0403 - Nachts, als die Mörder kamen
meinen Ausmaßen, aber hier kann man wenigstens noch sein eigenes Wort verstehen!«, brummte Doug. Er wischte sich den Mund ab. Seine kleinen Äuglein glänzten lustig, und als der Barkeeper wieder einmal vorbeihuschte, hielt er ihn am Ärmel fest.
»Hey, Keeper, ich hab einen Bärenhunger, mein Freund hat ihn vermutlich auch!«
Der Keeper machte seinen Ärmel frei und knurrte: »Futtere nicht so viel, dann passt du auch auf einen kleineren Hocker!«
Doug lachte gutmütig und wandte sich wieder mir zu.
»Wenn man so ’ne Mannequinfigur hat wie ich, kann man entweder zum Film gehen, oder man kann die Leute privat erheitern.«
Der Barkeeper kam nach einiger Zeit wieder und stellte brummig zwei Teller mit Ham and Eggs vor uns.
»Ich bin hier der Clown!«, murrte Doug mit vollem Mund. »Aber wenn einer etwas braucht oder etwas ausgefressen hat, kommt er zu mir.« Er hob sein Glas und stieß mit mir an. »Schon Streit gehabt?«
»Na ja, bis ich die ganzen Hintergründe des Jobs kenne…«
»Gab’s in Fresno nicht, wie?«
»Ich habe jedenfalls nichts davon gewusst.«
»Ja, ich bin ziemlich froh, dass ich nicht selber fahren muss!«
»Sind Sie früher gefahren?«, fragte ich ihn. Eine Sekunde sah er mich verblüfft an, dann merkte er, dass ich ihn nicht auf den Arm nehmen wollte.
»Na klar, immer war ich schließlich nicht so fett!«
»So habe ich’s nicht gemeint«, sagte ich.
Wir tranken noch zwei Whisky zusammen, dann fragte ich vorsichtig: »Wie steht’s eigentlich mit den Red-Ring-Taxis. Was sind das für Leute?«
»Keine Ahnung, wir haben wenig miteinander zu tun«, sagte er bereitwillig. »Ich nehme an, sie sind genauso wie wir, aber da wir die schärfsten Konkurrenten in der ganzen Bronx sind, müssen wir uns wohl die Zähne zeigen, oder?« Er lachte wieder und machte sich über die zweite Portion Spiegeleier her, die der Barkeeper vor ihm aufgebaut hatte.
»Weshalb fragen Sie nach den Red Rings?«, wollte er plötzlich wissen.
»Dieser Mister Tucher, ist er der Boss?«
»Die Firma gehört Mrs. Albright, aber er macht die Arbeit.«
»Aber das letzte Wort behält sie sich vor, oder?«
Er warf mir einen langen Blick zu und nickte dann langsam.
»Tucher hat mir gesagt, ich soll mich von den Red Rings fernhalten!«
»Ja, er und der Chef von den anderen, Berkely, bekämpfen sich bis aufs Messer. Dabei waren sie früher mal gute Freunde. Sie wollten sogar die beiden Unternehmen zusammenschmeißen. Ich weiß nicht, was dann passiert ist. Jedenfalls sind sie sauer aufeinander. Ich wette, Berkely wird irgendwann versuchen, dich zu ködern. Er hat schon immer versucht, hier bei uns Spitzel zu haben.«
»Die Killer-Kids sind treu, was?«
»Und wie! Hat er es schon versucht?«
»Was?«, fragte ich unschuldig.
»Dich zu ködern? Was hat er dir geboten?«
»Tausend Dollar im Monat!«
Der dicke Doug Whing bog sich vor Lachen. Seine Backen wabbelten und sein Bauch wogte auf und ab.
»Tausend Bucks! Meine Güte. Du hättest leicht das Doppelte rausschlagen können, der Knabe hat Geld wie Heu! Du hast tatsächlich für tausend Dollar angenommen?«
Ich grinste: »Danke für deinen Tipp, ich versuche, den Preis hochzuschrauben!« Ich stand auf. Doug wurde sofort ernst.
»Du hast mich also verkohlt. Na gut, ich bin’s hier nicht anders gewohnt. Hau ab, aber sag mir vorher noch, was du von Ferry Lloyd weißt!«
»Von wem?«
»Stell dich nicht dumm, ich weiß hier alles. Tucher hat mir erzählt, du seist ein Freund von Lloyd.«
»Freund ist zu viel, wir haben beide mal in Chicago gearbeitet.«
»So, na so was, Ferry hat bei uns gearbeitet. Aber er hatte einen Unfall, und als die Polizei hinter ihm her war, ist er abgehauen. Reichlich albern. Es ist niemand gestorben, aber für einen Taxifahrer bedeutet es schon was!«
»Er ist abgehauen?«
»So sieht es aus, kein Mensch hat ihn seither gesehen.«
»Wo hat er denn zuletzt gewohnt?«
»Keine Ahnung, aber ich kann ja morgen mal nachsehen!«
»Danke, also dann, bis morgen!«
Doug hob die Hand und drehte mir den Rücken zu. Ich schob mich zum Ausgang.
***
Als ich auf der Straße stand, merkte ich, dass ich ziemlich müde war. Ich schlenderte langsam die Eagle Avenue entlang zu meinem Hotel. Der Schnee fiel jetzt flockig und gleichmäßig. Die frische Luft tat mir gut, und ich versuchte, das Gehörte auf einen Nenner zu bringen.
Irgendetwas warnte mich.
Vielleicht war es ein Geräusch, vielleicht aber auch die unnatürliche Stille um mich
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