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0405 - Kampf um Merlins Burg

0405 - Kampf um Merlins Burg

Titel: 0405 - Kampf um Merlins Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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anscheinend noch nicht einmal nach ihm gesucht. Er hatte die Staatsgrenze von Louisiana hinter sich bringen können, ohne daß irgendwo eine Kontrolle zu sehen gewesen war.
    Es gab Leute, die so immens reich waren und so viel besaßen, daß sie manchmal erst nach Tagen merkten, daß ihnen etwas gestohlen worden war.
    Das Fenster der Fahrertür war heruntergesenkt, die Klimaanlage arbeitete mit hörbarem Summen gegen die von draußen kommende Hitze an. Cascal grinste; er war gespannt darauf, wann die Anlage endgültig dem Klima erliegen würde. Er hätte es natürlich bei geschlossenem Fenster viel kühler haben können. Aber sein sportlicher Ehrgeiz brachte ihn dazu, die Kapazitätsgrenzen der Klimaanlage auszureizen. Dafür blieb das Radio stumm.
    Stumm wie das Mädchen auf dem Beifahrersitz.
    Eine zierliche Chinesin, etwas jünger als Cascal. Seit er sie unter seine Obhut genommen hatte, hatte sie kein Wort gesprochen. Das, was sie hatte erleben müssen, hatte ihr wohl die Sprache genommen. Schockwirkung. Ihr Begleiter, ein hochgewachsener raubtierhaft schneller Mann mit ebenfalls asiatischen Zügen, war auf einer Waldlichtung in den Sumpfwäldern zu Asche verbrannt worden, von einer flammenumhüllten Kreatur, die der Hölle selbst entsprungen sein mußte.
    Cascal hatte dem Mädchen versprochen, es dorthin zu bringen, wohin es wollte. Auf eine seltsame Weise hatte er das Ziel erfaßt, ohne daß die Chinesin etwas gesagt hatte. Aufs Geratewohl hatte er ihr eine Landkarte hingelegt, auf verschiedene Punkte gedeutet, und ohne daß von dem Mädchen eine Reaktion kam, hatte er plötzlich gewußt, wo sich das Ziel befand. Er war fast sicher, daß dieses Wissen ihm aus dem Amulett zugeflossen war, das er an einer Silberkette vor der Brust trug. Eine handtellergroße silbern schimmernde Scheibe mit merkwürdigen Zeichen und Symbolen darauf. Das Amulett zeigte in der letzten Zeit Reaktionen, die er nicht immer verstand, und die er auch nicht immer ergründen konnte. Vor kurzer Zeit hatte es sich recht seltsam verhalten, hatte stark vibriert und sich ohne ersichtlichen Grund erwärmt, und er hatte einen Schrei aus Wut und Zorn und Schmerz zu hören geglaubt, einen Schrei, der aber nur in seinen Gedanken laut wurde. Er hatte nicht herausfinden können, worum es sich hierbei handelte.
    Und jetzt war wiederum eine eigenartige Reaktion aufgetreten, und erst als er als Begleiter eines Mannes, der ihm eine Menge Dollars versprochen hatte, in den Sumpfwäldern Louisianas südlich von Baton Rouge auftauchte, hatte er erkannt, daß das Amulett ihn eigentlich auf dieses Ziel hingeführt hatte. Es gab da Geheimnisse, die er ergründen mußte. Doch statt der Lösung etwas näher zu kommen, hatte es in diesem Fall nur noch mehr neue Rätsel gegeben.
    Und Tote…
    Dieses asiatische Mädchen hatte er nun unter seine Obhut genommen. Gepäck trug sie keines bei sich. Es hatte sich in dem abgestürzten Flugzeug befunden, das ausbrennend im Sumpf versunken war und wahrscheinlich nie mehr geborgen werden konnte, weil das zu kostspielig sein würde.
    Gesprochen hatte die Chinesin seit dem Tod ihres Begleites kein einziges Wort. Aber Yves hatte sie, die es widerstandslos duldete, durchsucht und ihren Ausweis gefunden. Sie stammte aus San Francisco, Kalifornien, und hieß Su Ling.
    Mehr konnte Yves nicht herausfinden. Nur eben ihr Ziel - auf diese recht seltsame Art. Er hatte sie bei sich übernachten lassen, in seiner kleinen Kellerwohnung in Hafennähe Baton Rouges, und sie am Tag darauf in das von dem inzwischen Toten gestohlenen Auto verfrachtet, um sie hierher zu fahren. Er wußte nicht, wie er sein leichtfertig gegebenes Versprechen anders hätte halten sollen. Er war kein Heiliger. Für ihn heiligte der Zweck die Mittel. Doch ein Versprechen mußte eingehalten werden, ganz egal, wie das geschah. Inzwischen wünschte er sich, er hätte das Mädchen einfach auf jener Lichtung zurückgelassen. Aber wahrscheinlich hätte er sich dann bis in alle Ewigkeiten Vorwürfe gemacht.
    Der Ärger, den er jetzt hatte, ließ sich ertragen. Die ständige Sorge, irgendwo erwischt zu werden. Schon eine einzige Polizeikontrolle konnte ihn in ernsthafte Schwierigkeiten bringen. Er war zwar nie sonderlich auffällig geworden, aber er war eben -kein Heiliger.
    Das Schlimmste war die beharrliche Schweigsamkeit der Chinesin. Sie ließ einfach alles über sich ergehen, nahm nicht mehr an den Geschehnissen um sie herum teil. Hatte sie unter Umständen nicht nur die

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