0407 - Spitzel mit eiskalten Tricks
wen?«
»Für mich.«
»Eine neue, erstaunliche Variante im Kidnapping-Business«, sagte ich. »Das Opfer wird ermächtigt, die Lösegeldverhandlungen zu führen. Zum Kassierer und Geldüberbringer bestimmt man einen G-man. Wirklich originell. Von wem stammt die Idee?«
»Von mir«, sagte das Mädchen. »Ich benötige für das Unternehmen einen Mann, dem ich vertraue - und der gleichzeitig in der Lage ist, meinen Vater zu überzeugen.«
»Warum treten Sie mit Ihrem Vater nicht direkt in Verbindung? Er ist in großer Sorge um Sie.«
»Ich darf nicht mit ihm sprechen.«
»Ist das eine Forderung Ihrer Entführer?«
Laura zögerte mit der Antwort. »Ja«, sagte sie dann.
»Etwas ist hier faul«, erklärte ich. »Sogar oberfaul.«
»Menschenraub hat nun mal diesen Geruch.«
»Was ist mit Ihren Entführern?«
»Die haben sich meinen Argumenten gebeugt. Der neuralgische Punkt bei jedem Kidnapping ist die Lösegeldübergabe. Die meisten Entführten finden erfahrungsgemäß bei solchen Verbrechen den Tod, weil die Kidnapper es für notwendig halten, ihre Opfer…«
»Schon gut«, unterbrach ich. »Mir brauchen Sie keinen Nachhilfeunterricht über die Methoden der Kidnapper zu geben. Sie glauben, wenn ich recht verstehe, mit dem Leben davonzukommen, wenn ich Sie gegen den geforderten Betrag eintausche?«
»Ja, das glaube ich.«
»Ich fürchte, das ist eine ziemlich naive Folgerung, Laura.«
»Sie meinen, man könnte nach der Geldübergabe Sie und mich gleichzeitig töten?«
»Wo ist Robbins?«, fragte ich.
Lauras Gesicht wurde leer. »Tot«, sagte sie. »Ich war dabei, als es passierte. Der Mörder nannte einen Namen. Er ist sicherlich frei erfunden, aber man hat mir verboten, ihn zu nennen.«
»Warum wurden Sie geschont?«
»Das ist doch klar. Mein Vater ist reich.«
»Ging es von Anbeginn nur um ein Lösegeld?«
Wieder zögerte Laura mit der Antwort. »Das ist im Moment völlig unwichtig«, sagte sie.
»Haben Sie Jack Cutter kennengelernt?«, fragte ich.
Laura blickte mich an. »Ja«, sagte sie mit fester Stimme. »Ich kenne ihn jetzt.«
Die Tür hinter Laura öffnete sich.
Ein Mann kam herein. Er war groß, schlank, Mitte der Dreißig. Sein schmales, blasses Gesicht machte einen harten, verkniffenen Eindruck. »Schluss mit dem Gequatsche«, sagte er und rückte an der großen Sonnenbrille herum, die seine Augen verdeckte. »Wir müssen zu einem Ergebnis kommen.«
»Wer sind Sie?«, fragte ich.
»Der Gehilfe des Weihnachtsmannes«, höhnte er. »Wollen Sie ein Autogramm von mir?«
»Sicher«, nickte ich. »Und ich wette, dass ich’s schon bald bekommen werde.«
»Blasen Sie sich nicht auf«, knurrte er. »Wir brauchen Geld. Einen großen Haufen. Wenn wir den nicht kriegen, reagieren wir sauer. Stocksauer sogar. Dieses Täubchen hier würde es rasch zu spüren bekommen.«
Laura blickte mich starr an. »Eine Million«, sagte sie. »Papa wird zahlen.«
»Sind Sie ganz sicher?«
»Völlig sicher.«
»Mag sein, dass Sie recht behalten. Aber Sie müssen sich einen anderen Vermittler suchen.«
»Nein«, sagte Laura. »Sie werden mitmischen. Hier geht es nicht um Ihren Ruf als FBI-Mann. Hier geht es um mein Leben. Es liegt jetzt in Ihrer Hand. Sie werden dafür sorgen, dass meine Entführer die Hälfte der Summe bekommen. Den Rest erhalte ich.«
»Der Rest ist für Sie bestimmt?«, fragte ich verblüfft. »Das Wort Rest ist eine hübsche Bezeichnung für eine halbe Million Dollar.«
»Werden Sie sofort zu Papa fahren? Ich bin bereit, Ihnen die Hintergründe meines Handelns zu erklären, sobald die Aktion vorüber ist.«
»Mir drängt sich der Eindruck auf, dass Sie mit den Gangstern gemeinsame Sache machen. Ich hoffe, Sie sind sich über die möglichen Folgen im Klaren.«
»Schluss mit der Quasselei«, sagte der Mann mit der Sonnenbrille. »Sind Sie bereit, mit Stanhope zu sprechen?«
»Okay, ich trage ihm Ihre Wünsche vor.«
»Das ist gut. Ich würde Ihnen raten, bis zur Zahlung des Lösegeldes keine Mätzchen zu machen«, meinte der Mann. »Das würde uns nervös machen. Nervöse Leute sind unberechenbar. Ich hoffe, Sie denken an Laura und beherzigen das.«
Ich ging hinaus. Im Hausflur hatte jemand die Birne ausgeknipst. Ich stolperte über einen Draht und fiel zu Boden.
Als ich mich aufrichten wollte, warfen sich zwei Männer über mich. Ich wehrte mich verzweifelt, konnte aber nicht verhindern, dass einer der Burschen einen feuchten Lappen gegen mein Gesicht presste. Ich versuchte die
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