0403 - Nachts, als die Mörder kamen

richtiger Name?«, fragte Huff Sanderson.
    »Das tut nichts zur Sache, für euch -bleibe ich Stan Harper. Die Sache ist die, ich war lange Zeit in Chicago.«
    Ich wartete auf eine Reaktion, aber es kam keine.
    »Dort habe ich einen Mann kennengelernt. Sein Name ist Ferrens Lloyd!«
    Einen Moment starrten sie mich alle an, dann sagte Huff leise: »Also doch!«
    Hardy wollte sich wieder auf mich stürzen, aber ich hob den Arm, und Logan hielt Hardy fest.
    »Wartet doch gefälligst ab. Also schön, Lloyd war einer von der Gang, das meint ihr doch?«
    »Ja, er war einer, aber wir haben es zu spät gemerkt und sind baden gegangen!«, knurrte Logan.
    »Was heißt das?«
    »Der Lump war schon weg. Das Stinktier ist ausgekniffen. Futsch!«
    »Ihr meint, er sei geflohen?«, fragte ich.
    »Ja, er hat einen Unfall gebaut, und als die Bullen hinter ihm her waren, hat der Boss ihm Geld gegeben. Er ist abgehauen.«
    »Das ist eure Vermutung. Ihr wisst doch nicht mal, wer der Boss ist!«
    »Aber du?« Hardy beugte sich lauernd vor, und seine Lippen zitterten vor Aufregung.
    »Lloyd wusste zu viel. Irgendwo schwimmt seine Leiche im East River«, sagte ich dramatisch. Die anderen sahen mich mit offenem Mund an. Ich fuhr fort.
    »Ich bin hier, um Ferrys Vermächtnis einzulösen. Er hat mir das Geheimnis verraten, deshalb musste er sterben.«
    »Wer ist es?«, fragte Huff außer Atem.
    Ich lächelte leicht.
    »Du denkst wohl, ich will Ferry folgen, bevor ich abgesahnt habe?«
    »Du willst ihn erpressen?«, fragte Logan und starrte mich ungläubig an.
    »Ich finde, erpressen ist ein hartes Wort!«
    »Ich will den Burschen umbringen«, knurrte Hardy.
    Logan winkte ab: »Du bist verrückt, erpressen wir ihn, das ist viel angenehmer.«
    »Richtig!«, grinste Huff, »beteiligen wir uns am Geschäft!«
    »Was heißt hier wir?«, fragte ich. »Wenn ihr denkt, ich verkaufe euch meine Information für ein Butterbrot, seid ihr im Irrtum. Meine Bedingungen lauten: Ich bin euer Chef!«
    »Wir werden dir gleich zeigen, wer der Chef ist!«, knurrte Hardy.
    Logan meinte: »Hör endlich auf, die Situation hat sich geändert! Kapierst du nicht?«
    Hardy zischte zurück: »Vielleicht ist es nur eine Finte?«
    »Er wäre ein Trottel, wenn er jetzt noch lügen würde«, antwortete Logan ebenso leise. Ich wusste im ersten Moment nicht, was er damit meinte, aber dann wurde mir einiges klar. Ich hatte schon die Absicht gehabt, den Boys zu sagen, dass ich G-man bin. Ich hatte den Eindruck, dass sie ehrlich gegen die Gang kämpften, dass sie ausgepresste Taxifahrer waren, die die Nase voll hatten. Ich hatte nichts gesagt. Jetzt war ich froh darüber.
    Plötzlich wurden mir verschiedene Dinge klar, die ich bis jetzt in das Bild nicht hatte einfügen können. Abfer als das Bild klar vor mir lag, lief mir ein eisiger Schauer über den Rücken. Ich hatte es nicht nur mit einem Gegner zu tun.
    ***
    »Die Frage ist«, begann Logan nach einer Weile, »wie können wir dir trauen?«
    »Auf die gleiche Art, auf die ich euch trauen kann. Ich muss jetzt als Erstes versuchen, Mitglied bei der Gang zu werden, um den Kontakt zu gewinnen.« Ich sah die anderen der Reihe nach an. Sie musterten mich schweigend und immer noch misstrauisch.
    »Wir müssen uns beraten«, sagte Logan nach einer Weile und winkte die anderen in die hinterste Ecke der Garage. Ich sah ihnen nach.
    Ich bewegte vorsichtig meine Füße. Sie waren nicht sehr fest gefesselt. Von Zeit zu Zeit sah sich einer der Männer nach mir um. Ich grinste unbeteiligt. Aber meine Hände arbeiteten in jeder freien Sekunde an den Fesseln. Und dann sah ich noch etwas. Unter einem von der Wand gefallenen Reifen lag meine Pistole. Ich schnellte plötzlich auf die Beine, packte die Pistole und rief: »Umdrehen, Pfoten hoch!«
    Die Männer fuhren völlig überrascht herum.
    »Aber, aber…«, stammelte der kleine Huff.
    Ich grinste.
    »Also, das ist der Beweis«, sagte ich, »dass man seinem besten Freund nicht trauen sollte. Das war’s Boys, mir hat die Verhandlung zu lange gedauert!«
    Ich steckte meine Pistole ein und setzte mich wieder auf meinen Platz.
    Die anderen kamen her. Logan grinste breit: »Sieh mal an, unser neuer kleiner Freund hat’s geschafft!«
    »Also, setzt euch her und packt aus!«, sagte ich.
    Die drei hockten sich um mich herum, und Logan begann: »Du bist uns auf den Leim gegangen!«
    »Was heißt das?«
    »Wir sind selbst Mitglieder!«
    »Ihr drei?« Ich sah sie aus zusammengekniffenen Augen