0402 - Der Feuerkult
immer nur dich.«
»Weißt du das wirklich nicht?«
»Sonst hätte ich nicht gefragt.«
»Baal und ich!«
Suko schwieg. Er war im Moment zu überrascht und hätte nicht gedacht, dass der Götze Baal einen so großen Wirkungskreis hatte.
In Spanien hatte er ihn praktisch durch Okastra erlebt, John Sinclair war ihm in der Vergangenheit begegnet, und nun sollte er auch Einfluss auf die keltische Magie gehabt haben. Wenn man den Faden weiterspann, konnte man auf die Druiden zurückkommen, und da lag Aibon nur einen Katzensprung entfernt. Schloss sich mal wieder der Kreis?
Noch wusste Suko einfach zu wenig, um darüber weiter nachdenken zu können. Wichtig für ihn war es, aus dieser Falle herauszukommen. Er blickte durch die Scheibe. Das Sonnenlicht fiel schräg auf den Parkplatz. Der Staub glitzerte wie krümeliges Glas. Suko hatte die Hände am Lenkrad gelassen, und er hörte, wie die Frau sprach.
»Du hättest nicht fliegen sollen. Es war dein Fehler. Jetzt wird man dich als Asche nach London zurückbringen.«
Suko tat noch immer nichts. Er sagte nur: »Du machst einen großen Fehler, Belisana.«
»Und welchen?«
»Du hast dich mit Akim Samaran eingelassen. Er will dich benutzen. Er braucht deinen Feuerkult.«
»Das stört mich nicht.«
»Aber er wird dich anschließend fallen lassen, daran solltest du denken.«
»Das kann er nicht.« Sie lachte leise.
»Wieso nicht?«
»Ich weiß zu viel über gewisse Dinge. Samaran will den Dunklen Gral. Er hat es bei den ersten Versuchen nicht geschafft. Jetzt probiert er es andersrum. Verstehst du?«
»Fast.«
»Es gibt immer viele Möglichkeiten, zu einem Ziel zu gelangen. Die eine davon ist über den Feuerkult.«
»Aber nicht über Acron!«
»Wer weiß.«
Suko fragte weiter. »Was hast du mit dem Dunklen Gral zu tun, Belisana? Du bist eine Dienerin des Götzen Baal, mehr nicht. Du kannst den Dunklen Gral…«
»Oh, ich kenne ihn. Sogar sehr gut. Schließlich hat es einmal die Templer gegeben, die mehr über ihn wussten und die auch abtrünnig wurden, wie du sicher weißt.«
Suko atmete durch die Nase ein. Nach diesen Antworten war er noch verwirrt. Da öffneten sich plötzlich völlig neue Dimensionen.
Belisana wusste tatsächlich einiges. Nur war sie nicht die Person, die ihr Wissen auch in die Tat umsetzen konnte. Zwischen Theorie und Praxis gab es eben Unterschiede.
Der Staub blieb. Suko hörte schwach die Geräusche der an- und abfahrenden Wagen. Hinter dem staubigen Buschgürtel wuchs eine Hauswand hoch. Sie war weiß gestrichen worden und zeigte in der unteren Hälfte Sponti-Sprüche.
Das alles sah so normal aus, aber die Hitze in seinem Nacken empfand er als unnormal.
Suko spürte schon die warmen Hände – oder waren es bereits Flammen? Belisana hatte sich zur Seite gebeugt. In ihren Augen tanzte das Feuer, der Chinese sah die kleinen Flammen auch zwischen den Haaren züngeln und ebenfalls aus den Nasenlöchern schießen.
Belisana brannte bereits.
Und er würde auch gleich brennen.
Seine linke Hand näherte sich der Tür. Wenn er gegen sie antrat, dann nicht im Wagen, sondern draußen.
Und da standen plötzlich die Männer.
Typen, die nicht nur wie Polizisten aussahen, sondern es auch waren. Sie hatten sich in Combat-Stellung aufgebaut, hielten die Waffen in ihren Händen, und Suko erkannte unter den vier Männern auch Clive Monterrey.
Er war es, der sprach und mit seinen Worten Belisana meinte:
»Rauskommen! Und keine falsche Bewegung!«
***
Suko wusste genau, dass dies nicht gut gehen konnte. Belisana war einfach zu stark. Sie würde sich nicht von Polizisten und auch nicht durch Kugeln aufhalten lassen, aber sie stellte ihren Plan, Suko zu töten, zunächst einmal zurück.
»Sind das deine Freunde?«
»Nein.«
In den Augen bewegte sich das Feuer noch hektischer. »Ich werde sie ebenfalls töten!«
Suko starrte sie an. Seine linke Hand befand sich bereits am Türhebel. Er wusste, dass diese Frau kein Pardon kannte. »Einen Moment noch,« sagte er und bewegte den rechten Arm. Mit dem Finger deutete er auf die Scheibe. »Da, schau!«
Die Rothaarige drehte tatsächlich den Kopf. Es war nur eine kurze Bewegung, aber sie kostete Zeit, und die musste der Chinese einfach ausnutzen.
Er drückte den Türhebel herum, presste seinen Ellenbogen von innen gegen den Wagenschlag und rammte ihn auf.
Danach ging alles blitzschnell. Suko sah, wie einer der Beamten zur Seite sprang. Er hatte den Boden noch nicht berührt, als er den Männern
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