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0400 - Jenseits-Melodie

0400 - Jenseits-Melodie

Titel: 0400 - Jenseits-Melodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mußte sehr laut rufen, weil sich die Schreie des Wesens noch gesteigert hatten. Und ich war verstanden worden, denn ihre wütend klingende Stimme antwortete mir.
    »Ich sehe dich!«
    »Bestimmt auch die Hand mit dem Kopf.«
    »Ja.«
    »Dann weißt du, daß ich nicht geblufft habe. Also richte dich danach. Ich will meinen Freund zurückhaben. Erst dann werde ich die Hand von den Qualen erlösen.«
    Hoffentlich war ihr dieser Manfredo soviel wert, daß sie auch auf meinen Vorschlag einging. Wenn nicht, mußte ich mir eben etwas Neues einfallen lassen.
    Das hektische Schreien des Gebildes verstummte. Statt dessen war es zusammengesackt. Der Kopf lag auf der linken Seite, die Augen zeigten sich verdreht, der Mund stand offen, und aus ihm rann eine weißgelbe Flüssigkeit. Die gleiche, die aus den aufgerissenen Wunden der Hand quoll.
    »Hol ihn dir!«
    Ich zuckte zusammen, so laut hatte Judith geschrien. Um besser sehen zu können, ging ich einen Schritt vor. Endlich entdeckte ich sie auch. Sie stand zwar inmitten des Urwaldes, doch aus einer Lücke schaute ihre Hand hervor. Die Finger winkten mir heftig zu.
    Bevor ich ging, warf ich noch einen Blick auf das schreckliche Gebilde. Es litt stumm. Aus den Augen sprachen all die Qualen, die es unter meiner geschaffenen Magie zu ertragen hatte.
    Das hier war ein Kinderspiel. Ich mußte den Horror gezielt mit den gleichen Waffen bekämpfen.
    Und so ließ ich das Gebilde stehen, wandte ihm den Rücken zu und lief auf die Stelle zu, wo mir der Arm aus dem Lianenwirrwarr zuwinkte.
    Sie zeigte sich nicht ganz. Das irritierte mich ein wenig. Natürlich rechnete ich mit einem Trick, aber ich ließ meine Beretta stecken, da ich nicht wußte, was mit Suko angestellt worden war. Auch wollte ich Suko nicht, unnötig gefährden.
    Meine Schritte waren kaum zu hören, da ich immer wieder auf Pflanzen oder Blätter trat. Langsam kam ich meinem eigentlichen Ziel näher, und abermals sah ich ihre Hand mit den dunkel lackierten Nägeln in einer Lücke des grünen Wirrwarrs. Einen Schritt vor dem Pflanzendschungel blieb ich stehen. »Wo befindet sich mein Freund jetzt?«
    Aus dem Grün hörte ich die gesungene Antwort. »Komm näher. Komm in den Tunnel des aibonschen Waldes! Er wartet hier auf dich.«
    »Wenn er tot ist, lebst du auch nicht mehr lange!« versprach ich der Frau.
    »Keine Sorge, er lebt.« Sie hatte es in einem solch ungewöhnlichen Tonfall gesagt, daß ich allmählich daran zweifelte.
    Zeit wollte ich auch nicht mehr verlieren, so ging ich den letzten Schritt und faßte in die gummiartigen Zweige hinein, um mir eine Lücke zu schaffen.
    Dann sah ich Suko, er war in dem Schlingenwirrwarr gefangen, und es ging ihm verdammt schlecht…
    ***
    Mein kalter, auch zornerfüllter Blick traf die rechts neben mir stehende Judith, bevor ich wieder Suko anschaute und ihren hämisch gesprochenen Kommentar hörte.
    »Ich habe es dir doch gesagt, dein Freund lebt.«
    »Ja, aber er ist mehr tot als lebendig.«
    Sie lachte leise und gemein. »Schon möglich. Du weißt ja, die Pflanzen brauchen Nahrung.«
    Die Hand hatte ich schon geballt und konnte mich im letzten Augenblick zusammenreißen, um Judith nicht ins Gesicht zu schlagen. Es war auch besser, wenn ich mich um Suko kümmerte, der vor mir, etwa in Kopfhöhe, waagerecht lag und von mehreren Lianen von oben bis unten umschlungen wurde.
    Suko schaute mich mit unsagbar müde wirkenden Augen an. In seinem Blick spiegelten sich die erlittenen Qualen, so daß die Wut in mir hochstieg.
    Er war schwach und konnte nur flüstern. »Sie haben mich erwischt, John. Es ist wie Säure. Ich habe das Gefühl, zerteilt zu werden. Bei lebendigem Leibe. Die Kleidung ist schon durch. Ich kann mich nicht bewegen, ich…«
    Meine heftige Handbewegung stoppte ihn. Ich fuhr herum und packte Judith. Mit einem sicheren Griff zog ich sie zu mir heran.
    »Du hast dafür gesorgt, daß mein Partner überhaupt in diese Situation gekommen ist. Jetzt sorge dafür, daß er sich wieder befreien kann!«
    »Und Manfredo?«
    »Um den kümmern wir uns auch. Er lebt. Du kannst ihn rufen oder fragen. Aber beeile dich jetzt. Ich will nicht noch länger warten, verdammt!«
    Auf einmal leistete sie keinen Widerstand mehr, nickte mir zu und zeigte sich mit allem einverstanden. »Ja, du hast gewonnen. Ich werde deinen Freund befreien.« Sie schob sich näher an Suko heran, ich ging einen Schritt zurück, und genau in diesem Augenblick schlug sie zu.
    Es war ein gemeiner Treffer, der

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