0401 - Das Vampir-Internat
gewaltige Woge.
Ich hörte sie sprechen, zischen und kreischen. Sie waren zu tobenden kleinen Bestien geworden, schlugen nach mir, sodass ich gezwungen war, mich zusammenzurollen, das Netz immer noch auf meinem Körper.
Ich empfing die ersten Tritte, hörte wieder meinen Freund Bill fluchen und biss die Zähne zusammen, als mir ein scharfer Schmerz über den Rücken fuhr, wo mich abermals ein Hieb erwischt hatte.
Das machte keinen Spaß mehr, und es war auch kein Spaß. Diese Kinder konnte man als Besessene bezeichnen, die unter dem Bann eines gefährlichen Dämons standen.
Sie schlugen weiter und schrien dabei Worte, die mir unter die Haut gingen. »Wir werden ihn Acron opfern. Er wird sein Blut schon nehmen. Und er wird leben. Ja, Acron. Er braucht das Blut!«
So ging es immer weiter, während ich versuchte, mich möglichst vor den Tritten und Schlägen zu schützen, was mir natürlich nur unzureichend gelang.
Am besten war es, wenn ich überhaupt keine Reaktion zeigte und mich nicht wehrte. Dann würden sie von allein aufhören.
Das geschah auch.
Als hätten sie einen geheimen Befehl erhalten, ließen sie plötzlich von mir ab. Aber sie verzogen sich nicht auf ihre ehemaligen Plätze, sondern blieben in meiner Nähe.
Im Gegensatz zu Bill war ich ruhig. Mein Freundbeschwerte sich ächzend. Keiner von uns hatte damit gerechnet, dass der Angriff von oben erfolgen würde, außerdem war da noch ein Pfiff erklungen. Wer ihn ausgestoßen hatte, wusste ich nicht. Es war keiner von denen gewesen, die am Trichter gesessen hatten. Mit dem Gesicht lag ich im Dreck. Die Erde war weich und feucht. Die Halbwüchsigen hatten mich überall getroffen. Es gab wohl kaum eine Stelle am Körper, die nicht schmerzte.
Einige der kleinen Gestalten bewegten sich. Ich hörte ihre Schritte und dann eine helle Stimme, die trotzdem scharf und irgendwie kalt klang. Unterschwellig hörte ich eine gewisse Gnadenlosigkeit heraus. »Wo hast du so lange gesteckt, Bobby?«
»Ich konnte nicht. Tut mir Leid, Peter.«
»Wieso konntest du nicht?«
»Mein Vater hat mich erwischt.«
»Und?«
»Er zeigte mir ein Kreuz!«
Peter kreischte. »Dieser Hundesohn. Aber nicht mehr lange. Bald ist es so weit. Dann stehen wir Acron gegenüber.«
»Ja, ja!« riefen die anderen. »Wir warten auf Acron.«
Die Burschen waren abgelenkt. Sehr vorsichtig bewegte ich meinen Kopf, der zum Glück am wenigsten abbekommen hatte, und schaute nach links. Ich sah sie außerhalb des Netzes. Ihre Kutten hatten eine dunkle Farbe. Das Licht in der Mulde war verloschen, sodass sich die kleinen Gestalten kaum vom Hintergrund abhoben.
Sie standen zusammen und sprachen miteinander. Diesmal flüsternd und wispernd. Worum sich das Thema drehte, konnte ich mir gut vorstellen, jedenfalls unterhielten sie sich über einen »Zeugen«, den sie nicht gebrauchen konnten.
Ich erschrak zutiefst. Wie tief mussten diese Jungen gesunken sein, dass sie schon so redeten? Dieser Acron musste sie voll und ganz unter seinem Bann halten.
Solange sie abgelenkt waren, konnte ich etwas unternehmen.
Über mir lag das Netz. Durch meine Bewegungenwar es mir gelungen, mich so weit zur Seite zu rollen, dass ich ziemlich an den Rand des Netzes geraten war.
Vielleicht war es nur eine Körperlänge entfernt. Diese Strecke musste ich einfach schaffen.
Auf meine blauen Flecken achtete ich dabei nicht, als ich mich schlangengleich in Richtung Netzrand hindrehte. Den Kopf hielt ich dabei so, dass ich die anderen erkennen konnte, die noch immer zusammenstanden und nichts taten.
Sie berieten, was sie mit uns anstellen sollten. Ich hatte Gelegenheit, die Distanz zu verkürzen. Über meinen Rücken schleiften die Maschen hinweg. Nach wenigen Sekunden schon lag der Netzrand zum Greifen nahe vor mir. Ich schöpfte neue Hoffnung, die in dem Augenblick zerbrach, als sich einer der Jungen umdrehte. Ich sah ihn nur noch als kreiselnden Schatten, hörte aber seinen wütenden Schrei, der die anderen alarmierte. Ehe die angreifen konnten, sprang er schon auf mich zu, hatte den rechten Fuß angehoben und wollte gegen meinen Kopf treten.
Ich war schneller.
Noch bevor mich der Schuh berührte, hatte ich den Knöchel umklammert. Dass sich zwischen ihm und meiner Hand noch die Netzfäden befanden, störte mich nicht weiter. Ich zog mit einem heftigen Ruck am Bein, hörte den Schrei und sah, wie der andere plötzlich waagerecht in der Luft schwebte.
Die anderen sahen dies, und nun zeigte sich, dass sie keine kalten
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