Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0407 - Spitzel mit eiskalten Tricks

0407 - Spitzel mit eiskalten Tricks

Titel: 0407 - Spitzel mit eiskalten Tricks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
konnte ihre Persönlichkeit ohne den engstirnigen Einfluss einer moralisierenden Elternmeinung bilden. Darauf war ich immer stolz. Jetzt weiß ich freilich nicht, ob ich richtig gehandelt habe. Laura hat einfach kein Gefühl für Gut und Böse. Sie war in Lester verliebt. Sie wollte ihn haben. Um jeden Preis!« Er schüttelte den Kopf. »Ich war dagegen. Ich halte nicht viel von dem Jungen. Ein Playboy ohne Hintergrund. Ich weiß nicht mal, wer seine Eltern sind! Angeblich hat er sie bei einem Flugzeugunglück verloren.«
    »Apropos Eltern«, unterbrach ich. »Lebt Lauras Mutter noch?«
    »Ja, aber die beiden sehen sich im Jahr nur ein- oder zweimal. Lauras Mutter hat nach der Scheidung wieder geheiratet. Sie lebt in Connecticut.«
    »Wann haben Sie sich scheiden lassen?«
    »Als Laura neun Jahre alt war. Ich bedaure sagen zu müssen, dass…« Er unterbrach sich stirnrunzelnd. »Was ist los mit Ihnen?«, fragte er.
    Ich starrte auf die Terrassenplatten. Auf einen Fleck, um genau zu sein. Ich wunderte mich, dass ich den Fleck nicht schon früher bemerkt hatte.
    Der Fleck war nur wenige Schritte vom Tisch entfernt.
    »Was ist das da?«, fragte ich.
    Stanhope beugte sich nach vorn, um über den Tisch blicken zu können. Seine Augen weiteten sich verblüfft. »Sieht aus wie Blut«, sagte er.
    Ich stand auf. Der Fleck bestand aus fünf kleineren Flecken und ein paar winzigen Spritzern. Die Spritzer waren bereits eingetrocknet. Es war ziemlich heiß auf der Terrasse. »Es ist Blut«, stellte ich fest. »Seit wann sitzen Sie hier?«
    »Seit etwa fünf Minuten.«
    »Nicht länger?«
    »Nein.«
    »Bitte rufen Sie den Butler.«
    Der Butler kam. Er hieß James. Ich kannte ihn vom Vorabend. James war ein aristokratisch aussehender Bursche von etwa fünfzig Jahren; er umgab sich mit einem Hauch von kühler Arroganz.
    Ich wies auf den Fleck. James betrachtete ihn mit einem Anflug milden Erstaunens. Für einen Mann, der sich kaum jemals gestattete, ein Gefühl zu zeigen, war das schon allerhand. »Ich bedaure feststellen zu müssen, dass ich mich außerstande sehe, die Herkunft der Flecken erklären zu können«, sagte er.
    »Wer war der letzte Besucher?«, wollte ich wissen.
    »Einer dieser schrecklichen Pressemenschen«, erinnerte sich James. »Heute waren gut ein Dutzend hier! Ganz zu schweigen von den Polizisten, die noch irgendwelche Fragen hatten.«
    »Wann ist der letzte Besucher weggegangen?«
    Im Salon klingelte das Telefon.
    »Darf ich Sie bitten, mich einen Augenblick zu entschuldigen?«, sagte James. Er ging in den Salon.
    Stanhope rieb sich die Stirn, als hätte er Kopfschmerzen. »Eines Tages werde ich noch verrückt.«
    »Es ist für Sie, Agent Cotton!«, rief James aus dem Salon.
    Ich nahm den Anruf entgegen. Phil war am Apparat.
    »Ich dachte mir, dass du beim alten Stanhope bist«, sagte er. »Ich rufe aus dem Labor an.«
    »Was gibt’s?«
    »Zwei Laboranten singen bereits. Das ist die Folge des Alkoholtests«, blödelte Phil.
    Dann wurde er ernst. »Nur der Kognak ist ungenießbar.«
    »Das dachte ich mir.«
    »Vergiftet ist er nicht. Aber er ist mit einem Schlafmittel versetzt. Wer das Zeug trinkt, fällt auf der Stelle um und ist für ein paar Stunden groggy.«
    »Weißt du, wie ich mich fühle?«, fragte ich. »Als hätte ich ein Glas des köstlichen Elixiers getrunken!«
    »Klingt nicht gerade ermutigend.«
    »Den Satz kannst du als Motto über unsere bisherigen Ermittlungen setzen«, sagte ich.
    »Neue Schwierigkeiten?«
    »Nur ein paar. Aber die haben’s in sich.«
    »Soll ich hinkommen?«
    »Vorerst nicht. Ich habe gerade ein paar frische Blutstropfen auf der Terrasse entdeckt. Möglicherweise hat es damit nichts auf sich. Vielleicht stammt das Blut von einem verletzten Hund oder von einer Katze, aber ich möchte das genau wissen. Schick jemanden her, der das Zeug abkratzt und ins Labor schafft. Okay?«
    »Okay«, sagte Phil.
    Ich legte auf und ging zurück auf die Terrasse.
    Der Butler stand hinter Stanhopes Stuhl. Mir drängte sich das Gefühl auf, dass James mit seinem Herrn gesprochen hatte, und dass sich die kurze Unterhaltung in irgendeiner Form wie eine Verschwörung gegen mich richtete.
    Stanhope schaute mich an. »Etwas Neues?«
    Ich schüttelte den Kopf. Es gab noch eine Menge Fragen, die mir auf der Zunge brannten, aber ich beschloss, zunächst auf sie zu verzichten.
    »Wischen Sie den Blutfleck bitte nicht weg. Ein Beamter kommt in etwa einer halben Stunde vorbei, um den Fleck näher zu

Weitere Kostenlose Bücher