0406 - Mörder-Medium
war wie ein Radarimpuls, den er körperlich spüren konnte. Da war jemand, der diesen zeitlosen Sprung aus der Ferne bemerkt hatte.
Und wahrscheinlich nicht erst diesen, sondern auch die anderen zuvor.
Gryf preßte die Lippen zusammen. Irgend jemand in dieser Stadt besaß Spürerfähigkeiten. Aber wer?
Gryf ahnte nicht, das er Kaithors unsichtbare Augen gefühlt hatte…
***
Er hat überlebt! durchzuckte es Kaithor. Der Druide ist dem Anschlag entgangen! Der Kontrollgeist aus den Höllentiefen spürte Enttäuschung. Sein Plan war fehlgeschlagen. Der Druide besaß nach wie vor die Möglichkeit, Kaithor aufzuspüren und seine großen Pläne zunichtezumachen!
Aber… Kaithor hatte seine Möglichkeiten längst nicht ausgeschöpft. Er hatte auch noch andere Tricks zur Verfügung, dem Druiden den Garaus zu machen.
Er überlegte, was als nächstes zu tun war.
Wichtig war, daß er den Druiden nie aus den »Augen« verlor. Er mußte dessen Sprünge weiter verfolgen.
***
Der Wagen war leer! Niemand hatte am Steuer gesessen! Also eine Aktion, die von Magie gesteuert worden war…
Neugierige stürmten heran. Personal der Kantine drängte ins Freie, die letzten Besucher kehrten um. In Häusern an der Straße gingen die Lichter an. Der Knall, mit dem der Lada sich an der Hauswand zerschmetterte, war laut genug gewesen, um Neugier zu wecken.
In diesem Moment hatte Zamorra die Kälte vergessen.
Er sah an sich herunter. Gryfs Illusion wirkte immer noch. Also mußte der Druide die Aktion soweit unbeschadet überstanden haben. Zamorra hoffte, daß Gryf bald zurückkehrte.
Erstaunte Ausrufe erklangen, als die Neugierigen feststellten, daß der Wagen leer war. Dabei war er so sehr verformt, daß ein etwaiger Insasse niemals aus eigener Kraft ins Freie gekommen wäre. Der Fahrer hätte schwerste Verletzungen davontragen müssen.
Niemand verstand es.
Zamorra tastete nach seiner Brust. Unter dem Hemd hing sein Amulett. Er aktivierte die handtellergroße Silberscheibe mit einem konzentrierten, scharfen Gedankenbefehl. Aber sie konnte ihm keine fremde Magie mehr anzeigen. Was auch immer diesen Wagen gelenkt hatte, hatte sich zurückgezogen. Es gab keine Reststrahlungen.
Irgend jemand äußerte lautstark die Vermutung, daß ein Verrückter das Gaspedal fixiert haben müsse wie auch die Lenkung, und dann herausgesprungen sei. Zamorra hätte dieser Lösung gern zugestimmt… wenn da nicht die abrupte Geschwindigkeitserhöhung zwischendurch gewesen wäre. Und da hatte sich ganz bestimmt niemand mehr aus dem Wagen fallen lassen.
Einig waren sich die Leute lediglich darüber, daß es ein Mordanschlag gewesen sein mußte. Aber wem er galt und wer ihn verübt haben könnte, darüber konnten sie sich nicht einigen.
In der Ferne heulten Polizeisirenen.
Da tauchte Gryf neben Zamorra auf. Er zupfte an seinem Ärmel.
»Komm, laß ms verschwinden«, sagte er. »Oder gibt es hier noch etwas zu überprüfen?«
»Nein«, gestand Zamorra. Wenn es Magiereste gegeben hätte, verwehende Spuren, hätte das Amulett sie bereits entdeckt.
Er folgte Gryf. Sie verschwanden in der Dunkelheit, gemütlich schlendernd wie Leute, die genug gesehen hatten und nicht daran interessiert waren, von der herannahenden Polizei befragt zu werden. Zamorra sah, daß allein das Heulen der Sirenen ausreichte, einen großen Teil der Schaulustigen zu zerstreuen. In westlichen Ländern wäre das wohl anders gewesen. Da wären sie erst recht dageblieben und hätten Rettungs- und Ermittlungsarbeiten durch ihre Neugier behindert oder gar verhindert.
Als niemand mehr in Sichtweite war, sprang Gryf mit Zamorra in Saranows Haus.
Er holte wie völlig selbstverständlich eine Wodkaflasche aus Saranows Beständen und füllte zwei Gläser. »Zum Aufwärmen«, schlug er vor. Die Illusion, Uniformen zu tragen, hatte er wieder gelöscht.
Zamorra starrte die Gläser an. »Ein Kaffee wäre mir jetzt lieber«, sagte er.
»Mal sehen, ob Saranow so was in seiner Vorratskammer hat«, sagte Gryf. »Vorerst kann dieses Schlückchen aber nicht schaden.«
Sie tranken. Zamorra eher widerwillig. Er wunderte sieh auch jetzt wieder, daß er trotz der bisher genossenen Wodkamenge nur ein seltsames Gefühl der Leichtigkeit verspürte, aber keine richtige Trunkenheit. Aber vielleicht hatte ihn der Schock des Anschlages wieder ernüchtert.
Gryf rumorte in der Küche. »Ha, was hältst du von einer heißen Suppe?«
»Entschieden weniger als vom Kaffee«, gab Zamorra zurück. »Nicht schon
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