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0400 - Jenseits-Melodie

0400 - Jenseits-Melodie

Titel: 0400 - Jenseits-Melodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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lachte leise. »Ideen haben manche, das ist wirklich sagenhaft.«
    Wir begannen mit der Durchsuchung des kleinen Urwaldes.
    Dabei mußten wir über große Wurzeln steigen, die erstarrten Schlangen ähnelten.
    Je näher wir heran kamen, um so intensiver wurde der Geruch. Er war ungewöhnlich. Ich bekam sogar leichte Kopfschmerzen, und jedesmal, wenn ich einen Fuß vorsetzte, traf ich zwar den Boden, glaubte aber dennoch, langsam dahinzuschweben.
    Und das warnte mich.
    So harmlos, wie der Wintergarten beim ersten Anblick wirkte, schien er doch nicht zu sein.
    Hier lauerte etwas.
    Ich hatte eine halbwegs freie Stelle entdeckt, mußte trotzdem noch einige Zweige zur Seite schieben, die sich wie Gummi anfühlten.
    Vor der Scheibe blieb ich stehen.
    Mein Blick fiel nach draußen und auf das Wasser. Der Wind kräuselte die Oberfläche zu kleinen Wellen. Die Segel der Boote und Surfbretter blähten sich auf. Nur noch wenige Schwimmer glitten durch das Wasser. Alles sah ich vor mir, war jedoch umgeben von einer unheimlich anmutenden Lautlosigkeit, so daß ich das Gefühl bekam, einen Stummfilm zu sehen. Obwohl ich praktisch direkt vor dem Wasser stand und auch die Bäume am anderen Ufer sah, kam ich mir vor, als wäre dies alles meilenweit von mir entfernt.
    Wer hier wohnte, lebte wie auf einer Insel. Und das sollte dieses Haus auch wohl sein.
    Ich drehte mich wieder um. Die Pflanzenarme, manche mit bunten, kleinen Blüten bedeckt oder grüngelb schimmernd, waren wieder zurückgedrückt worden und versperrten mir den Weg.
    Ich schob sie vor und hatte diesmal wesentlich mehr Mühe als auf dem Hinweg. Es sah fast so aus, als wollten die Pflanzen es nicht zulassen, daß ich wieder zurückging.
    Als ich mehr Kraft einsetzte, schaffte ich es schließlich, aber die Zweige klatschten immer wieder gegen meinen Körper, als stünden sie unter einer gewaltigen Spannung.
    Ich ließ diese Mauer hinter mir, schaute nach Suko und sah ihn nicht. Mein Freund war verschwunden.
    Dies alles fiel mir ein, jedoch erst nach einigen Sekunden, ein Zeichen, daß sich meine Kombinations- und Denkvorgänge verlangsamt hatten. »Suko?«
    Ich bekam keine Antwort. Allmählich wurde mir doch mulmig zumute. Meine Blicke tasteten die grünen Wände ab, und an manchen Stellen bewegten sie sich, als hätten die Zweige oder Äste ein Opfer gefunden. Sollte Suko das Haus verlassen haben, oder war er in eine Falle der Pflanzen gelaufen, wie ich mir ebenfalls gut vorstellen konnte?
    Da hörte ich den dumpfen Aufschlag.
    Wieder reagierte ich langsamer als gewöhnlich. Der Laut war nicht aus dem Wintergarten gekommen, sondern von draußen, wo sich der Flur befand. Da war jemand.
    Ich lief hin. Die Tür hatte ich mit drei Schritten erreicht, zog sie auf, starrte in den Flur und sah das Schreckliche.
    Nicht Suko lag auf dem Boden, sondern der Wiener Kommissar Baric. Man hatte ihn getötet.
    Er war geköpft worden!
    ***
    Dieses Bild mußte ich erst einmal verdauen. Unwillkürlich richtete ich meinen Blick gegen die Decke, von dort oben war die Gefahr wahrscheinlich gekommen, aber da sah ich nichts mehr. Wenn die Hand ihn tatsächlich getötet hatte, war sie sehr schnell wieder verschwunden.
    Ich ging wieder zurück. Nur einen Schritt, dann blieb ich stehen.
    Langsam hob ich meine Hand, strich über das Gesicht und wußte, daß wir in eine Falle getappt waren.
    Der Schock saß tief.
    Kommissar Baric hatte nur telefonieren wollen. Ob ihm das gelungen war, wußte ich nicht, jedenfalls hatte ihn die andere Seite grausam getötet. Ich schaute auf die dunkle Lache, die den Boden bedeckte, und spürte in meinem Hals den dicken Kloß. Wenn mich jetzt jemand angesprochen hätte, ich wäre nicht in der Lage gewesen, ihm eine Antwort zu geben.
    Verdammt, wenn ich nur nicht so schwerfällig im Denken gewesen wäre.
    Das kam noch hinzu, und plötzlich dachte ich auch wieder an meinen Freund Suko.
    Er war ebenfalls verschwunden. Da lag es auf der Hand, daß ihm etwas Ähnliches passiert war wie dem Kommissar. Ich verspürte eine leichte Angst davor, in den Wintergarten zurückzugehen und nach Suko zu suchen. Wenn ich ihn auch so fand…
    Ich schluckte den Kloß runter und ging trotzdem zurück. Als ich die Tür schließen wollte, begann das Spiel. Mit der Hand auf der Klinke erstarrte ich und lauschte den Pianoklängen.
    Wer spielte da?
    Ich drehte mich um.
    Dort stand kein Piano! Ich konnte in den Wintergarten hineinschauen, sah den Wirrwarr aus Pflanzen und Blüten, ging tiefer in

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