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0406 - Mörder-Medium

0406 - Mörder-Medium

Titel: 0406 - Mörder-Medium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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weiter. Vor Gericht wird sich dann zeigen, was Ihre Pflicht ist. Und dann…«
    »Hören Sie«, wandte Kotranov ein. »Ich sagte schon, daß ich morgen einen schweren Tag vor mir habe. Es steht ein kompliziertes Experiment an, für das ich alle meine Kraft brauche. Wenn ich mich jetzt verausgabe…«
    »Ich lasse diesen Test aussetzen. Das hier ist wichtiger. Sie werden es während der Befragung begreifen. Also…«
    Kotranov seufzte.
    »Also gut«, sagte er. »Ich mach's.«
    Saranow starrte ihn an. Also gut, dachte er bitter. Das war's dann - Es war ein Fehler gewesen, auf diesem Wege zurückzukehren.
    Vielleicht hätte er ganz fortbleiben sollen…
    Liberalisierung, Umgestaltung, Öffnung nach außen… das alles galt hier nicht. In der Stadt der Wissenschaften war alles so geblieben wie einst.
    Fast…
    ***
    Das Ektoplasma bildete sich zurück. Die bizarre Gestalt schrumpfte, wurde durchsichtiger, zerfaserte. Die feinstoffliche Wolke kroch in den Mund des Mediums zurück. Nach einigen Minuten war nichts mehr davon zu erkennen.
    Lena Petrowna erwachte übergangslos aus ihrer Trance.
    Ihre Erinnerung setzte nahtlos dort wieder an, wo sie abgerissen war: sie war von irgend etwas aus dem alptraumbelasteten, leichten Schlaf gerissen worden.
    Aber wovon?
    Sie knipste die Lampe an. Da klopfte jemand an ihrer Zimmertür. »Lena, bist du noch wach?«
    Hätte sie fest geschlafen, wäre sie von dem Geräusch und der Frage nicht gestört worden. Aber in dieser Nacht war sie sogar froh über die Störung. Nadja Telzina, eine Psychokinetin aus der Ukraine, bewohnte mit ihr zusammen dieses kleine Bungalowhaus. Sie schlief im Zimmer nebenan.
    Lena glitt aus dem Bett und hüpfte in den Morgenmantel. »Komm herein, Nadja.«
    Die Ukrainerin trat ins Zimmer.
    »Hast du es nicht gehört?« fragte sie.
    »Was denn?«
    »Draußen hat es einen Unfall gegeben. Ein Auto ist gegen die Hauswand der Kantine gefahren. Der Wagen ist völlig zerstört.«
    Lena schluckte. Sollte es das gewesen sein, was sie weckte? Wollte etwa noch eine Para-Begabung in ihr erwachen? Oh, nein…
    »Wie ist es passiert?«
    »Ich weiß nicht. Ich hab's eben knallen gehört, sah aus dem Fenster… und da war schon alles vorbei. Der Wagen ist so demoliert, daß wohl keiner lebend herausgeholt werden kann. Kommst du mit nach draußen? Ich will's mir ansehen.«
    Lena schüttelte den Kopf.
    Sie hatte keinen Bedarf an Unfällen. Sie hatte genug andere Probleme.
    »Dann gehe ich auch nicht«, sagte Nadja. Es war ihr nicht anzumerken, ob sie enttäuscht war. »Ich möchte nur wissen, wie das passieren konnte. So, wie der Wagen vom Fenster aus aussieht, muß er sehr schnell gefahren sein. Das ist komisch. Ich begreif das nicht.«
    Ich auch nicht, dachte Lena. Sie überlegte, ob sie eine Tablette nehmen sollte, damit sie endlich richtig schlafen konnte.
    »Du hast doch ein Problem«, erkannte Nadja. »Es ist der Vorfall, der Retekin das Leben kostete, nicht wahr? Aber du kannst doch nichts dafür. Willst du darüber reden?«
    Lena sah sie an.
    Ja, dachte sie. Mit dir rede ich darüber. Bei dir weiß ich, daß du keine Hintergedanken dabei hast. Nadja, Freundin. Und dann tat es ihr wohl, sich endlich alles von der Seele reden zu können…
    ***
    Gryf spürte noch den Schlag, mit dem ihn Her Wagen erwischte, und der Schmerz ließ ihn aufschreien. Irgendwo tauchte er wieder auf, in der Dunkelheit, weit fort von der Kantine. Es war ein Notsprung ohne Ziel gewesen.
    Nach wie vor stand er im Freien. Es war kalt, aber er verdrängte diese Empfindung. Er überprüfte sich selbst. Er war noch einmal glücklich davongekommen. Mehr als einen blauen Flecken würde er nicht davontragen.
    Er tastete nach Zamorras Bewußtseinsaura.
    Er konnte zwar dessen Gedanken nicht lesen, weil Zamorra eine posthypnotische Sperre in sich trug, aber er konnte feststellen, ob der Parapsychologe überhaupt lebte. Und das war der Fall. Zamorra war heil davongekommen. Er fror zwar, aber das war auch alles.
    Gryf wollte schon im Sprung zu ihm zurückkehren, als er die Ausstrahlungen anderer Menschen erfaßte. Neugierige näherten sich der Stelle. Wenn er mitten zwischen ihnen auftauchte, würden sie sich wundern.
    Er sprang zur Rückseite der Kantine, um sich von dort aus zu Fuß der Unfallstelle wieder zu nähern. Er wollte Zamorra mitnehmen und dann ungesehen verschwinden. Es wurde langsam Zeit.
    Aber dann spürte er etwas anderes, kaum daß er sich wieder verstofflicht hatte.
    Etwas tastete nach ihm.
    Es

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