0406 - Nachricht aus der Zukunft
gähnte. „Ich schlage vor, wir machen Schluß für heute."
Dagegen hatte niemand etwas einzuwenden.
*
Während Ken und Gucky am nächsten Tag Dr.
Fenchels Abteilung aufsuchten und sich mit ihm angeregt über den neuesten Stand der radiobiologischen Forschung unterhielten, fütterte Fellmer den werkseigenen Komputer mit Daten. Er hatte sich bestimmte Fakten zurechtgelegt, die eventuell für einen Verdacht in Frage kamen. Nun versuchte er die Leute zu finden, bei denen wenigstens einer dieser Fakten zutraf.
Das Ergebnis übertraf seine Erwartungen, aber Fellmer war alles andere als erfreut darüber. Wenn es zuviel Anhaltspunkte gab, stand er genau wieder da, wo er schon vor drei Tagen gestanden hatte.
Mindestens hundert Personen hatten vor Errichtung des Zeitfeldes das Sonnensystem verlassen, um ihren Urlaub auf einem fremden Planeten zu verbringen.
Noch mehr waren geschäftlich und im Auftrag der Fosserwerke unterwegs gewesen, oft mehrere Wochen und Monate. Zweihundert Personen wissenschaftlicher Abteilungen hatten Reisen auf Schiffen der Explorerflotte unternommen. Siebzig stammten überhaupt nicht von der Erde, sondern von Welten, die zum Solaren Imperium gehörten. An der eigentlichen Herstellung der Ertru-Cosmobin waren genau viertausendfünfhundert Angestellte beteiligt.
Fellmer seufzte. Es würde noch lange dauern, bis er alle diese Leute durchgesiebt und auf Herz und Nieren überprüft hatte. Der Komputer würde ihm da kaum noch weiterhelfen. Er beschloß, erst einmal weitere Verdachtsmomente zu „erfinden" und auszuwerten. Dazu gehörten vor allen Dingen nicht in normalen Bahnen verlaufende Familienverhältnisse, auffällige Geldausgaben und unregelmäßige Urlaube oder Krankheiten.
Gerade dieser letzte Punkt, der zu den meisten Fehlschlüssen führen konnte, brachte ihn auf die erste Spur.
Ein gewisser Dr. Jordan Peynchester hatte die Angewohnheit, seinen Urlaub nie in einem Stück zu nehmen. Er verteilte ihn über das ganze Jahr und zog die verlängerten Wochenenden vor. So schaffte er es, zehnmal im Jahr Urlaub zu machen, wenn auch immer nur für mindestens vier Tage.
Nicht besonders verdächtig, aber immerhin ein Anhaltspunkt. Fellmer beschloß, sich diesen Peynchester einmal näher anzusehen.
*
„Wir suchen fähige Mitarbeiter, Dr. Peynchester, und zwar im Auftrag der Regierung. Über Ihre Qualität sind wir informiert, aber es gibt ja auch noch andere Gesichtspunkte, nach denen wir zu urteilen haben. Gesellschaftliche, moralische - nun, Sie kennen das ja."
Peynchester blieb äußerlich ruhig. Er saß hinter seinem Schreibtisch in seinem Büro und versuchte, seine Überraschung zu überwinden.
„Wie kommen Sie gerade auf mich?" fragte er.
„Das ist einfach. Wie Sie vielleicht wissen, studiere ich die Personalakten, um eine Vorauswahl treffen zu können. Meine beiden Mitarbeiter kümmern sich weniger um den Menschen, als um seine Arbeit. Übrigens: Warum tragen Sie ein Abschirmnetz gegen Telepathie?"
Diesmal fuhr Peynchester zusammen und konnte seine Überraschung nicht mehr verbergen.
„Woher wissen Sie das? Sind Sie ...?"
„Ich sehe es", sagte Fellmer ruhig. „Und ich finde es merkwürdig, daß Sie ein solches Netz besitzen und tragen. Fürchten Sie sich vor Telepathen?"
„Ich lasse mich nicht gerne belauschen, das ist alles."
„Das ist kein Argument. Nehmen Sie an, daß es unter der Belegschaft des Werkes keine Telepathen gibt?"
„Es kann sie überall geben, wer weiß das so genau? In den letzten paar hundert Jahren haben sich die parapsychischen Fähigkeiten des Menschen verstärkt. Warum soll es keine unentdeckten Telepathen geben? Sie werden sich hüten, ihr Wissen preiszugeben. Und ich sagte Ihnen ja schon, daß ich mein Privatleben haben möchte. Es geht niemanden etwas an, was ich denke."
„Da haben Sie recht, Dr. Peynchester. Ich denke genauso. Noch eine Frage: Sie ziehen Kurzurlaube einem langen Urlaub vor. Warum?"
„Na, hören Sie mal! Das ist doch wohl meine Angelegenheit."
„Sicher ist das Ihre Angelegenheit, aber ich frage trotzdem. Bin ich sehr indiskret wenn ich es tue?"
Dr. Peynchester zögerte, dann entgegnete er: „Ich bin verheiratet und habe Kinder. Wir besitzen ein wunderbares Unterwasserhaus in der schönsten Meereslandschaft. Korallenriffe, Schluchten, Felsen, warmes Wasser, Fische ... hinzu kommt, daß meine Frau und ich begeisterte Taucher sind. Warum sollen wir einen längeren Urlaub nehmen, wenn wir zehnmal im Jahr
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