0405 - Kampf um Merlins Burg
an die er sonst vielleicht niemals gedacht hätte.
Er holte seine Skelett-Krieger. Seine unerschöpfliche, unverwundbare Armee aus allen Epochen menschlicher Kriegführung vom keulenschwingenden Cro-Magnon bis zum Atombombenzeitalter. Tote, die noch einmal getötet werden konnten. Die man zwar erlösen konnte… aber Leonardo konnte jederzeit weitere Krieger herbeirufen.
Tausende hatte er bislang verheizt. Aber Hunderttausende, Millionen warteten noch auf ihren Einsatz. Es würde den vermeintlichen Agenten der Ewigen, wenn sie wirklich existiert hätten, leicht gefallen sein, diese Hundertschaft auszulöschen. Aber darauf kam es Eysenbeiß gar nicht an.
Es ging um das Auffällige der Aktion.
Deshalb hatte er dem Fürsten der Finsternis gleich sechs Agenten vorgegaukelt. Leonardo sollte provoziert werden, mit stärkstem Geschütz aufzufahren. Ein halbes Dutzend oder gar ein Viertelhundert Skelett-Krieger, das war noch ein nahezu normaler »Einsatz«. Aber eine ganze Hundertschaft fiel auf. Andere Dämonen wurden darauf aufmerksam. Und nicht zuletzt Lucifuge Rofocale.
Wenn Leonardo eine Hundertschaft abrief, dann war eine größere Sache angesagt. Dafür würde sich Lucifuge Rofocale bestimmt interessieren. Er würde nachforschen, wohin diese Hundertschaft gerufen wurde. Und er würde feststellen, daß sie in Caermardhin eingesetzt wurden, der Burg, die Leonardo doch befehlsgemäß aufzugeben hatte!
Damit stellte Lucifuge Rofocale den Verstoß gegen einen seiner Befehle fest. Und Leonardo deMontagne würde mit ernsten Konsequenzen zu rechnen haben. Er sammelte Minuspunkte.
Und darauf wollte der Geist des Eysenbeiß hinaus. Das war seine subtile Art der Rache für seine Hinrichtung.
Leonardo deMontagne dachte nur geradeaus.
Magnus Friedensreich Eysenbeiß war schon immer ein Meister der Intrige gewesen. Und er blieb es über seinen Tod hinaus…
***
Der MÄCHTIGE schwebte in Form einer schwarzen, großen Kugel vor dem Meegh-Kommandanten der Silbermond-Basis.
Lautlos spielte sich die Unterhaltung zwischen beiden ab. Gedankenimpulse wanderten von einem zum anderen.
Wir werden Professor Zamorra eine tödliche Falle stellen, befahl der MÄCHTIGE.
Aber er und seine Gefährten sind gefährliche Gegner. Jüngst versuchte ich sie in eine Falle zu locken, der sie eigentlich nicht hätten entkommen dürfen, und doch gelang es ihnen, erwiderte der Meegh. Ich lockte sie in eine Tabu-Zone, in der Druiden nicht kämpfen dürfen. Die Idee an sich wäre nicht schlecht, lobte der MÄCHTIGE seinen Diener. Aber sie ist nicht perfekt genug für einen Gegner wie Zamorra. Diesmal wird die Falle unentrinnbarer sein.
Was plant Ihr, Gebieter?
Zamorra wird hierher kommen müssen, in den Stützpunkt.
Der Meegh zeigte kein Erschrecken. Sein insektenhaftes Nervensystem ließ keine Gefühlsregungen zu. Für ihn gab es nur Logik, und mit dieser versuchte er seinen Herrn und Meister zu überzeugen. Zamorra ist stark, und er ist nicht allein, sondern erhält Unterstützung durch seine Gefährten. Ich aber stehe allein hier. Es gibt außer mir keinen anderen Meegh auf dem Silbermond.
Ich weiß , gab der MÄCHTIGE kühl zurück. Warum willst du mich belehren, der dich hierher sandte?
Verzeiht, Gebieter. Doch allein sehe ich mich außerstande, etwas gegen Zamorra und seine Mitkämpferbrut zu unternehmen. Ich brauche Unterstützung.
Du wirst sie erhalten, sagte der MÄCHTIGE. Denn ich werde ebenfalls hier sein. Außerdem wirst du sämtliche Roboter hierher zurückbeordern.
Sämtliche? Gebieter, das nimmt uns die Kontrolle über…
SÄMTLICHE! donnerte die schwarze, schwebende Kugel und strahlte düstere Blitze ab. Der Meegh duckte sich unwillkürlich. Die Schwärze um ihn herum sog einen Teil der Blitze begierig auf.
Ich höre und gehorche, Gebieter.
Das will ich auch hoffen, dachte der MÄCHTIGE, ohne diese Gedanken über die Grenze seines körperhaften Seins hinausgehen zu lassen. Es gibt genug andere wie dich, die ich hier verheizen kann, wenn du versagst…
***
Professor Zamorra streckt die Hand aus und berührte die Wand neben dem breiten Bett. Ein Gedankenbefehl ließ eine Fensteröffnung entstehen. Von draußen drang Tageslicht in den Schlafraum des Organhauses. Vorher war das Fenster geschlossen gewesen; Frischluft durchdrang die Wände auf anderem Wege.
Nicole blinzelte.
»He, muß das sein?« protestierte sie. »Das blendet so grell. Gerade war es doch noch so schön…«
Ein weiterer Befehl ließ eine
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