0401 - Das Vampir-Internat
Ich half ihm bei seinen Bemühungen und musste ihn auf die Beine zerren, denn er hatte mehr abgekriegt als ich. Auf der Stirn war Haut aufgeplatzt. Am Hinterkopf »schmückte« ihn eine Beule.
»Mein lieber Schwan«, flüsterte der Reporter. »Ich bin doch richtig weggetreten.« Er presste seine Handfläche gegen den Kopf.
»Verdammt, John, das waren Kinder.«
»Ich weiß.«
»Das kann ich kaum glauben.«
»Vielleicht können uns die Eltern eine Antwort geben. Wir werden sie fragen.«
Die Eltern zeigten sich bedrückt. Der Mann hatte seine Hand auf die Schultern der Frau gelegt und redete leise auf sie ein. Erst als wir vor ihnen standen, verstummte er.
Wir erfuhren, dass sie Margret und Harry Belmont hießen und einen Sohn namens Bobby hatten, der auf dem Internat zur Schule ging, aber des Abends nach Hause kam, um dort zu schlafen, denn die Schule war nicht weit vom Wohnort der Belmonts entfernt.
Dann erzählten sie uns ihre Geschichte, und ich musste zugeben, dass sie viel mitgemacht hatten. Sie konnten sich die Wandlung ihres Sohnes aber nicht erklären. – Ich fragte sie nach Acron.
»Er ist ein Vampir«, flüsterte der Mann.
»Den Sie noch nie gesehen haben?«
»Das stimmt, Sir.«
Was sollte man da sagen? Nichts oder nicht viel. Auch wir wussten nicht, wie alles zusammenhing, aber uns war klar, dass die Schule einiges damit zu tun haben musste.
Das meinten auch die Belmonts.
»Wir könnten hinfahren!«
Ich wollte auf Bills Vorschlag erst zustimmend nicken, dann fragte ich, was das wohl bringen würde.
»Beweise.«
»Glaube ich nicht. Und was sollen wir sagen, Bill?«
»Dass wir hier im Wald…«
Ich winkte ab. »Das hat keinen Sinn. Wenn wir hinfahren, müssten wir einen besseren Grund haben. Und weshalb sollen wir sie warnen? Wir werden uns das Internat morgen ansehen.«
»Was machen wir bis dahin?«
»Du kannst deine Wunden pflegen, Bill. Ich besichtige mal den Krater.«
Aus ihm war das Licht gedrungen, und um ihn hatten auch die sieben Gestalten gesessen.
Vorsichtig näherte ich mich dem Rand. Die anderen blieben zurück. Meine Schritte raschelten im alten Laub, und ich sah die Druckstellen im Boden, wo die Jungen gesessen hatten.
Zwischen zwei »Plätze« trat ich und blieb stehen. Mein Blick fiel in den Krater.
In einen völlig normalen, mit Laub, Zweigen und kleinen Ästen gefüllten Krater, der auch kein bläulich weißes Licht ausstrahlte.
Ich schaute zurück. Bill Conolly stand neben dem Ehepaar Belmont. »Hast du was entdeckt, John?«
»Nein.«
»Kein Licht oder so?«
»Nur Laub.«
Bill, gab nicht auf. »Wir sind doch nicht blind gewesen. Vielleicht ist das Licht darunter verborgen.«
»Das werde ich gleich wissen. Ich gehe nämlich hinein.«
»Aber gib Acht.«
Ich winkte ab, drehte mich und betrat den inneren Kraterrand.
Das rechte Bein hatte ich vorgesetzt, denn der Hang war ziemlich steil.
Dicht über dem Grund der Mulde ging es schließlich besser. Noch zwei Schritte, dann hatte ich es geschafft, blieb im Krater stehen, spürte aber unter mir ebenfalls nur weichen Boden.
Natürlich hatte ich keine Lust, das Laub mit den Händen wegzuräumen. Ein in der Mulde liegender Ast fiel mir auf. An seinem Ende zweigten mehrere dünne Holzarme ab, sodass er fast die Form eines Besens hatte.
Ich packte den Ast und schaufelte das Laub zur Seite. Nichts war da. Kein Glasboden, kein Licht, keine Lampe, kein Spiegel, nur der normale Untergrund.
Aber woher war das Leuchten gekommen?
Auf diese Frage konnte mir die Mulde keine Antwort geben. Ich wollte schon wieder gehen, als mir etwas auffiel. Zwischen dem aufgewirbelten Laub blinkte etwas. Zuerst dachte ich an eine Münze.
Ich bückte mich. Was es genau war, wusste ich auch nicht. Das konnte Kunststoff, aber auch Glas sein.
Ich kletterte wieder aus der Mulde, ging achselzuckend auf die Wartenden zu und sagte: »Nichts. Bis auf diese Kleinigkeit.«
»Welche?«
Ich holte das helle Plättchen hervor und reichte es herum.
Die Belmonts konnten damit nichts anfangen. Bill auch nicht. Nur bewies er Phantasie. »Sieht aus wie ein Chip, den man bei Computern verwendet.«
»Wenigstens hat er die Größe«, gab ich ihm teilweise Recht.
»Aber ich wüsste nicht, was das mit unserem Sohn zu tun haben sollte«, sagte Margret.
Ich ebenfalls nicht, und so schlug ich vor, von hier zu verschwinden.
»Also nicht zur Schule?« fragte mich Harry Belmont.
»Nein.«
»Fahren Sie denn wirklich morgen Früh hin?«
»Darauf können Sie
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