0408 - Amoklauf der Mutanten
Kottena seine Umgebung kaum wieder. Um ihn herum gab es fast nichts als Trümmer. Er hob den Kopf. Durch das Metallgerüst der Kuppel sah er die Sterne. Am nahen Horizont war ein Teil der Saturnringe zu erkennen; wie eine Schwertspitze ragten sie nach „oben".
Die benachbarten Kuppeln waren der Vernichtungswelle noch nicht zum Opfer gefallen, aber daran, daß unter innen kaum Lichter brannten, erkannte Kottena, daß die Zerstörung auch dort ihren Fortgang nahm.
Er kletterte über die Trümmer, um den Rand der Kuppel zu erreichen. Die Korridore konnte er nicht mehr benutzen, denn in ihnen türmten sich die eingestürzten Wände und Teile der Decke.
Kottena fühlte sich an dieser Zerstörung nicht schuldlos, denn seine Aufgabe hatte darin bestanden, jede Veränderung im Verhalten der Mutanten zu bemerken und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Er hatte, in dieser Beziehung vollkommen versagt.
Er preßte eine Hand auf die reparierte Stelle des Raumanzugs und ging weiter. Im Augenblick brauchte er keinen Angriff zu befürchten, denn weder die Mutanten noch jemand anders konnte ihm hier gefährlich werden.
In der äußeren Zone der Kuppel waren die Zerstörungen nicht so verheerend wie im Zentrum, so daß der ParaMechaniker schneller vorankam. Ein Teil der Außenwände stand noch, und er mußte nach einer Öffnung suchen, durch die er nach draußen gelangen konnte. Schließlich stand er außerhalb der Mutanten-Klinik. Beim Bau der Sanatorien hatte man die Mondoberfläche eingeebnet und Straßen sowie freie Plätze geschaffen. Es gab Pläne, riesige Kuppeln zu errichten, die fast die gesamte Oberfläche des Saturnmonds abschließen sollten. Daran war vorläufig nicht mehr zu denken.
Zwei Jahre hatte er hier gearbeitet, dachte Kottena, als er auf die Kuppel blickte, aus der er nur mit viel Glück entkommen war. In Anbetracht der jüngsten Entwicklung waren es zwei nutzlose und wenig erfolgreiche Jahre gewesen.
Kottena fühlte keinen Groll gegen die Mutanten; er wußte nur zu gut, daß es sich um kranke Menschen handelte, die man für ihr Tun nicht zur Verantwortung ziehen durfte. Trotzdem fürchtete er sich, denn er besaß genügend Phantasie, um sich ausmalen zu können, was diese Wahnsinnigen noch anrichten konnten.
Der Anzug, den er trug, besaß keine Flugprojektoren, so daß er den Weg zur Versorgungskuppel zu Fuß zurücklegen mußte. Das erschien ihm auch sicherer, denn er nahm an, daß die Mutanten die Mondoberfläche sorgfältig beobachteten. Kitai Ishibashi und die anderen wußten, daß es auf Mimas auch mentalstabilisierte Menschen gab. Auf sie würden die Mutanten Jagd machen.
Während Kottena zur Versorgungskuppel unterwegs war, explodierte ein paar Kilometer entfernt wieder eine Klinik. Kottena blickte geradeaus; er vermied es, an die Folgen solcher Explosionen zu denken.
Die erste Schleuse der Kuppel, durch die er eindringen wollte, war von innen zerstört, so daß der Öffnungsmechanismus nicht funktionierte. Kottena ging weiter. Wie er befürchtet hatte, sah die nächste Schleuse nicht besser aus. Er blieb stehen, um nachzudenken. Er besaß keine Waffe, um gewaltsam eindringen zu können. Zur Hauptschleuse zu gehen war völlig sinnlos, denn sie war bestimmt zuerst den Angriffen der Beeinflußten zum Opfer gefallen.
Der Para-Mechaniker begab sich auf die andere Seite der Kuppel. Hier fand er eine Mannschleuse, die zwar ebenfalls zum Teil zerstört war, deren Mechanismus jedoch noch einwandfrei funktionierte. Kottena schleuste sich ein und gelangte auf den mit Trümmern übersäten Außenkorridor. Die Beeinflußten hatten alle Lager gestürmt und, die Vorräte auf die Gänge geworfen. Die Vernichtung des wertvollen Materials hätte Kotterna wenig Kopfzerbrechen bereitet, aber der Gedanke an die vielen Toten, die es auf Mimas bereits gegeben hatte, ließ ihn nicht los.
Überall stieß Kottena jetzt auf Manner und Frauen, die mit der Zerstörung der gelagerten Güter beschäftigt waren. Sie nahmen keine Notiz von dem Arzt. Kottena hatte sich in den vergangenen zwei Jahren nur einmal innerhalb dieser Kuppel aufgehalten, um die Lieferung eines Bestrahlungsgerätes zu beschleunigen.
Damals war er jedoch nur im Hauptbüro gewesen, so daß er keine Ahnung hatte, wo die Ersatzteile und positronischen Geräte aufbewahrt wurden. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als alle Lagerhallen zu durchsuchen. Vielleicht fand er auf diese Weise ein Funkgerät, bevor die Mutanten ihn entdeckten.
Er drang in eine
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