0407 - Spitzel mit eiskalten Tricks
Wenn ich daran denke, auf welche Weise er seine Einladung mir gegenüber zu forcieren versuchte, fange ich an, mich für diesen Lester Robbins ganz besonders zu interessieren.«
»Er könnte der Mörder sein, nicht wahr? Er war in der Nähe, als das Unheil passierte, und ich wette, er hat den Geheimkeller gekannt.«
»Ganz bestimmt. Ich möchte freilich bezweifeln, dass er die Tat verübt hat. Ich sehe kein Motiv, Phil. Wenn er es gewesen wäre, hätte er nach dem Mord sicherlich versucht, in der Menge unterzutauchen. Stattdessen benahm er sich reichlich verrückt und auffällig, geradezu Verdacht erregend.«
Phil schwang die Beine vom Schreibtisch auf den Boden. Er erhob sich und leerte den Kaffeebecher. »Mal sehen, ob sich über diesen Knaben was im Archiv findet.« Er ging hinaus.
Eine halbe Stunde später rollte ich mit meinem roten Jaguar zum Riverside Drive. Lester Robbins bewohnte im oberen Stockwerk einer hübschen, alten Villa mehrere Zimmer. Das Haus gehörte einem pensionierten Obersten, der, wie ich erfuhr, gerade zur Jagd in Arkansas weilte. »Mr. Robbins hat einen Aufgang«, informierte mich die säuerlich aussehende Haushälterin des Obersten. »Es ist der frühere Dienstboteneingang. Oberst Calghaun hat ihn umbauen lassen.«
»Sind die beiden miteinander verwandt?«, fragte ich.
»Der Oberst und Mr. Robbins? Nein! Sind Sie auch von der Polizei?«
»FBI«, sagte ich und zeigte meinen Stern. »Wer war denn schon von der City Police hier?«
»Reginald Brown«, berichtete sie. »Vor einer halben Stunde. Ich habe ihn rauf gelassen.«
»Sie haben einen Zweitschlüssel zu Mr. Robbins Apartment?«
»Ja. Wollen Sie ihn haben?«
Drei Minuten später betrat ich Lester Robbins Wohnung.
Die Haushälterin, die ich gebeten hatte, mich zu begleiten, stieß einen Schrei aus, als sie in das Apartment blickte. In der Wohnung sah es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Der Inhalt von Schränken und Schubladen lag wild durcheinander auf dem Boden. »Unmöglich, kaum zu fassen!«, keuchte die empörte Haushälterin. »Wenn ich geahnt hätte, dass dieser Mr. Brown sich wie ein Vandale aufführt, hätte ich ihm niemals gestattet, Mr. Robbins Wohnung zu betreten!«
Ich trat ans Telefon und wählte Humbers Nummer. »Hat Stanhope schon eine Vermisstenanzeige wegen seiner Tochter erstattet?«, fragte ich ihn.
»Nein.«
»Haben Sie einen Beamten in Mr. Robbins Wohnung geschickt?«
»Nein.«
»Gibt es bei der City Police einen Beamten namens Reginald Brown?«
»Wir haben mindestens fünf Dutzend Browns auf der Gehaltsliste stehen«, erwiderte er, »aber ich kenne keinen, dessen Vorname Reginald lautet.«
»Vielen Dank«, sagte ich und hängte auf.
»Wenn der Oberst hier wäre, würde er sich beim Polizeipräsidenten beschweren!«, schnaufte die Haushälterin. Sie konnte sich nicht beruhigen.
»Beschreiben Sie mir diesen Reginald Brown«, bat ich.
»Genügt Ihnen nicht sein Name? Er war in Zivil, aber er benahm sich reichlich barsch und arrogant. Wie er aussah? Nicht gerade vertrauenerweckend. Ein typischer Polizist - ein bisschen finster, meine ich. Ziemlich grobschlächtige Züge, knochig, derbes, hartes Kinn. Die Augen? Ich weiß es nicht. Sie lagen im Schatten der Hutkrempe. Himmel, so genau hab ich ihn mir natürlich nicht angesehen!«
»Alter?«
»Vierzig, würde ich sagen. Vielleicht etwas jünger. Gut gekleidet war er.«
»Wann ist er weggegangen?«
»Er hat sich bei mir nicht abgemeldet. Das wundert mich gar nicht. Ein Kerl mit solchen Manieren! Sehen Sie sich das nur an - darf das überhaupt sein?«
»Wann ist er gekommen?«
»Vor einer halben Stunde - vielleicht ist er noch hier?«
»Und ob er noch hier ist!«, ertönte in diesem Moment eine barsche, männliche Stimme hinter mir.
Ich wandte mich um.
Die Haushälterin blickte über die Schulter. Sie stieß einen Schrei aus. Dann sank sie ohnmächtig zu Boden.
Der Schreck der Frau war verständlich. Der Mann in der Diele trug eine Maske - ein einfaches, schwarzes Tuch, das nur einen schmalen Spalt für die Augen freiließ. Der Mann war ziemlich groß. Er hatte einen gut geschnittenen hellgrauen Anzug an. Außerdem hielt er eine Pistole in der Hand.
Die Mündung der Waffe zielte genau dorthin, wo mein Herz soeben versuchte, mit einer beträchtlich erhöhten Schlagzahl fertig zu werden. »Tag, Mr. Brown«, sagte ich. »Sie haben einen ausgeprägten Sinn für eindrucksvolle Auftritte. Sie kommen aus dem Badezimmer?«
»Erraten«, sagte
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