0402 - Der Feuerkult
habe mir schon so etwas gedacht und Sie rechtlich abgesichert. Sie bekommen einen Durchsuchungsbefehl und können auch in der Nacht die Halle betreten.«
Das war gut. »Und mein Flug nach Frisco?«
»Ist vorerst zurückgestellt worden.«
Ob ich dies als positiv oder weniger glücklich einstufen sollte, wollte ich zunächst dahingestellt sein lassen. In Anbetracht der Lage war es allerdings besser, wenn wir uns um die Londoner Niederlassung des Acron-Konzerns kümmerten.
»Wo finden wir die Filiale?« fragte Bill.
Sir James lächelte schmal, bevor er uns die Antwort gab. »Acron Castle liegt in der Nähe von Schloss Windsor. Allerdings näher an London.«
»Was?« rief ich. »Acron Castle?«
»Ja. Man hat die Tochterfirma in einem alten Schloss untergebracht. Das ist sehr außergewöhnlich, aber es stand damals zum Verkauf, wie ich erfahren habe, und direkt in London waren die Grundstücke Mangelware. Acron Castle sollte nur vorübergehend sein.«
Bill schnippte mit den Fingern. »Ich weiß, wo es sich befindet,« erklärte er. »Vor kurzem bin ich sogar daran vorbeigefahren. Auf dem Schloss weht die Fahne des Konzerns. Auf hellblauem Grund ein silberfarbenes A.«
»Ja, das stimmt,« pflichtete Sir James bei.
Ich wandte mich an meinen Chef. »Haben Sie noch mehr Informationen für uns?«
»Leider nicht. Sie wissen ja, John, diese Geheimdienstleute halten sich bedeckt.«
»Und wie ist es mit den Leichen der beiden Männer? Können wir uns die wenigstens anschauen?«
»Sie sprechen von den Managern.« Sir James hob die Schultern.
»Auch hier bin ich an Grenzen gestoßen. Man hat sich nicht konkret ausgedrückt. Es war ihnen nicht recht, deshalb fragte ich nicht weiter. Es glich schon einem Wunder, dass man Suko überhaupt Informationen gegeben hat.«
»Aber Sie haben blendende Beziehungen zum Innenminister, Sir.«
»Die habe ich, sonst wüsste ich nicht so viel über den Konzern, obwohl es im Prinzip wenig ist.«
Sir James erhob sich. »Tun Sie Ihr Bestes.«
Auch wir standen auf. Bill war natürlich mit von der Partie, wollte aber noch Sheila Bescheid geben, damit sie sich keine Sorgen zu machen brauchte. Der Reporter rief direkt von Sir James Büro aus an.
Als er den Hörer wieder auflegte, wedelte er mit der Hand.
»Ärger?« fragte ich.
»Nein, nicht direkt. Shao ist bei uns. Sie scheint auf Suko sauer zu sein, dass er so plötzlich geflogen ist. Der war nicht mehr zu halten, wie Sheila mir sagte.«
»Es ist sein Job!« erklärte Sir James.
»Das sage ich auch immer.«
»Nur stimmt es bei ihm,« nahm ich Suko in Schutz und ging bereits zur Tür.
Bill folgte mir. Auf dem Gang meinte er: »Ich bin zwar kein Hellseher, John, aber ich habe das unbestimmte Gefühl, dass sich über unseren Köpfen etwas Schreckliches zusammenbraut.«
»Wem sagst du das, alter Junge?«
***
Es geschah alles so schnell, dass nur wenige Passagiere etwas von diesem Vorgang bemerkten. Urplötzlich brannte die Rothaarige lichterloh, und Suko sah, wie sich ihre Haare hochstellten und eine Verbindung mit dem Feuer eingingen.
Belisana war zu einem rauschenden Feuerball geworden, der nicht auf dem Boden der Maschine stehen blieb, sondern in die Höhe stieg und mit seinem flackernden, tanzenden Licht einen Teil des Passagierraumes ausfüllte.
»Feuer!« schrie einer und riss die anderen Passagiere aus dem Schlaf.
Noch wussten Sie nicht so recht, wie ihnen geschah. Suko sah noch, wie die beiden Stewardessen hervorstürzten, dann interessierte ihn nicht mehr, was um ihn herum vorging. Er wollte einzig und allein diese gefährliche Belisana stellen.
Feuer löscht man mit Wasser.
Es bei diesem hier zu versuchen hatte keinen Sinn, weil es magisch beeinflusst war und wahrscheinlich nur auf die Personen übergriff, die sich Belisana ausgesucht hatte.
Auch Suko hätte – da konnte er so schnell sein, wie er wollte – wohl kaum eine Chance gehabt, wäre ihm die Stewardess mit den Mandelaugen nicht zu Hilfe geeilt.
Sie hatte die Lage blitzschnell erfasst und ebenso schnell einen der Feuerlöscher gegriffen, die Verplombung gelöst, den Kontakthebel gedrückt und den weißen Strahl auf die Gestalt gerichtet.
Das Mädchen stand breitbeinig im Mittelgang. Die Arme vorgestreckt, in den Händen den Löscher, so bekämpfte sie mit dem breiten Schaumstreifen das Feuer. Ohne Erfolg, die Rothaarige brannte weiter.
Sie wurde von dem hellen Schaum zwar bedeckt wie von einem Mantel, aber die Flammen konnten nicht gelöscht werden.
Weitere Kostenlose Bücher