0407 - Spitzel mit eiskalten Tricks
ärgerlich aus.
Lester Robbins ballte die Fäuste. Er blickte noch immer Dickinson an. »Ich bin kein geschulter Kriminalist, aber ich habe eine Nase für faule Sachen. Diese Nase hat mich auf die Spur von Cutter gebracht, und der gleichen Nase entgeht keineswegs, dass hier etwas nicht stimmt.«
»Sie müssen ihn entschuldigen«, sagte Laura schnell. »Er ist geradezu besessen von dieser verrückten Idee!«
Dickinson erhob sich. Er war etwa einen halben Kopf größer als Robbins.
Er trat dicht an Lester heran und meinte: »Sie müssen noch viel lernen, junger Mann.« Im nächsten Moment ließ er seine Faust vorschießen. Es war eine plötzliche, explosive Aktion, die ohne Warnung erfolgte und so unvermittelt kam, dass Lester keine Zeit für einen Konterschlag fand. Dickinsons Faust landete in Lesters Magengrube. Lester krümmte sich nur eine Sekunde. Diese Sekunde reichte Dickinson, um einen zweiten Schlag unterzubringen. Genau auf die gleiche Stelle, einige Zoll oberhalb der Gürtellinie.
Robbins Gesicht wirkte plötzlich so verknittert wie ein ausgetrockneter Lederlappen. Er schloss die Augen. In seinen Lippen war keine Farbe mehr.
Laura wich ein paar Schritte zurück. Sie stieß einen Stuhl um und wäre beinahe gefallen. Mit dem Rücken prallte sie gegen die Wand. Zitternd blieb sie stehen. Sie wollte schreien, aber sie brachte nur einen gurgelnden Laut über die Lippen.
Robbins keuchte. Er beugte sich noch tiefer, er konnte nicht anders. Ihm schien es, als krampfe eine glühende Stahlfaust seinen Magen zusammen. Dickinson holte aus, ließ aber die zum Schlag erhobene Faust plötzlich fallen. Stattdessen riss er das Knie hoch. Er traf Robbins hart am Kinn.
Robbins ging zu Boden. Er blieb auf den Knien liegen und schwankte mit dem Oberkörper hin und her, als könnte er sich nicht entschließen, wohin er fallen sollte. Seine Augen waren glasig. Irgendeine Kraft hielt ihn noch bei Bewusstsein, aber es war zu spüren, dass er das Ende der Verliererstraße schon fast erreicht hatte.
Dickinson machte ein steinernes Gesicht; es waren die Züge eines Mannes, der eine harte, schwierige Arbeit mit großem Ernst verrichtet. Er nahm sich Zeit dabei. Mit leicht verkniffenen Augen setzte er zum letzten, entscheidenden Treffer an.
Robbins fiel um.
, Dickinson atmete schwer. Er richtete den verrutschten Krawattenknoten.
»Ich gehöre zu den Leuten, die sich nicht gern ins Handwerk pfuschen lassen«, meinte er zu Laura gewandt.
»Sind Sie Jack Cutter?«, fragte Laura schwer atmend. Ihr war anzusehen, wie sehr sie sich vor seiner Antwort fürchtete.
Dickinson schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich wär’s«, sagte er, fügte dann jedoch hinzu: »Nein, lieber nicht. Wer hat schon Lust, zu sterben?«
Laura brauchte einige Sekunden, um den'Sinn der Worte zu erfassen. Endlich dämmerte ihr, dass Dickinson auf Jack Cutter wartete. »Sie wollen ihn töten?«, fragte sie mit kaum hörbarer Stimme. Dickinson knackte mit den Handgelenken. »Gewiss«, erwiderte er ruhig. Sein linker Mundwinkel zuckte. »Sie werden verstehen, dass ich diese Begegnung mit ihren unausbleiblichen Folgen nicht vor Zeugen in Szene setzen möchte.«
Laura schluckte. »Was soll das heißen?«
»Haben Sie das noch nicht begriffen?«, fragte er und ging auf sie zu. »Ich werde Ihren jungen Freund und Sie von der Bühne des Geschehens entfernen!«
***
Detective-Lieutenant Humber von der Mordkommission besaß auf den ersten Blick nur ein typisches Körpermerkmal, und das war seine gewaltige Nase. Sie ragte wie der Signalarm einer stillgelegten Gleisstrecke in die Botanik: rostbraun und scheinbar nutzlos. Wer Humber näher kennt, und ich gehöre dazu, weiß jedoch, dass es ein Fehler ist, Humber nach den Dimensionen seines clownähnlichen Riechorgans zu beurteilen. An Humber war nichts Komisches. Er galt als zielstrebiger, tüchtiger Beamter.
Wir waren zu dritt in dem Gästezimmer: Humber, Flenner und ich.
Flenner war inzwischen von Doktor Collins verbunden worden. Seine Augen glänzten dunkel, feucht und traurig, wie die Oberfläche einer asphaltierten Vorstadtstraße nach einem Regenschauer.
Flenner saß auf dem Bett. Humber, groß, knochig und schlaksig, hockte rücklings auf einem Stuhl. Ich lehnte am Kleiderschrank. Im Moment waren sämtliche Gästezimmer belegt; die Beamten der Mordkommission verhörten darin die Partygäste.
Viel war bis jetzt nicht herausgekommen. Niemand wollte etwas Verdächtiges gesehen, niemand wollte etwas
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