0401 - Das Vampir-Internat
hören.
Mein Blick fiel auf den in der zweiten Reihe sitzenden Peter Wade. Hatte er vielleicht etwas bemerkt, fühlte er etwas? Benahm er sich nicht auch anders?
Doch Peter, den ich als Anführer der Gruppe einstufte, zeigte eine ebensolche Gleichgültigkeit wie auch die anderen Schüler.
Der Chip befand sich in meiner Faust. Ich streckte den Arm vor und öffnete die Hand.
Jetzt lag er frei auf der Fläche.
In den folgenden Sekunden geschah nichts. Bis jemand in der letzten Reihe aufstand.
Diese Bewegung hatte Signalwirkung, denn auch andere erhoben sich von ihren Plätzen.
Sie sahen mich, meine Hand – und den Chip!
Und plötzlich geschah es.
Der Chip reagierte, und Peter Wade stieß einen gellenden Schrei aus.
***
Shao lächelte ihren Partner über den Frühstückstisch hinweg an:
»Du bist hier, wir haben Samstag, und John Sinclair ist mal wieder unterwegs. So muss das sein.«
Suko schaute von seiner Teetasse hoch. »Wieso?«
»Das finde ich. Er ist Junggeselle. Um Wochenendfälle kann er sich kümmern.«
»Du vergisst Bill.«
Shaos Hand, die nach der Teekanne hatte greifen wollen, blieb auf dem Griff liegen, ohne die Kanne in die Höhe zu heben. »Wieso erwähnst du ihn? Was meinst du damit?«
»Weißt du das nicht?«
»Nein.«
Suko lehnte sich zurück. Dabei rutschte die Zeitung von seinen Knien und fiel zu Boden. »Das ist ganz einfach. Bill Conolly ist mit zu diesem Internat gefahren.«
»Dann ist Sheila ja allein.«
»So kann man es sehen.«
»Hm.« Shao überlegte, während Suko den letzten Rest Ei aus der Schale holte. Er wusste genau, dass hinter der schmalen Stirn seiner Freundin die Gedanken verrückt spielten, sie nach irgendetwas suchte und plötzlich zu einem Ergebnis gekommen war. »Ich hab’s.«
»Und was?«
»Wenn Bill weg ist, können wir ja Sheila einladen. Dann ist sie nicht so allein am Abend. Außerdem sind wir ihr das schuldig. Sie hat uns oft genug eingeladen.«
»Wer weiß, ob sie überhaupt Zeit hat.«
»Das können wir feststellen, nicht wahr.« Shao rückte ihren Stuhl zurück. »Und zwar gleich.«
Suko kam mit einem Einspruch. »Meinst du nicht, dass es noch etwas zu früh für einen Anruf ist?«
»Wieso? Die Conollys haben einen Sohn. Glaubst du denn, dass Johnny seine Mutter bis zum Mittag schlafen lässt?«
»Nein, eigentlich nicht.«
»Na bitte.« Wenn Shao etwas wollte, ließ sie sich auch durch Geld und gute Worte nicht davon abbringen. Indiesem Fall musste sie den Anruf bei den Conollys zunächst zurückstellen, weil sich der Apparat in dem Augenblick meldete, als sie den Hörer abnehmen wollte.
»Wer kann das denn sein?« fragte sie.
»Vielleicht Sheila, die die gleiche Idee gehabt hat wie du«, erwiderte Suko ein wenig brummig. Er ärgerte sich darüber, dass er zu Hause saß, während John und Bill auf »Tour« waren. »Aber wenn du abhebst, wirst du es wissen.«
»So schlau bin ich auch.« Shao schüttelte den Kopf. Sie konnte die miese Laune ihres Partners nicht verstehen. Ihre Stimme klang locker, als sie sich meldete. Suko, der sie beobachtete, sah, dass sich ihr Gesicht plötzlich verzog. Da war wohl nicht Sheila Conolly am anderen Ende der Leitung. »Für dich, Suko.«
»Und wer?«
Shao holte tief Luft, während sie Suko den Hörer reichte. »Wer kann das schon sein? Deine Firma. Hast du mir doch etwas verschwiegen?«
»Nicht, dass ich wüsste.« Er klemmte den Hörer zwischen Schulter und Kinn. »Ja, was ist denn?«
Es war ein Kollege aus der Fahndungsabteilung. »Wir wollten Sie nur über einiges informieren. Leider haben wir John Sinclair nicht erreicht. Da Sie beide zusammenarbeiten…«
»Kommen Sie bitte zur Sache!«
»Okay, es ist Folgendes: Ihr Kollege hat uns über Acron etwas gefragt. Wir konnten ihm nur sagen, dass es ein Konzern der Elektronik und Unterhaltungsbranche ist. Wir forschten weiter nach und stellten fest, dass es einige Ungereimtheiten gegeben hat. Der Konzern selbst scheint gesund zu sein, nur zwei seiner Topmanager sind unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen.«
»Ach. Kennen Sie Details?«
»Nein. Nur nimmt man an, dass es kein normaler Tod war.«
»Wer hat denn die Fälle bearbeitet?«
»Wir nicht. Ich glaube, da hat der Geheimdienst mitgemischt. Das war alles. Wenn die Leute mehr wissen, sagen sie es uns nicht und halten sich bedeckt.«
»Gut, ich bedanke mich und werde es John ausrichten.«
»All right.«
Suko war sehr nachdenklich, als er den Hörer wieder auf den Apparat
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