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0404 - Tod im Schlangensumpf

0404 - Tod im Schlangensumpf

Titel: 0404 - Tod im Schlangensumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Sessel kauerte und sich auch noch anschnallen mußte. »Muß diese verdammte Fesselung sein?« knurrte er wütend, aber die Stewardeß blieb unerbittlich, und Su Ling redete ihm zu, bis er sich zähneknirschend in sein Schicksal ergab.
    Bis zur letzten Sekunde befürchtete er noch, daß Leonardos Schatten auf dem Rollfeld erscheinen könnte.
    Aber der Dämon schien die Spur endlich verloren zu haben…
    Das Flugzeug rollte zur Startbahn, beschleunigte mit Vollschub und stieg auf. Wenig später raste es, einem großen silbernen Vogel gleich, mit immer höher werdender Geschwindigkeit dem Atlantik entgegen.
    Etwa sechs Stunden Flug standen den Insassen bevor. Genau die sechs Stunden, um die sie ihre Uhren zurückstellen mußten, wenn sie ihr Ziel erreichten.
    Sechs Stunden, in denen viel passieren konnte…
    ***
    Leonardo deMontagnes Schatten hinkte zeitlich immer noch hinter der Wirklichkeit her. Er hatte zwar versucht, einen Boten herbeizuholen, doch das war nicht gelungen. Die Irrwische, deren er sich in Höllengefilden als Boten bediente, oder auch niedere Geister, schreckten vor den Mauern Caermardhins zurück. Er hätte die Burg verlassen müssen.
    Aber dazu mußte er erst Vorbereitungen treffen, damit er anschließend wieder herein konnte. Er traute den magischen Mechanismen der Burg nicht, und er wollte nicht verspielen, was er gewonnen hatte. Also konnte er den Befehl an eine von vielen Teufelsanbeter-Sekten ergehen lassen, daß man ihm ein Blutopfer zu bringen habe, um seine Kräfte zu erneuern – und damit die Energien, die er dem Amulett zuführen konnte. Noch mußte er dem davongejagten Taxi langsam folgen, und die Distanz vergrößerte sich immer weiter.
    Mittlerweile konnte er sich zwar schon vorstellen, daß London und damit der Flughafen das Ziel der Flüchtigen war. Doch er konnte es noch nicht riskieren, die Entfernung einfach zu »überspringen«. Das Risiko war zu groß, daß er sie dort doch noch verlor. Er mußte genau auf der Spur bleiben, in der Zeitlinie. Doch je größer der Zeitunterschied zwischen Verfolgung und Geschehen wurde, desto größer mußte auch die Anstrengung werden, die Leonardo aufzubringen hatte. Das Amulett verlangte immer mehr stützende Kraft, wenn es nicht versagen sollte.
    Der Fürst der Finsternis spürte, daß er das nicht mehr sehr lange durchhalten würde. Es mußte etwas geschehen…
    ***
    Jenseits des Atlantiks zeigte eine silbern schimmernde, handtellergroße Scheibe immer stärkere Reaktionen. Sie schwang in einem stetigen, intensiver werdenden Rhythmus. Yves Cascal, der sich schon davon hatte lösen wollen, wurde wieder wie von einem Magnet angezogen. Er umklammerte die Scheibe. Seine Augen wurden schmal. Er glaubte verschwommene Bilder zu sehen, wo sich eigentlich der Drudenfuß in der Mitte des Kreises befand. Doch wenn er genauer hinschaute, verschwanden sie.
    Aber der Neger, dessen Großeltern noch Sklaven gewesen waren und von ihren Herren aus einer Besitzerlaune heraus den französischen Familiennamen aufgezwungen bekamen, den sie später nach der Befreiung durch den Bürgerkrieg beibehielten, spürte irgendwie, daß die Eindrücke aus einer unglaublichen Ferne kamen. Tausende von Meilen lagen zwischen ihrem Entstehen und den hier kaum wahrnehmbaren Eindrücken.
    Was mochte es sein? War es ein Sucher, den er fühlte? Aber wie konnte er Verbindung zu dieser Silberscheibe finden, wenn es nicht einmal Cascal, dem Besitzer, so recht gelingen wollte?
    Die Zeit schritt voran. Es wurde Nacht. Aber der Eindruck eines fernen Suchers wollte sich nicht mehr verdrängen lassen. Ein Instinkt sagte Cascal, daß eine Sache dahintersteckte, die über Leben oder Tod entscheiden konnte.
    Wessen Leben oder Tod…?
    ***
    Nach über fünf Stunden war Leonardo deMontagne soweit.
    Er hatte den Flughafen erreicht. Er hatte es geahnt, daß sie hierher flohen, aber er hatte bis zuletzt nicht völlig sicher sein können. Möglicherweise wäre es nur ein Ablenkungsmanöver gewesen, und sie hätten kurz vor dem vermeintlichen Ziel noch die Richtung geändert.
    Aber sie waren so närrisch gewesen, das nicht zu tun.
    Der Fürst der Finsternis war natürlich darüber verärgert, daß er so viel Zeit hatte verschwenden müssen – dieser Zorn richtete sich aber nur noch um so mehr gegen die Verfolgten. Am Flughafen selbst nun »beobachtete« er, was sich dort vor Stunden abgespielt hatte. Wohin flogen sie? Nach Frankreich, um sich im Château Montagne zu verkriechen? Er war überrascht,

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