0403 - Nachts, als die Mörder kamen
ab. Nummer 87 war ein Hotel. Es trug den edlen Namen Golden Lion’s House, aber es 16 war alles andere als golden - wenn man von der günstigen Lage absah. Es lag keine 100 Yards von den beiden großen Taxiunternehmen entfernt. Ich stieß die Tür mit dem Fuß auf und kam in einen dämmerigen Vorraum. Der Boden war mit einem fleckigen, abgetretenen Teppich bedeckt, und die Aschenbecher an den Wänden waren seit Monaten nicht geleert worden. Einen Lift gab es nicht, ein Empfangspult auch nicht. Aber es gab ein schmales Fensterchen, hinter dem schnarchende Laute ertönten.
Ich klopfte gegen die Scheibe, und das Schnarchen verstummte. Ich hörte undefinierbare Geräusche, dann ein Schlurfen, und dann wurde die Tür aufgestoßen. Das Erste, was herauskam, war ein alles umwerfender Knoblauchduft, dahinter tauchte ein kleines altes Männchen auf, das -ich auf mindestens 70 Jahre schätzte. Das Gesicht war noch vom Schlaf zerknittert.
»Ah, wer ist denn schon so früh am Morgen da, hat man denn nie seine Ruhe?«
»Tut mir leid, Opa, aber ich komme von Fresno runter.«
»Heute?« Er schien etwas interessierter und warf einen gierigen Blick auf meinen Koffer.
Ich schob ihm eine volle Zigarettenpackung über den Tisch.
»Vorgestern, bin auf der Suche nach einem Kumpel, kann ihn nicht finden. An seiner alten Adresse haben sie mir gesagt, er ist in die Bronx gegangen, sie haben mir gesagt, 87 Eagle Street!«
»Eagle Avenue!«, verbesserte er mich und steckte die Zigarettenschachtel ein. Dann kramte er unter seiner Jacke und brachte eine flache Flasche ohne Etikett zum Vorschein. Er setzte sie kurz an den Mund, verkorkte sie wieder und wischte sich über die Bartstoppeln.
»Ah, wenigstens ein Frühstück«, sagte er. »Wie heißt denn dein Kumpel?«
»Ferrens Lloyd, wohnt er noch hier?«
»Nee!«, sagte der Alte und musterte mich eingehend. Das Licht war hier ziemlich trübe, aber Mac hatte sich ja besondere Mühe gegeben.
»Dich haben sie ja fein hergerichtet!«, sagte er nach einer Weile.
Ich grinste.
»Fragen Sie nicht, wie der andere aussieht!«
Er lachte meckernd: »Hähähä, als ich noch jünger war, war ich auch ein toller Bursche!«
»Na ja, ich hab’s nicht gern, wenn man mir was fim Zeug flicken will«, stellte ich fest. Der Alte nickte. Dann holte er meine Zigaretten heraus, bot mir eine an, gab uns beiden Feuer und fragte lauernd: »Willst du ein Zimmer?«
»Wohl nicht viel los hier, Opa, oder?«
»Es geht, stille Gegend.« Er sah mich verschlagen an. »Ist manchen ganz angenehm!«
Ich nickte: »Klar, ich habe auch gern meine Ruhe. Aber der Haken ist der, ich hab noch keinen Job gefunden, und ich möchte gern in der Nähe wohnen, wenn ich was finde.«
»Was bist du denn?«
»Taxifahrer.«
»Was?« Er musterte mich misstrauisch.
»Ich hab eine Lizenz, und in Fresno bin ich lange gefahren.«
»Dann bist du hier richtig. Paar Yards weiter sind die Albright-Garagen, die suchen einen Mann, soviel ich gehört habe!«
»Dann werde ich mich gleich auf die Socken machen.«
»Was ist mit deinem Freund?«
»Ich kenne Ferrens. Der hält’s nirgends lange aus, vermutlich ist er nach Florida abgezogen, da könnte ich lange suchen. Wenn ich hier Arbeit bekomme, bleibe ich!«
»Gut so! Für sechs Bucks die Woche kannst du das Eckzimmer im Ersten haben!«
»Sechs Dollar!« Ich starrte ihn an.
»Na schön, weil du es bist, gebe ich dir die Bude für vier, ich habe ein Herz für die Jugend.«
»Sagen wir drei, und ich bringe meinen Koffer gleich rauf.«
»Na gut«, gab er nach, »noch fünfzig Cent für Wäsche dazu, dann kannst du einziehen.«
Er wartete nicht auf meine Antwort, sondern nahm einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und ging vor mir die steile enge Treppe hinauf. Wir kamen auf einen düsteren Gang, es war totenstill. Der Alte schloss mir eine Tür auf, und ich kam in ein eiskaltes Zimmer, das so groß war, dass mein Koffer und ich zusammen kaum Platz hatten.
Ich hatte meine Sachen verstaut und schlenderte langsam über die Eagle Avenue zu dem Gebäude hinüber, das die Aufschrift Albright Garagen, Blue-Point-Taxis trug.
Die Sonne schien jetzt durch den Nebel, und der Verkehr war ziemlich dicht.
***
Der Eingang der Garagen stellte sich als ziemlich steile Rampe heraus. Als ich davor stehen blieb und mich umsah, kam gerade ein knallgelber Wagen heruntergefahren. Auf den Türen waren große blaue Scheiben aufgemalt, die die Aufschrift Blue-Point-Taxis - Bronx und die Telefonnummer
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