0408 - Amoklauf der Mutanten
auf. Wieder blickte das Anti-Mädchen aus der Kuppel. Auf der Oberfläche von Mimas war eine leuchtende Wolke entstanden.
„Was ist das?" fragte sie.
„Die Transmitterstation", erwiderte der Pilot gleichgültig. „Sie ist gerade explodiert."
*
Kurz nach der Explosion des Transmitters schlossen sich die acht kranken Mutanten zu einem Willensblock zusammen und erzeugten eine Suggestivfront von unvorstellbarer Heftigkeit. Innerhalb von Sekunden gab es auf Mimas keinen freien Menschen mehr, von den wenigen mentalstabilisierten Bewohnern des Saturnmonds einmal abgesehen. Die Funkzentrale wurde von ihrer Besatzung vollkommen vernichtet. Bewaffnete Techniker und Ingenieure begannen mit der Zerstörung aller Kraftwerke. Im Verlauf einer halben Stunde explodierten auf Mimas vierzehn der insgesamt dreiundvierzig Kuppeln. Hunderte von Menschen fanden den Tod. Ärzte, die ebenso wie alle anderen dem Wahnsinn verfielen, unterbrachen die Behandlung ihrer Patienten und begannen mit einer systematischen Zerstörung aller Untersuchungs- und Heilgeräte. Die Patienten beteiligten sich an dieser Aktion. Schwerkranke rissen die Anschlüsse der Atemgeräte mit den Händen heraus und verurteilten sich damit selbst zum Tod. Ein Ärzteteam, das gerade eine Lungentransplantation vornahm, unterbrach diese Arbeit, um alle Organgeräte zu zerstören. Die Hände des narkotisierten Patienten zuckten, als wollte auch er seinen Beitrag zur Vernichtung liefern.
Nach einer Stunde waren die Sanatorien auf Mimas zerstört. Der blinde Haß der Mutanten, die sich nicht mehr kontrollieren konnten, hatte die ersten Opfer gefordert.
Auch die Besatzung des Wachkreuzors RODENSTAAD war mit Ausnahme des mentalstabilisierten USO-Majors Nos Vigeland von den Mutanten übernommen worden.
Vigeland, der die Ereignisse auf Mimas verfolgte, war von der Wucht des Mutantenangriffs überrascht worden. Eine solche Entwicklung hatte er nicht vorausgeahnt. Nun war es jedoch zu spat, um den einmal gefaßten Entschluß zu ändern. Deshalb tat Vigeland nichts, um die allgemeine Zerstörung zu verhindern. Der RODENSTAAD drohte keine Gefahr, denn die Mutanten brauchten das Schiff, um von Mimas zu entkommen.
Sie brauchten vorläufig auch noch Nos Vigeland, den Verräter.
Der Ertruser hatte schon alle Vorbereitungen getroffen, daß sich dieses Abhängigkeitsverhältnis der Mutanten von ihm niemals ändern konnte.
*
Alles, was Dr. Kottena in den letzten Minuten getan hatte, war mehr oder weniger instinktiv geschehen. Das hatte ihm vielleicht das Leben gerettet. Er stand allein im Hauptkorridor der Klinik. Das Pflegepersonal und die Ärzte befanden sich bereits unter Kontrolle der Mutanten und begannen mit der Zerstörung der Krankenstation. Obwohl sein Gehirn mentalstabilisiert war, konnte Dr. Kottena die Befehle verstehen, die die Mutanten ihren Opfern erteilten.
Er war sich darüber im klaren, daß die Funkzentrale nicht mehr existierte. Auf diesem Weg war keine Hilfe herbeizuholen. Sein Privatraumschiff fiel ihm ein, und er setzte sich in Richtung des Hangars in Bewegung. Er mußte vorsichtig sein, denn jeden Augenblick konnte einer der Mutanten in seiner Nähe auftauchen und ihn angreifen. Auch vor den Beeinflußten mußte er sich in acht nehmen.
Kottena erreichte eine Kreuzung und verschwand in einem schmalen Seitengang, der direkt zum Hangar führte. Immer wieder wurde der Boden von Explosionen erschüttert.
Sie zerstören den gesamten Mond! dachte er entsetzt.
Er war ein dicker und schwerer Mann mittleren Alters, aber das merkte man ihm jetzt nicht an. Mit langen Schritten stürmte er durch den Gang. Als er in den Korridor vor dem Hangar gelangte, sah er ein paar Beeinflußte, die mit Eisenstangen auf alles einschlugen, was sich in ihrer Nähe befand. Kottena blickte sich um. Seine Augen entdeckten ein kurzes Rohr, das auf einem an der Wand aufgehängten Kasten lag. Er nahm es und stürzte auf den Gang hinaus. Er hieb wie verrückt um sich, um den Eindruck zu erwecken, er würde ebenfalls kontrolliert.
Auf diese Weise erreichte er das Hauptschott des Hangars. Bis hierher waren die Beeinflußten noch nicht vorgedrungen, so daß Kottena unzerstörte Kontrollen vor sich sah.
Das rote Licht über dem Eingang zeigte ihm, daß die Hangarschleuse geöffnet war. Es gab also keine atembare Luft dort drinnen. Wütend vor Enttäuschung schleuderte Kottena das Rohrstück davon. Ohne Raumanzug konnte er den Hangar nicht betreten. Aber auch ein solches
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