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0406 - Mörder-Medium

0406 - Mörder-Medium

Titel: 0406 - Mörder-Medium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Natürlich. Wären wie in Zivil hier hereingekommen, hätte man sich gefragt, wer wir sind. Ich bin sicher, daß die Damen und Herren Wissenschaftler sich größtenteils untereinander kennen. Soldaten aber werden hierher versetzt oder wieder abkommandiert. Schmeckt dir die Suppe immer noch nicht? Du läßt sie ja kalt werden…«
    Zamorra seufzte.
    »Gryf… weißt du überhaupt, daß sie uns jetzt jagen werden? Deine Rechnung geht nicht auf. Wir haben uns der Verhaftung entzogen. Himmel und Sterne, sie hätten unsere Pässe geprüft, und Boris hätte dafür gesorgt, daß unsere Aufenthaltsgenehmigungen nachgereicht werden. Jetzt aber bleibt uns nur, wieder zu verschwinden, und zwar möglichst schnell. Schade drum… ich hätte mir die ganze Forschungsstätte hier liebend gern mal in Ruhe angesehen! Ted wird wütend sein, weil wir nicht mit einem Bericht dienen können…«
    »Ach, Alter, wir bleiben doch erst mal hier«, sagte Gryf. »Wir haben uns doch noch gar nicht von Boris Iljitsch verabschiedet. Den werden sie in den nächsten Stunden wieder freilassen, und dann sehen wir weiter.«
    »Das kann alles nicht dein Ernst sein, Gryf«, murmelte Zamorra. Jetzt nippte er doch wieder am Wodka und begann die Suppe zu löffeln, weil die wärmte. Die paar Augenblicke, in denen sie vorhin draußen in der Kälte gewesen waren, hatten gereicht, daß diese Kälte sich durch die dünne Kleidung gefressen hatte und sich nun bemerkbar machte.
    »Begreif doch, Gryf«, sagte er. »Ich möchte diese Besichtigung ganz hochoffiziell machen, mit Genehmigung. Und bei dem, was Nicole und ich früher schon für Boris und auch und vor allem für den KGB getan haben… bei diversen Vampirjagden hier und da… und bei der Spiegelhexe… da hätten wir die amtlichen Genehmigungen auch bekommen. Bloß dürfte jetzt nach deiner Heldentat keine Rede mehr davon sein…«
    Gryf verzog das Gesicht.
    So ganz genau wußte er eigentlich selbst nicht, weshalb er mit Zamorra geflüchtet war und auch noch versucht hatte, Saranow mitzunehmen. Es war eine Eingebung gewesen, eine Blitzidee, daß genau das richtig sei.
    Aber warum…?
    Er konnte es nicht ergründen.
    ***
    Kaithor spürte auch den zweiten und den dritten zeitlosen Sprung des Silbermond-Druiden. Er bemühte sich, herauszufinden, wo der letzte Sprung sein Ende gefunden hatte. Dazu mußte er die Erinnerung seines derzeitigen Trägerkörpers befragen, in dem er sich unerkannt verborgen hielt. Er forschte behutsam nach, ohne daß sein Wirt bemerkte, daß jemand ihm lautlose Fragen stellte und Wissen abrief. Danach kannte Kaithor den ungefähren Lageplan der Wissenschaftlerstadt und des Institutsgeländes. Er verglich diesen Stadtplan mit seiner magischen Peilung und kam zu dem Schluß, daß der Silbermond-Druide etwa in der Nähe der Kantine der parapsychologischen Fakultät angekommen war. Dort würde er also zu finden sein. Oder - dort ließ sich die Spur aufnehmen.
    Kaithor mußte den Druiden töten, bevor jener ihn angriff. Es war eine Frage des Überlebens. Jene vom Silbermond und die Geschöpfe der Schwefelklüfte waren schon immer erbitterte Todfeinde gewesen.
    ***
    Boris Saranow hatte sich festnehmen lassen. Jetzt befand er sich in Major Sewjestins Büro. Ein uniformierter Soldat saß am Fenster und tat so, als ginge ihn alles nichts an. Vor Saranow dampfte eine Tasse Kaffee. Er hatte Verständnis für die Maßnahmen des Sicherheitsbeauftragten, aber er war trotzdem etwas verärgert - was aber eher auf seinen Hunger zurückzuführen war. Aber statt eines der Restaurants oder wenigstens die Kantine des Instituts heimsuchen zu können, durfte er hier dem KGB-Major Rede und Antwort stehen. Und je mehr Zeit verstrich, desto geringer wurden die Chancen, irgendwo in Akademgorodok noch einen Happen auf den Teller zu bekommen.
    Zum dritten mal erzählte er jetzt seine Geschichte, wie er sie sich am glaubwürdigsten zurechtgelegt hatte.
    Das Weltentor, durch das er gestürzt war, konnte er nicht verleugnen. Es gab mit Sicherheit keine andere Möglichkeit, so spurlos zu verschwinden. Die Sicherheitsleute würden garantiert jede Eventualität ausgeleuchtet und durchgerechnet haben. Flucht, Entführung, zu Fuß oder im Hubschrauber oder sonstwie… per Boot über den Ob… wie auch immer. Da ließ sich nichts machen. Es gab nur die Möglichkeit des Verschwindens durch einen Riß in der Welt. Saranow zog die Effekte zum Vergleich heran, die im berüchtigten sogenannten Bermuda-Dreieck immer wieder

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