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0403 - Nachts, als die Mörder kamen

0403 - Nachts, als die Mörder kamen

Titel: 0403 - Nachts, als die Mörder kamen Kostenlos Bücher Online Lesen
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meinst, ich muss fünf Dollar zahlen für irgendeinen Standplatz?«, fragte ich entgeistert.
    Monty fuhr mir mit der Hand vor das Gesicht.
    »Still, pst! Mach doch nicht so einen Krach. Morgen früh gehst du zu dem Zeitungskiosk an der 163. Street und Boston Avenue. Dort verlangst du eine Zeitung. Ganz egal, welche. Du bezahlst die zwanzig Cent für das Blatt und eine Fünf-Dollar-Note. Dann bekommst du eine Zeitung. Meistens nicht die, die du wolltest.«
    »Wieso?«, fragte ich.
    »Welche Zeitung liest du meistens?«, fragte Monty dagegen.
    Ich wollte schon antworten »alle«, aber ich beherrschte mich.
    »New York Times«, sagte ich stattdessen.
    Monty lachte leise: »Die würde jeder gerne lesen. Das ist der Platz vor der U-Bahn.«
    »Bitte? Ich kapiere kein Wort«, protestierte ich.
    Monty beugte sich zu mir herüber: »Jede Zeitung hat eine bestimmte Bedeutung. Je nachdem, welches Blatt du bekommst, den Platz hast du. Times bedeutet U-Bahn, das Journal American ist der Platz vor der Bank, die Long Island Press bedeutet der Supermarkt, der Mirror bedeutet schon Manhattan, ebenso Post und Telegraph. Aber das bekommst du nicht. Höchstens noch Wall Street Journal, das heißt Ecke Third Avenue - Melrose Avenue.«
    »Aber das ist doch ein…«
    »Halt die Klappe!«, fuhr mich Monty an.
    »Was passiert, wenn ich mich nicht an den Platz halte?«, fragte ich.
    »Entweder die Kumpel, die dafür bezahlt haben, ziehen dir eins über oder du gehst friedlich mit deinem Gewinn nach Hause und wachst am nächsten Morgen als halbe Leiche auf. Du kannst dich dann garantiert an nichts erinnern. Vielleicht an zwei Kerle mit Masken, aber an mehr auch nicht. Und mit dem Job ist es für längere Zeit aus. Ist mindestens ein Jahr her, seit einer seinen Platz nicht mehr eingehalten hat!«
    »Aber, Monty, das ist Rackett«, stieß ich entsetzt hervor.
    Monty sah mich an. Langsam und deutlich sagte er: »Sag das hier nicht zu laut, wenn dir dein Leben lieb ist!«
    »Ich habe keine Angst!«, stellte ich fest.
    Monty schüttelte den Kopf.
    »Du vielleicht nicht, aber wir. Wir alle hier, und die anderen Fahrer auch. Du musst wissen, es sind viele dabei, die Familie haben, zum Teil haben sie kleine Häuser, Autos, Raten und Hypotheken. Sie können es sich nicht leisten, mutig zu sein, und sie werden es auch nicht bei einem anderen zulassen.«
    »Wo stehst du?«, fragte ich nach einer Weile.
    »Ich glaube, ich hab’s vergessen. Irgendwann war ich mal so wie du. Dann haben sie mich zusammengeschlagen aus dem Rinnstein gekratzt, und jetzt habe ich’s vergessen.« Er sagte das ohne Bitterkeit, sein dunkles Gesicht sah sogar belustigt aus.
    »Vielleicht erinnerst du dich wieder!«, sagte ich.
    Aber er schüttelte nur den Kopf.
    »Versuch’s nicht, Stan, ich kann dich gegen den verrückten Hardy in Schutz nehmen, aber ich kann dich nicht gegen die ganze Bande schützen, ich müsste mich gegen dich stellen.«
    »Aber wer ist die Bande, wer ist der Boss?«, fragte ich.
    Monty Hammer sah mich schweigend an; dann umfasste er mit einem Blick die ganze Kneipe und flüsterte rau.
    »Sie alle können es sein. Irgendwo dazwischen sitzen die Mitglieder, aber keiner weiß, wer sie sind. Und den Boss?« Das letzte Wort sprach er so leise aus, dass ich es kaum verstehen konnte. »Den hat noch keiner gesehen. Ich habe keine Ahnung, wie die Boys ihre Befehle bekommen. Ich weiß es wirklich nicht. Aber sie führen sie aus. Und es gibt Leute, die sagen, die Gang selbst hat den Boss noch nie gesehen.«
    »Aber ich möchte…« Monty unterbrach mich und stand auf.
    »Hör zu, ich hab schon zu viel gequatscht für heute. Ich hau ab. Vielleicht bist du selber einer von der Gang!« Er grinste, um mir zu zeigen, dass er eigentlich nicht daran glaubte, aber ich wusste, dass er nicht sicher war. Ich war ihm sympathisch, aber sicher war er nicht.
    ***
    Ich sah Monty nach, der sich einen Weg durch die Tischreihen bahnte. Dann bestellte ich mir noch einen Whisky. Ich wollte das Glas nehmen und zu dem Tisch mit Huff Sanderson und Tyler Logan hinübergehen, als sich mir von hinten eine Hand auf die Schulter legte. Ich sah mich um. Das runde, schweißglänzende Gesicht von Douglas Whing grinste mich an.
    »Hallo, bleib sitzen, die nächste Runde übernehme ich!« Er quetschte sich neben mich auf den Hocker.
    »Hallo!« Ich grinste und winkte dem Barkeeper. Das zweite Glas Whisky erschien und wir stießen an.
    »Diese kleinen Hocker sind verdammt unbequem für einen Mann von

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