0409 - Der Mann, der doppelt starb
Wetterkontrolle für die kommende Woche eine regenfreie Periode angekündigt. Der Himmel war somit klar und voller Sterne. „Feiner Tag morgen", murmelte Gucky und sah noch einmal aus dem Fenster. „Hoffentlich kommt Chester überhaupt ins Bett. Wenn der erst einmal seine Beine verrenkt, vergisst er alles andere."
Er wälzte sich ein wenig später behaglich im Bad, ließ sich dann vom Fön trocknen und kroch ins Bett. Eine Weile lag er da und dachte an nichts. dann. kurz vor dem Einschlafen, versuchte, er Chesterhams Gedanken anzupeilen. Nach einer Weile gelang ihm das auch. Dann löschte er peinlichst berührt das Licht und versuchte zu schlafen.
Der 18. Juni des Jahres 3432 begann für Gucky äußerst angenehm und erfreulich. Er ahnte noch nicht, wie er enden würde.
Chesterham holte ihn pünktlich ab. Er sah ziemlich verkatert aus, gab sich aber alle Mühe, diesen Eindruck so gut wie möglich durch fröhliches Benehmen zu verwischen. „Hallo, altes Haus", begrüßte er Gucky, der ihn bereits erwartete. „Schon ausgeschlafen?"
Gucky betrachtete ihn von oben bis unten. „Das sollte man lieber dich fragen. Chester. Du siehst aus, als wärest du drei Wochen nicht ins Bett gekommen. Den Tag Urlaub hast du wahrhaftig dringend nötig. Teleportieren wir? Das geht einfacher. Weit ist es ja nicht."
„Du hast mich ja schon einmal mitgenommen", stimmte Chesterham zu. „Im Gleiter würde mir heute auch vielleicht schlecht. Du weißt ja. wohin wir müssen? Wo das Gebirge..."
„Ja, wo das Gebirge majestätisch im Meer versinkt, einige paradiesische Inseln bildet und schließlich im Sand des Ozeanbodens verläuft. Poetisch genug?"
„Geht schon. Also los. Was soll der Beutel in deiner Hand?"
„Meinst du, ich wollte verdursten oder verhungern?"
Chesterham schüttelte sich angewidert und nahm die Hand des Mausbibers. Der körperliche Kontakt war zur Teleportation notwendig. „Also dann!"
Als die beiden wieder rematerialisierten, standen sie nicht weit vom Meer entfernt im Sand der Uferdünen. Links lagen die letzten Ausläufer des Gebirges, schroffe Felsen und ein steil abfallendes Ufer. Das Meer schimmerte etwas rötlich im Schein der Sonne. Deutlich waren die Inselketten weit draußen zu erkennen. „Die sind doch unbewohnt?" erkundigte sich Gucky und ließ Chesterhams Hand nicht los. „Würde mich reizen."
„Wir müssen sowieso hin. Eine unserer Stationen liegt dort. Es ist die zweite Insel von hier, die mit dem Kegelberg. Siehst du sie?"
„Ja."
„Dann hin. Du kannst dort tauchen und schwimmen, während ich die Robotanlage überprüfe. Deshalb nämlich hat der Alte mir frei gegeben."
„Eine merkwürdig soziale Einstellung, die dein Chef hat. Gibt dir frei, damit du arbeiten kannst. Wahrscheinlich vermutet er, dass du keinen Handschlag tust, wenn du im Dienst bist. Hat wohl seine Erfahrungen, was?"
Sie teleportierten zur Insel.
Die Station lag am Fuß des Kegelberges in einem felsigen Einschnitt, gut getarnt und schwer zu entdecken. Chesterham machte sich sofort an seine Arbeit und versprach, in zwei Stunden am Strand zu sein.
Gucky verzichtete auf weitere Teleportationen und marschierte tapfer den steinigen Pfad zur Küste hinab. Den Beutel mit Getränken und Lebensmitteln trug er über der Schulter. Das Gehen war beschwerlich, aber er ließ sich nicht entmutigen. Bewegung war gut für den Kreislauf.
Er fand eine idyllische Sandbucht mit seitlich felsigen Ufern. Das Wasser war glasklar und nur wenige Meter tief. Gucky wusste, dass es hier keine Raubfische gab. Schnell entledigte er sich seiner Kombination und spazierte in das angenehme Nass, Dann holte er tief Luft, hielt sie an und tauchte.
In dieser Sportart hatte Gucky es zu erstaunlichen Ergebnissen gebracht. Das lag in erster Linie daran, dass er das Schwimmen und Tauchen über alles liebte. Im Gegensatz zu seinen längst ausgestorbenen Artgenossen, den Ilts, hatte er seine ursprüngliche Abneigung gegen jede Art von Wasser überwunden. Er legte eine Taucherausrüstung auch nur dann an, wenn es sich überhaupt nicht vermeiden ließ.
Die Unterwasserfelsen waren mit bunten Blumen bedeckt, aber Gucky wusste, dass sie nur wie Blumen aussahen. In Wirklichkeit handelte es sich um harmlose Wassertiere, die von Algen und kleinen Fischen lebten. Kolonien leuchtender Muscheln lagen im Sand und schlossen sich, als Gucky zu ihnen hinabtauchte. Jenseits der flachen Bucht fiel der Meeresboden steil ab. Hier war es dem Mausbiber zu tief, und mit einem
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