0405 - Kampf um Merlins Burg
Sprache, sondern auch noch ihren Verstand verloren?
Möglich war alles.
Aber er war mit ihr gefahren. Und irgend etwas lenkte ihn nun seinem, beziehungsweise ihrem Ziel entgegen, ohne daß er sie danach fragen mußte. Es war ihm, als flüsterte ihm eine innere Stimme ein, wie und wohin er zu fahren hatte.
Eine Privatstraße!
Ein Tor, das diese Straße sperrte. Aber seltsamerweise hatte es sich vor ihm geöffnet, noch ehe er sich über die Sprechanlage mit dem Besitzer des Anwesens in Verbindung setzen konnte. Es war, als sei er erwartet worden. Aber woher konnte jemand wissen, daß er kam und wen er als Fahrgast im Wagen sitzen hatte? Sicher, wenn das richtig war, was seine inneren Eingebungen ihm verrieten, dann wurde zumindest das Mädchen Su Ling hier erwartet. Aber andererseits würde man inzwischen auch hier in der Südspitze Floridas wissen, daß das Flugzeug durch eine Unwetterfront weit, weit von seinem eigentlichen Kurs abgekommen und in Louisiana abgestürzt war. Wer würde da damit rechnen, daß Su Ling sich in einem herannahenden Auto befand?
Fernsehkameras hatte Yves Cascal auch nicht erkennen können.
Nur einmal hatte er gefühlt, wie das Amulett leicht vibrierte, als der Wagen auf das Tor zuglitt, das sich dann öffnete. Mehr war nicht gewesen, und es konnte auch eine Täuschung gewesen sein. Vielleicht war er einfach nur überreizt.
Ein Anwesen tauchte vor ihnen am Ende der Straße auf. Unwillkürlich verringerte Cascal die Geschwindigkeit des Wagens. Zwischen einer Menge Büschen und Bäumen erkannte er eine Art Bungalow mit ausgebauter Dachetage.
»Ist es das?«
Das Mädchen neben ihm reagierte überhaupt nicht darauf.
Yves fuhr langsam weiter. Er ließ den Wagen jetzt nur noch rollen. Und dann spürte er irgendwie, daß er durch eine unsichtbare Barriere fuhr. Eine Sperre, die nicht unbedingt für ihn gemacht worden war. Oder doch? Er konnte es nicht ergründen.
Verwirrt trat er auf die Bremse. Der Regency kam zum Stehen. Yves drehte sich um und versuchte etwas zu erkennen. Was, zum Teufel, war das gewesen?
Unwillkürlich tastete er nach dem Amulett. Aber es zeigte keinerlei Reaktion. Das verwirrte ihn noch mehr. Er hätte sich mit diesem eigenartigen Gefühl vielleicht abfinden können, wenn er in der Lage gewesen wäre, die Schuld dafür diesem eigenartigen Gegenstand zuzuschieben. Aber in diesem Fall ging das wohl nicht.
»Seltsam«, murmelte er.
Seit er dieses Amulett besaß, schien auf irgend eine geheimnisvolle Art und Weise etwas mit ihm zu geschehen. Etwas veränderte sich. Sein Leben schien plötzlich auf einen anderen Kurs zu schwenken. Es traten seltsame Phänomene auf, die ihn früher gar nicht mal so sehr interessiert hätten, in denen er plötzlich aber einen Sog spürte, der ihn heranzog, der ihn neugierig machte. Teilweise sogar gegen seinen Willen.
Etwas war anders geworden. Universeller, allumfassender.
Er ließ die Bremse los. Der Oldsmobile glitt fast lautlos weiter, wurde wieder etwas schneller, bis die Standgas-Grenze der Automatik erreicht war. Yves tippte das Gaspedal an. Der flüsternde Achtzylindermotor ließ den Wagen förmlich vorwärts springen. Schließlich erreichte er die große Fläche vor dem Haupteingang des Bungalow, wo Cascal ihn stoppte, den Motor abstellte und die Handbremse anzog. Weiter rechts befand sich so etwas wie eine Garage, aber nur für ein paar Autos war sie zu groß. Er hielt es für nicht unmöglich, daß sich auch noch ein kleiner Hubschrauber darin befand.
»Du bist ganz schön versponnen, Nachfahre von Baumwollpflücker-Sklaven«, brummte er vor sich hin. Gut, die Größe dieses Anwesens deutete darauf hin, daß es sehr reichen Leuten gehörte, aber so viel hatte er inzwischen auch schon von der Welt kennengelernt, um zu wissen, daß auch die Superreichen sich die Hubschrauber eher mieten, als daß sie sie selbst kauften und besaßen.
Nun ja…
Ihn ging es nichts an. Er brachte dieses Mädchen hierher und bekam vielleicht dadurch Gelegenheit, einmal für eine Stunde oder länger den »Duft der großen weiten Welt« zu erschnuppern, die High-Society zu erleben. Das würde alles sein. Anschließend fuhr er zurück nach Louisiana, nach Baton Rouge, wo er seine kleine Kellerwohnung besaß, die er mit seinen Geschwistern teilte, für die er zu sorgen hatte.
»Da sind wir, Miß Su«, sagte er, stieg aus und ging um den Wagen herum, um die Beifahrertür zu öffnen und der Chinesin herauszuhelfen.
Als er dann zum Haus hinübersah,
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