0403 - Nachts, als die Mörder kamen
das Rasseln meines Telefons weckte. Ich schrak hoch und griff nach dem Hörer.
Eine heisere Männerstimme fragte: »Agent Cotton?«
»Ja?«, antwortete ich vorsichtig.
Die Männerstimme sagte: »Tut mir leid, dass wir Sie so früh stören müssen. Hier spricht Sergeant Carr von der City Police. Der Captain hat mich beauftragt, Sie anzurufen, es handelt sich um die Burschen von gestern Abend!«
»So?«, sagte ich langsam.
»Ja. Wir haben in der Sache einen geschnappt, und wir würden Sie bitten, so schnell wie möglich ins Café Alassio am Central Park zu kommen. Wir können ihn erst festnehmen, wenn Sie ihn identifizieren.«
»Ich weiß im Moment wirklich nicht, von welchem Fall Sie sprechen. Wen haben Sie geschnappt?«
»Agent Cotton, tut mir leid, ich führe nur einen Auftrag aus. Der Captain meinte, Sie würden schon wissen. Er hält es für besser, wenn nicht so viele Leute eingeweiht werden.«
»Ist der Captain nicht da?«
»Nein, sorry, aber kommen Sie doch bitte ins Alassio. Wir können Ihnen auch einen Wagen schicken, wenn Ihnen das lieber ist!«
»Nein, vielen Dank, ich bin in zwanzig Minuten dort!«
»Besten Dank!«
Wir hängten beide ein. Ich starrte einen Moment nachdenklich auf den Hörer, dann rief ich das 32. Polizeirevier an.
Der diensthabende Sergeant meldete sich: »32. Polizeirevier, Sergeant Nursser!«
»Kann ich bitte Sergeant Carr sprechen?«
»Wen bitte? Sergeant Carr gibt es nicht bei uns.«
»In welchem Revier arbeitet er?«
»Moment bitte.« Es dauerte eine Weile, dann kam er wieder. Ich sagte ihm, wer ich bin. Ich erfuhr, dass es keinen Sergeant Carr bei der City-Police gibt.
Ich stand auf und ging ans Fenster. Es war noch stockdunkel, aber der Sturm hatte sich gelegt. Die Straße unter meinem Fenster war mit Schneematsch bedeckt. An der gleichen Stelle wie gestern Abend stand immer noch der Wagen. Den Posten konnte ich nicht entdecken, aber ich wusste, dass er da war.
Ich ging in die Küche und goss mir einen Kaffee auf. Mit der heißen Tasse ging ich wieder zum Telefon. Ich wählte LE 5-7700, ließ mich mit Mr. High verbinden und erzählte ihm, was inzwischen alles passiert war.
»Wir hätten die Burschen in dem Wagen doch gleich festnehmen können«, meinte er.
»Ich bin da nicht so sicher, außerdem wollte ich das gerade vermeiden. Ich möchte gern sehen, wie weit sie gehen. Ein Posten ist jetzt unten und beobachtet den Wagen. Der Kerl am Lenker kann also nicht viel unternehmen.«
»Und was ist mit dem Anruf?«
»Ich denke, man kann jemanden vor das Café Alassio postieren, aber 14 vielleicht wollten mich die Burschen nur aus dem Haus locken.«
»Irgendwie ergibt es keinen Sinn.«
»Man will mich beseitigen. Trotzdem habe ich jetzt gute Chancen, hinter die Kulissen zu schauen. Wenn wir die Leute im Wagen festnehmen - was haben wir davon? Es ist nicht verboten, vor meiner Wohnung zu parken. Der andere Wagen ist längst weg. Und mit dem Café Alassio ist doch auch nichts anzufangen. Lassen Sie mich die Sache bitte auf meine Art auf rollen.«
»Schön, Jerry, Sie wissen, was Sie tun, aber bitte seien Sie vorsichtig!«
»Mach ich! Ist sonst alles vorbereitet?«
»Ja, ihr könnt kommen.«
»Fein. Ich habe einen Plan. Bitte schicken Sie mir vier Mann als Eskorte und einen Dienstwagen.«
»Gut. In einer halben Stunde, um 7 Uhr?«
»Danke, Chef.«
***
Wir hängten ein, und ich nahm einen Schluck von dem heißen Kaffee. Im nächsten Moment erstarrte ich. Vorsichtig bewegte ich die warme Flüssigkeit im Mund hin und her. Dann rannte ich ins Badezimmer und spuckte alles aus. Ich spülte sofort mit lauwarmem Wasser nach und wischte mir den Schweiß von der Stirn.
Die Kerle machten wirklich ernst!
Ich roch an der Tasse. Jetzt fiel mir der leichte Geruch nach bitteren Mandeln auf. Ich ging in die Küche und untersuchte die Kaffeebüchse. Mit bloßem Auge konnte ich nichts finden. Aber ich wusste genug. Ich war eben mit knapper Not am Vergiftungstod vorbeigekommen.
Ich stellte die Kaffeedose auf den Tisch, dann wählte ich Phils Nummer. Seine verschlafene Stimme verriet mir, dass wenigstens er eine ungestörte Nacht hinter sich hatte.
»Hör zu«, sagte ich, »ich kann dich heute nicht abholen. Hier ist einiges passiert. Was, erzähle ich dir später. Ich kann von meinen Anzügen keinen nehmen. Irgendjemand war hier. Bestimmt hat er sich auch meine Textilien angesehen. Besorg mir bitte eine schwarze Lederjacke, Hosen und einen Pullover, einen alten Koffer und die
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