0406 - Nachricht aus der Zukunft
Außerdem kann es uns doch egal sein, ob jemand in den Akten herumstöbert oder nicht. Vielleicht suchen sie nach dem geeigneten Mann, der ihnen bei ihren Untersuchungen behilflich sein kann. Außerdem haben wir nichts zu befürchten."
Es war Peynchester, der sich am meisten aufregte.
„Die Akten gehen niemanden etwas an. Vielleicht sollten wir Fosser doch fragen. Könnte sein, daß er nichts davon weiß."
Er stand auf, ohne sich daran hindern zu lassen, und ging zur Bar. Fenchel konnte ihn von seinem Platz aus gut sehen.Fosser schien ungehalten zu sein, sprach aber dann leicht erregt auf Peynchester ein und vergaß sogar seine Sekretärin. Als der Arzt wenig später zum Tisch zurückkehrte, war sein Gesicht nachdenklich.
„Nun, was sagt er?" fragte Kalim Afanch.
Peynchester zuckte die Achseln.
„Er sagt, die beiden Männer hätten Vollmacht. Er könne sie nicht daran hindern, überall herumzuschnüffeln, aber wir sollten uns beruhigen.
Fenchel hatte recht. Die Leute suchen nach profilierten Mitarbeitern."
„Na also", freute sich Ferry Grindel, die beim Schwimmen den zweiten Platz errungen hatte. „Dann ist ja alles in Ordnung. Tanzen wir?"
Es wurde noch ein gelungener Abend, aber viel später, als Fenchel längst im Bett lag, mußte er noch immer an Peynchesters Gesicht denken.
Ihm war, als hätte er in ihm einen Augenblick lang richtige Panik entdecken können.
*
Fast zur gleichen Zeit saßen Fellmer Lloyd, Gucky und Ken Albrich im Hotel zusammen. Es war der dritte Tag ihrer Arbeit in Sydney, und bis jetzt war jede begonnene Spur im Sand verlaufen.
Ken seufzte.
„Sieht hoffnungslos aus, wenn ihr mich fragt. Wie weit sind Sie mit den Personalakten, Fellmer?"
„Zwanzigtausend Akten, Ken! Ich habe gerade erst angefangen, obwohl ich den Komputer zu Hilfe nahm. Wir haben zu wenig Anhaltspunkte, um schneller sieben zu können. Eigentlich haben wir überhaupt keine Anhaltspunkte."
„Keine Verdachtsmomente?"
„Keine."
„Na ja." Ken Albrich sah aus dem Fenster hinab auf das Lichtermeer der Wolkenkratzer. „Wir sollten Kontakt mit den leitenden Angestellten bekommen, das ergäbe vielleicht manchen Hinweis. So wie bisher kommen wir nicht weiter. Verdammte Kleinarbeit, Routine. Morgen werden Gucky und ich uns mit einigen Ärzten unterhalten. Sie haben direkt mit der Herstellung von Cosmobin zu tun. Dort beginnt der Weg, der auf Ertrus in der Zentralklinik endet. Wir werden ihn systematisch verfolgen, bis wir auf einen Hinweis stoßen. Sie beschäftigen sich weiter mit der Kartei. Es muß doch etwas geben, das nicht hineinpaßt."
„Hinweise lassen sich konstruieren", gab Fellmer Lloyd zu bedenken.
„Genauso wie Beweise", gab Ken zu. Er schüttelte den Kopf. „Im Leben von einem der zwanzigtausend Menschen hier muß es etwas geben, das uns weiterhilft. Es kann eine Kleinigkeit sein, scheinbar unbedeutend und belanglos. Aber sie muß in einem Zusammenhang mit dem stehen, was sich ereignet hat. Wir müssen es finden, Fellmer."
„Drei Tage sind wir erst bei der Arbeit, Ken, Warten wir ab."
Gucky räkelte sich auf dem Sofa.
„Mit Telepathie habe ich es schon versucht, aber es geht mir auf den Wecker, den ganzen lieben langen Tag nichts anderes zu tun, als die Gedanken mir unbekannter Menschen zu sondieren. Wenn ihr wüßtet, woran manche denken ...!"
„Du brauchst bei unseren Begegnungen nur darauf zu achten", versuchte Ken ihm zu helfen, „ob jemand erschrickt oder ein schlechtes Gewissen hat. Jeder kennt dich und weiß, daß du Telepath bist. Er wird also versuchen, an harmlose Dinge zu denken.
Besonders wird das der Verräter tun - und das ist der Hinweis, den wir brauchen."
„Die denken alle ohne Unterlaß nur an harmloses Zeug, Ken. An ihre angebrannten Steaks, an ihre Frauen oder Kinder, an das neue Hobby, an den reparaturbedürftigen Gleiter, an mehr Gehalt ... na, und so weiter. Was ist daran so verdächtig?"
„Wie sie daran denken, Kleiner. Darauf kommt es an."
Gucky knurrte vor sich hin und rollte auf den Rücken.
„Na gut, morgen wissen wir vielleicht mehr. Und wenn nicht morgen, dann eben übermorgen."
Ken seufzte.
„Du hast zuviel Kriminalfilme gesehen, Gucky. In denen passiert immer so viel. In der Wirklichkeit ist das anders. Die Aufklärung eines Falles bedeutet Arbeit, eine ganze Menge Kleinarbeit. Ein Stein kommt zu dem anderen, wie bei einem Mosaik. Und erst dann, wenn sich ein Bild zu formen beginnt, weiß man, daß man auf dem richtigen Weg ist." Er
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