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0404 - Tod im Schlangensumpf

0404 - Tod im Schlangensumpf

Titel: 0404 - Tod im Schlangensumpf
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sie erhielt nur ausweichende Antworten. Immerhin durften sie das Flugzeug betreten und in den bequemen Sesseln abwarten, während auf dem großen Fernsehmonitor an der Stirnseite des Passagierraums ein Abenteuerfilm abgespult wurde.
    »Ich wollte, wir wären schon am Ziel«, murmelte Wang Lee unruhig. Er hatte ein ungutes Gefühl, das immer stärker wurde. Mit Sicherheit war es nicht nur auf die Befürchtung zurückzuführen, daß Leonardo deMontagne ihnen weiter auf der Spur war. Es mußte noch etwas anderes sein, daß er irgendwie ahnte, ohne es genauer erklären zu können.
    Er kannte sich…
    Dieses eigenartige Gefühl einer nahenden Bedrohung überlagerte allmählich alles andere.
    »Der Flug wird knapp über zweieinhalb Stunden dauern, dann sind wir in Florida«, versuchte Su Ling ihn abermals zu beruhigen. »Dann haben wir es geschafft.«
    Der Mongole wandte den Kopf und sah sie an. »Bist du sicher? Ich weiß nicht… irgend etwas wird noch schiefgehen. Bist du sicher, daß Tendyke uns überhaupt erwartet? Ich weiß nicht, wo sein Anwesen sich befindet…«
    »Aber ich weiß es. Ich war schon einmal da«, erklärte Su Ling.
    Wang nickte. Er erinnerte sich. Ehe sie nach Caermardhin kam, hatte sie Zwischenstation bei ihrem obersten Chef gemacht, der als solcher kaum in Erscheinung trat, sondern die Leitung seiner Firmen lieber Fachleuten überließ.
    »Er wird uns erwarten«, fuhr Ling fort. »Ted Ewigk hat ihn informiert.«
    »Hoffentlich…«
    »Traust du ihm etwa nicht?« wunderte sich Ling.
    »Ich traue niemandem«, brummte Wang Lee. »Und die Sache stinkt. Warum mußte er uns unbedingt nach Florida schicken? Château Montagne wäre ebensogut gewesen. Und da gibt es noch eine Burg in England, die Merlin und Gryf gehört. Eine Art Fluchtpunkt für Notfälle. McThruberry-Castle… auch dort wären wir sicher gewesen.«
    »Nein. Ted Ewigk hat recht«, widersprach Ling. »Wenn du davon weißt, hat auch Leonardo inzwischen die entsprechenden Informationen errungen. Und es wäre zu nahe gewesen. Er hätte uns noch erwischt. Hier, beim Transatlantik-Flug aber, hat er unsere Spur verloren.«
    Dessen war sich Wang allerdings nicht so ganz sicher, immer noch nicht…
    »Ich werde das Gefühl nicht los, daß er uns als Köder Leonardo zum Fraß vorwirft. Verstehst du – Leonardo wird uns aufspüren, uns nicht nur mit seinem Schatten verfolgen, sondern auch persönlich hier aufkreuzen – und für Ewigk ist es dann kein Risiko mehr, in Leonardos Abwesenheit die Burg wieder zurückzuerobern.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. Ein Mann wie Ted Ewigk opfert uns nicht. Er ist ehrenhaft. Sonst wäre er nicht einer der besten Freunde Professor Zamorras.«
    »Hm«, machte Wang. »Aber Zamorra ist verschwunden oder tot. Und Ewigk war einmal der Erhabene der DYNASTIE DER EWIGEN, und die ist der Menschheit auch nicht gerade wohlgesonnen.«
    »Du versuchst dich mit Gewalt in etwas hineinzusteigern«, warf Su Ling ihm vor. »Du suchst krampfhaft nach einem Feindbild und baust es dir zurecht, ganz gleich, ob etwas daran wahr ist oder nicht. Du begehst den gleichen Fehler, den die Druiden und die anderen gegenüber Sid Amos begehen, dem sie seinen grundsätzlichen Sinneswandel nicht abnehmen wollen. Teufel bleibt Teufel, pflegt Gryf immer zu sagen. Seit wann pflegst du selbstgezüchtete Vorurteile, Lee?«
    Wang wollte etwas sagen, ließ es dann aber. Die Lautsprecher begannen zu plärren und teilten den Passagieren mit, daß der Start jetzt freigegeben worden sei. Wenig später rollte das Flugzeug, wurde ständig schneller und hob schließlich ab.
    Wang Lee hatte gehofft, das ungute Gefühl würde sich danach verlieren.
    Aber das war nicht der Fall. Seit dem Abheben der Maschine vom Rollfeld war es eher stärker geworden…
    ***
    Es war der Moment, in dem Leonardos Schatten auf dem Airport eintraf. Mit der Geschwindigkeit eines Gedanken hatte er die ungeheure Entfernung zwischen zwei Kontinenten überbrückt. In Caermardhin, vor dessen Toren der Irrwisch wartete, beobachtete der Fürst der Finsternis wieder das Bild, das ihm sein Amulett zeigte. Es war nur verwaschen, aber immerhin konnte er Einzelheiten erkennen.
    Auch jetzt mußte er sich wieder erheblich anstrengen, neue Energien in das Amulett schicken, das mit eigener Kraft nichts mehr zuwege gebracht hätte.
    Die Energien wurden rapide verbraucht. Aber sie reichten aus, Leonardo das Flugzeug erkennen zu lassen, in das Wang Lee gestiegen war. Er sah es noch starten, und
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