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0403 - Das Auge des Jägers

0403 - Das Auge des Jägers

Titel: 0403 - Das Auge des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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abgerissen. Die Druiden selbst konnten ihnen nicht helfen, zurückzukehren, wie es Ivetac in einem kurzen Gespräch angedeutet hatte, weil für sie, aus ihrer Situation heraus, die Zukunft noch nicht gefestigt war. Ein »Zielen« war deshalb unmöglich. Merlins Zukunftsring lag im Tresor im Château Montagne, unerreichbar weit entfernt…
    Wenn sie Pech hatten, würden sie bis an ihr Lebensende hier bleiben müssen – das hieß, bis zur Vernichtung der Wunderwelten…
    Aber Zamorra konnte sich nicht vorstellen, daß das geschehen würde. Immerhin hatte Sara Moon sie bei der Zerstörung des Systems hier nicht vorgefunden.
    Was allerdings auch bedeuten konnte, daß sie zu jenem Zeitpunkt bereits tot waren…
    Zamorra schüttelte sich. Er musste sich von diesen unerfreulichen Gedanken lösen. Sie brachten jetzt nichts. Alles zu seiner Zeit…
    »Was hast du vor?« erkundigte er sich.
    »Ich will versuchen, über unseren Dhyarra-Kristall an dieses Programmgehirn heranzukommen«, sagte Nicole. »Vielleicht schaffe ich es, daß beide auf der gleichen Frequenz schwingen. Dann könnten wir das gesamte Speicherwissen übernehmen.«
    »Da hast du dir eine Menge vorgenommen«, sagte Zamorra.
    Nicole lächelte. »Ich schaff's«, behauptete sie. »Du wirst sehen.«
    ***
    Sie schaffte es. Aber es brauchte Zeit und Mühe. Zwischendurch löste Zamorra sie einmal kurz ab, damit sie etwas neue Kraft schöpfen konnte, aber nach gut anderthalb Stunden war sie soweit. Sie hatte die Schwingungen des Schwarzkristalls denen des Dhyarra anpassen können, hatte dem Programmgehirn die Dhyarra-Frequenz aufgezwungen.
    Das bedeutete noch längst nicht, daß dieser Schwarzkristall zu einem normalen Dhyarra zurückgeformt werden konnte. Das überstieg die Fähigkeiten aller hier Versammelten bei weitem, zumal sie nicht einmal wussten, wie sie diese Rückveränderung hätten durchführen sollen.
    Aber immerhin konnten sie nun das Speicherwissen des Programmgehirns abrufen. Irgendwo musste darin doch ein Hinweis auf den Herstellungsort des Roboters zu finden sein. Und wenn man den erst einmal hatte, hatte man auch das Versteck der Meeghs…
    Mittlerweile waren auch Gryf und Teri wieder erwacht. Gespannt sahen sie zu.
    Informationen flossen.
    Nicole umschloß den Dhyarra mit beiden Händen. Ein Gewitter aus nadelfeinen Blitzen flirrte zwischen den beiden Kristallen, schwarz, wo sie den Programmkristall verließen, sich langsam verfärbend und in strahlendem Lichtblau, wo sie den Dhyarra erreichten. Es knisterte und knallte. Ozongeruch breitete sich aus, deutliches Zeichen dafür, daß in diesen Blitzen doch noch mehr steckte als nur Magie. Hier flirrte echte Elektrizität. Und doch wurde Nicole davon nicht verletzt, obgleich die Blitze auch ihre Hände umknisterten.
    Nicoles Gesicht verhärtete sich plötzlich. Dann riß sie die Hände zurück, ließ den Kristall fallen, warf sich zurück. Gerade noch rechtzeitig. Denn aus dem Schwarzkristall zuckte eine düstere Stichflamme. Es gab einen dumpfen Knall, der in ein gewaltiges Gewittergrollen ausuferte. Dann zischten glühend heiße Kristallsplitter durch die Luft. Zamorra warf sich schützend zwischen den explodierenden Schwarzkristall und Nicole. Er spürte, wie ein paar Splitter auf das Rückenteil seines Overalls schlugen, spürte aber keine Hitze mehr, während sie verglühten. Das Material dieses »Kampfanzuges« war stabil genug, alle äußeren Einflüsse abzuwehren.
    Gryf und Teri hatten sich mit einem gemeinsamen Magieschirm geschützt.
    Die Wände des Zimmers dagegen waren ungeschützt gewesen. Überall waren Splitter eingeschlagen. Sie lösten sich glühend auf, brannten aber tiefe Wunden in die pflanzliche, verformbare Substanz. Das Haus begann zu zucken. Es spürte wohl erheblichen Schmerz. Die Wände veränderten sich, das Zimmer wurde kleiner.
    »Raus hier«, rief Zamorra. »Solange es noch geht. Es kann sein, daß das Haus durchdreht!«
    Er zog Nicole mit sich, öffnete eine Tür und verließ das Haus. Gryf und Teri verschwanden im zeitlosen Sprung und kamen draußen wieder an. Gryf hatte reaktionsschnell noch Merlins Sichel an sich genommen, während Zamorra den Dhyarra-Kristall aufgehoben hatte.
    Das Zucken und Pulsieren war auf das gesamte Haus übergegangen. Es verstärkte sich immer weiter.
    »Es schreit«, flüsterte Teri. Sie griff sich an die Schläfen. »Es schreit auf Gedankenbasis. Hört ihr es nicht?«
    Ein paar vorüberkommende Druiden wurden aufmerksam und blieben stehen.

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