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0404 - Die Bande der Toten

0404 - Die Bande der Toten

Titel: 0404 - Die Bande der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hörer.
    »Cotton«, brummte ich nicht sehr einladend.
    »Kommen Sie schnell!«, ächzte eine leise Stimme. »Ich glaube, da will einer was von mir! Beeilen Sie sich!«
    Knack, die Leitung war tot. Ich sah verblüfft den Hörer an. Phil wollte natürlich wissen, was los wäre. Ich wiederholte ihm den kurzen Text.
    »Und wer war es?«, fragte er.
    Ich zuckte die Achseln.
    »Sicher bin ich nicht. Es hätte Ed gewesen sein können, der Hausmeister der Lemon Bar. Aber wie gesagt: Ich bin mir dessen nicht sicher.«
    Phil stand bereits an der Tür. »Besser als hier herumsitzen«, meinte er.
    Und damit hatte er zweifellos recht. Des warmen Wetters wegen verzichteten wir auf die Mäntel, setzten aber die Hüte auf und stürmten durch den Korridor zum Lift. Der Jaguar stand wie üblich im Hof vor der langen Halle der Fahrbereitschaft. Während ich ihn schon vorsichtig die Ausfahrt hinausrollen ließ, meldete uns Phil bei der Zentrale ab. Danach schaltete er das Rotlicht und die Sirene ein. Ich kitzelte das Gaspedal.
    Der Jaguar schnurrte zufrieden. Zwar war auch mit Sirene und Rotlicht nicht daran zu denken, alles aus ihm herauszuholen, was unter der schier endlos langen Schnauze an Kräften verborgen war, aber immerhin war es doch etwas anderes, als im üblichen Schneckentempo die Straßen entlangzukriechen.
    Drei Blocks vor der 87th Street schaltete Phil Sirene und Rotlicht aus. Ich bog ein und ließ den Wagen auslaufen.
    »Die Bar hat doch erst ab vier Uhr nachmittags geöffnet«, sagte Phil, als wir ausstiegen.
    »Wir gehen rein.«
    Wir überquerten die Straße, als uns der Verkehrsstrom die erste Chance dazu bot. Die Lemon Bar war noch ungefähr sechzig Yards entfernt. Weiter hinten ragte das Mietshaus über die Dächer der anderen Häuser empor, jener Block, in dem Mrs. Caldwell erstochen worden war.
    »Sieh mal!«, murmelte Phil plötzlich. »Da geht einer vor der Bar auf und ab.«
    Wir blieben vor dem Schaufenster eines Eisenwarengeschäfts stehen und studierten die ausgestellten Werkzeugschränke. In Wahrheit schielten wir aus den Augenwinkeln die Straße hinab zur Lemon Bar hin.
    Tatsächlich schritt vor dem geschlossenen Lokal ein mittelgroßer Mann auf und ab. Er trug trotz der warmen Tageszeit einen hellen Staubmantel mit hochgeschlagenem Kragen und einen tief in die Stirn gezogenen, hellgrauen Hut. Seine derben Schuhe schienen mit Nägeln beschlagen zu sein, denn als er mit dem rechten die Bordsteinkante streifte, blitzte es wie von einem Funken.
    »Geh an ihm vorbei, fünfzehn Schritte weiter und dann mach kehrt«, sagte ich halblaut zu Phil. »Dann haben wir ihn zwischen uns.«
    »Okay. Wenn es Dempsy ist?«
    »Gib ihm um Himmels willen keine Chance seine Pistole zu ziehen. Du weißt, was er schon auf dem Kerbholz hat. Entsichere die Smith & Wesson, bevor du an ihm vorbeigehst.«
    »Gute Idee.«
    Phil wandte der Bar den Rücken zu und fuhr mit der rechten Hand unter die linke Achselhöhle. Er war ernst, aber plötzlich glitt ein Lächeln über sein Gesicht.
    »Also dann, alter Junge«, sagte er. Mehr nicht. Und ich nickte nur.
    Ich wartete, bis er die Hausecke der Bar erreicht hatte. Dann folgte ich ihm. Wenn Phil fünfzehn Schritte an dem Mann im hellen Staubmantel vorbeiging, bevor er sich umdrehte, mussten wir ihn ziemlich genau in der Mitte zwischen uns haben.
    Gerade, als ich ebenfalls losging, öffnete sich der Haupteingang der Bar. Ed steckte den Kopf heraus und rief dem Mann etwas zu. Der blieb stehen, erwiderte etwas und machte ein ungeduldiges Gesicht. Ed- winkte und verschwand wieder. Vermutlich hatte er den Mann mit irgendeinem Vorwand noch auf ein paar Minuten vertröstet.
    Jetzt war ich ungefähr fünfzehn Schritte an den Burschen herangekommen. Ich beschleunigte meine Schritte. Phil drehte sich um und kam zurück.
    Wir waren beide auf vielleicht acht Schritte an ihn heran, als er Phil bemerkte, einen Augenblick stutzte und dann jäh kehrtmachte. Wenn es wahr ist, dass Polizisten mit der Zeit einen Instinkt für Gangster entwickeln, dann ist nicht einzusehen, warum es nicht auch umgekehrt der Fall sein soll. Jedenfalls fiel sein Blick, kaum dass er sich umgedreht hatte, sofort auf mich, und er wusste auf Anhieb, was los war.
    Nur den Bruchteil einer Sekunde zögerte er, dann jagte er mit weiten Sätzen in die Einfahrt hinein, die neben der Bar nach hinten führte.
    »Ruf Verstärkung!«, brüllte ich Phil zu. »Den ganzen Block abriegeln!«
    Es schien ihm nicht recht zu sein, aber er hatte genug

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