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0403 - Das Auge des Jägers

0403 - Das Auge des Jägers

Titel: 0403 - Das Auge des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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anfühlt.«
    »Schauderhaft«, murmelte Zamorra.
    Jetzt begriff er endlich, was er da in allen Details vor sich hatte. Nicole hatte den Roboterkopf völlig zerlegen müssen. Eine Arbeit, die er sich selbst wahrscheinlich nicht zugetraut hätte. Das war etwas für Gerichtsmediziner oder Frankenstein-Nachfolger. Zumal das Material, aus dem der Kopf bestanden hatte, wirklich täuschend echt aussah und sich auch echt anfühlte. Trotzdem handelte es sich um ein mechanisches Gerät, wie die schließlich freigelegte Technik bewies.
    »Das hier«, sagte Nicole, »ist das Programmgehirn.«
    Sie deutete auf einen faustgroßen schwarzen Kristall, der alles Licht im Raum zu schlucken schien. Als Zamorra ihn betrachtete, glaubte er, in den Kristall hineingezogen zu werden. Gewaltsam riß er sich aus dieser Illusion.
    Nicole ließ sich wieder auf dem Schemel nieder, den das Organhaus für sie geformt hatte. Sie griff nach dem Dhyarra-Kristall. Sofort erschien wieder das blaue Leuchten, das Zamorra zuerst aufgefallen war.
    »Dieser Programmkristall ähnelt dem Dhyarra verblüffend«, sagte er erstaunt.
    Nicole nickte.
    »Das hier ist anscheinend einer der Schwarzkristalle, wie sie die Meeghs auch seinerzeit auf der Erde verwendeten. Erinnerst du dich an die Cyborgs? Die hatten die gleichen Kristalle im Kopf.«
    Zamorra nickte. Ihn schauderte bei der Erinnerung. Damals hatten die Meeghs Menschen getötet und ihre Gehirne durch die Kristallcomputer ersetzt. Die Toten waren auf diese Weise zu einer Art Zombie geworden, nur wesentlich schneller, beweglicher und leistungsfähiger. Und – mörderischer. Gott sei Dank war das alles vorbei, und ein wenig war der Parapsychologe darüber erleichtert, daß zumindest hier keine Druiden gemetzelt worden waren, um ihren Leichen die Programmgehirne einzusetzen, sondern daß die Meeghs sich immerhin die Mühe gemacht hatten, lebensechte Roboter zu gestalten. Dennoch…
    »Die gesamte Meegh-Technik baut sich, wie wir wissen, auf diesen Schwarzkristallen auf«, dozierte Nicole. »Sie steuern damit ihre Raumschiffe, sie benutzen sie in gigantischer Form als Energieerzeuger, als Kraftwerke… und dann das hier. Es sind Dhyarra-Kristalle. Aber sie sind entartet, pervertiert. Ein normaler Dhyarra-Kristall ist magisch neutral. Diese verflixten schwarzen Dinger sind es nicht mehr. Irgend etwas geschieht mit ihnen, eine Umwandlung, die sie polarisiert. Sie richten sich zum Negativen hin aus. Wenn wir nur herausfinden könnten, wie das geschieht, dann wären wir in der Lage, den Prozeß umzukehren und könnten die Meeghs damit ihrer gesamten Technik berauben…«
    Zamorra legte ihr leicht die Hand auf die Schulter. Er schüttelte den Kopf.
    »Du vergißt, daß wir uns in der Vergangenheit befinden«, sagte er. »In der Gegenwart gibt es keine Meeghs mehr. Eine solche Forschung wäre vergebliche Mühe. Denn die Vergangenheit dürfen wir nicht ändern.«
    Er verstummte abrupt. Da war es wieder, das verflixte Dilemma. Eigentlich durften sie überhaupt nichts tun, um die Vergangenheit nicht nachträglich zu verändern und ein Zeitparadoxon zu schaffen. Die Wunderwelten gab es in der Gegenwart nicht mehr, eine direkte Folge des Eindringens der MÄCHTIGEN in dieses System. Daran ließ sich nichts ändern, wenn nicht dieser Teil des Universums in sich zusammenbrechen sollte. Aber Zamorra konnte auch nicht einfach tatenlos zusehen, wie das Böse sich ausdehnte und fortpflanzte. Er musste etwas tun. Für sich selbst hatte er sich auf den Kompromiß geeinigt, Nadelstiche zu versetzen, den Untergang wenigstens etwas hinauszuschieben zu versuchen. Verhindern durfte er ihn nicht, aber er konnte versuchen, den Druiden einen Teil ihrer Freiheit so lange wie möglich zu erhalten.
    Vielleicht aber war ihr Sturz in die Vergangenheit auch notwendig… schon mehrere Male war es so gewesen, daß er einfach in die Vergangenheit der Erde hatte reisen müssen, um eine bestimmte Entwicklung überhaupt erst zu ermöglichen, weil dämonische Kräfte bereits Zeitparadoxa eingeleitet hatten…
    Es war kompliziert. Niemand konnte wissen, welche Fakten wirklich zutrafen, ob eine Entscheidung richtig oder falsch war. Sie alle konnten nur intuitiv handeln, aus der Situation, und hoffen, daß es richtig war. Ansonsten konnte es sein, daß sie sich selbst zerstörten, wenn sie in die Gegenwart zurückkehrten…
    Und das war auch wieder so ein Problem für sich. Sie waren hierher geschleudert worden, die Verbindung zur Gegenwart war

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