie gegeben, auch wenn sie mir vorgekommen war wie ein grüner Spuk. Ein leichtes Nachzittern der Lianen noch, dann rührte sich nichts mehr.
    Ich stand da wie festgewachsen und wußte tatsächlich nicht, was ich unternehmen sollte. Meine Gedanken kreisten um das Gespräch und Suko.
    Suko!
    Er konnte tot sein, brauchte es aber nicht. Irgendwo in diesem Wirrwarr mußte er stecken. Vielleicht war er schon von den Pflanzen angefressen, wenn es stimmte, was Judith von ihren Eigenschaften erzählt hatte.
    Durch das längere Starren auf die grüne Wand war ich ganz durcheinander. Ich hatte das Gefühl, als würde sich alles vor mir bewegen.
    Und aus irgendeinem Teil des undurchdringlichen Wirrwarrs meldete sich Judith mit höhnischer Stimme. »Du kommst hier nicht mehr raus. Keiner kommt hier weg. Aibon und ich haben es beschlossen. Ihr seid verflucht…«
    Sie hatte keine lange Rede gehalten, wie oftmals andere Gegner von ihr. Gerade ihre knappen Worte hatten mir klargemacht, daß sie es ernst meinte.
    Ich aber wollte Suko.
    Wenn Judith ihn mir nicht zurückgab, mußte ich sie dazu zwingen. Ich hatte mich an die hier herrschende Luft gewöhnt und konnte nachdenken, formulieren und Schlüsse ziehen wie zuvor.
    Mein Blick fiel nach links. Ich ging auch in diese Richtung und sah wieder das Monstrum aus Kopf und Hand.
    Es hatte die Tasten verlassen, hockte auf dem Flügel und starrte mir entgegen.
    Obwohl es mir nicht leichtfiel, ging ich auf ihn zu. Mein Kreuz ließ ich noch versteckt, statt dessen hatte ich meine rechte Hand in die Jackentasche geschoben und umklammerte dort einen schmalen Gegenstand, der nicht länger war als ein Zeigefinger.
    In dieser Haltung näherte ich mich dem Klavier.
    Manfredo Cardinal unternahm nichts. Seine dunklen Augen waren

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