0407 - Spitzel mit eiskalten Tricks
bald verhaftet und seiner gerechten Strafe zuführt!«
Ich rieb mir das Kinn. Mir fiel plötzlich die kleine Krawattennadel ein, die der Maskierte getragen hatte. Die Nadel war nicht sehr groß gewesen, aber sie hatte eine etwas ungewöhnliche Form gehabt. Einen mit Brillanten besetzten Zylinder.
Mrs. Graham ging zurück ins Erdgeschoss.
Ich wartete, bis Phil kam, und erklärte ihm, was sich ereignet hatte.
»Ein Glück, dass dein Schädel das Zeug hat, in Notzeiten als Rammbock eingesetzt zu werden«, sagte mein Freund lachend.
Dann kam Humber. Er hörte sich meine Story an. Es gefiel ihm nicht, dass seine Theorie von Mr. Flints Doppelspiel durch eine weitere Version ergänzt werden sollte. »Lester Robbins alias Jack Cutter?«, brummte er. »Nein, da will uns jemand verladen und auf die falsche Fährte locken. Aber das ist schließlich Ihr Bier. Ich bin nicht für die Cutter-Story zuständig, sondern für die Ergreifung von Flints Mörder.«
»Wie weit sind Sie damit gekommen?«
»Ich bin zufrieden«, sagte Humber. »Ich serviere Ihnen das Material, sobald es den branchenüblichen FBI-Zweifeln standzuhalten vermag.«
»Phil«, sagte ich. »Nimm den Flaschenvorrat mit ins Labor. Die Kollegen sollen den Inhalt untersuchen. Ich möchte wissen, was das für Zeug ist.«
Phil lachte. »Das werden ein paar lustige Stündchen für die Laboranten«, meinte er. »An dieser Prüfung möchte ich mich gern beteiligen.«
»Den Kognak überlass lieber einem Reagenzglas«, riet ich. »Du könntest dir sonst den Magen verderben.«
***
Eine halbe Stunde später saß ich dem Firmenchef von 'Donalds & Newfort gegenüber. Der Betrieb war der namhafteste New Yorker Lieferant für Schmuck; ihm war ein Großhandel angeschlossen. Donalds & Newfort konnten so ungefähr alles liefern, was auf dem Markt war - vom Talmi bis zum mehrkarätigen Brillantring. Ich erklärte Mr. Donalds das Aussehen der Brillantnadel, ich zeichnete sie sogar auf. »Das ist die Originalgröße«, sagte ich und schob ihm die Zeichnung hin.
Mr. Donalds blasser Mund spitzte sich zu einem kleinen, zerfurchten Krater. »Hm, so was hat’s mal gegeben. Vor zwei, drei Jahren. Wir haben, wenn ich mich erinnere, sogar ein paar von den Dingern an Tiffany verkauft.«
»Die Steine waren echt?«
»O ja, blau weiße Ware - allerdings nicht die allererste Sorte. Jedes Sternchen hatte etwa 0,01 Karat. Der Verkaufspreis der Nadel lag bei siebzig Dollar.«
»Kann ich eine Liste der Firmen haben, die mit dieser Ware beliefert wurden?«
»Selbstverständlich, aber das nimmt einige Zeit in Anspruch. Darf ich Ihnen die Liste morgen früh zustellen?«
»Selbstverständlich.« Ich bedankte mich und ging. Mein Jaguar brachte mich zum Hause der Stanhopes.
Horace Stanhope empfing mich auf der Terrasse. Er saß im Schatten einer Markise; vor ihm, auf dem Tisch, stand ein Krug mit eisgekühltem Grapefruitsaft. Stanhope erhob sich, um mich zu begrüßen. Er trug einen dünnen, verknitterten Anzug aus eierschalenfarbigem Panamastoff. Zu dem Anzug trug er eine etwas auffällige, rot gestreifte Krawatte.
Noch auffälliger als der Schlips war jedoch die Krawattennadel, die die rote Seide zierte.
Sie hatte die Form eines Zylinders und war mit kleinen Brillanten besetzt.
Stanhope bemerkte, dass ich seinen Schlips anstarrte. »Was ist los mit Ihnen?«, fragte er. Er hatte ein graues müdes Gesicht und sah so aus, als habe er seit den turbulenten Ereignissen der vergangenen Nacht kein Auge schließen können.
»Die Nadel«, sagte ich. »Woher haben Sie das Ding?«
»Bitte? Ach so - das hier. Mal gekauft. Vor Jahren. Warum? Gefällt sie Ihnen?«
»Ja. Erinnern Sie sich, wo Sie die Nadel gekauft haben?«
»Sicher bei Woodsworth auf der 5 th Avenue, das ist mein Juwelier«, sagte er. »Bringen Sie gute Nachrichten?«, fuhr er dann ängstlich fort. »Ich weiß wirklich nicht, was ich von Lauras Benehmen halten soll. Sie muss doch wissen, wie sehr ich mich um sie sorge!« Er machte eine matte einladende Handbewegung. »Wollen Sie nicht Platz nehmen?«
Wir setzten uns.
Stanhope stieß einen Seufzer aus. »Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht! Ich wette, an Lauras Verschwinden ist dieser verrückte Lester schuld.«
»Billigten Sie die Verbindung zwischen den beiden?«, erkundigte ich mich.
Er runzelte die Augenbrauen. »Ich habe mir immer eingebildet, ein toleranter Mensch zu sein, Agent Cotton. Ich halte nicht viel von Belehrungen. Laura ist ziemlich frei aufgewachsen; sie
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