0409 - Der Mann, der doppelt starb
aufgefordert, über die Vorkommnisse auf Anchorot ausführlich zu berichten. Diesmal dem Chef der Abwehr auf Olymp.
So unglaublich die Geschehnisse auch sein mochten, Gucky bestätigte, dass jedes Wort wahr sei. An Skopins Ehrenhaftigkeit bestand kein Zweifel. Er bekam die Erlaubnis, nach Anchorot zurückzukehren. Auch die Geldmittel zur Einlösung seines Versprechens, das er Jäger Ranchold gegeben hatte, wurden ihm zur Verfügung gestellt. Außerdem versprach der Chef der Abwehr, baldmöglichst einige als Handelsfrachter getarnte Einheiten der Solaren Flotte nach Sanchorot zu entsenden.
Captain Skopins konnte zufrieden sein, und er war es auch.
Inzwischen waren die ersten Untersuchungen beendet. Das Ergebnis war alles andere als aufmunternd. Es war nicht sicher, ob der komplizierte Metabolismus des Doppelkopfmutanten die körperlichen Schäden vertrug. Der rechte Kopf lag im Koma, und niemand konnte voraussagen, ob er jemals wieder daraus erwachte. Iwanowitsch ging es ein wenig besser. Allerdings stellten die Fachärzte schwere Gehirnschädigungen fest. Es galt als sicher, dass er seine unheimlichen Zünderfähigkeiten verloren hatte.
Aber das spielte keine Rolle. Es galt, das Leben eines treuen Freundes zu retten, der fast anderthalb Jahrtausende lang der Menschheit auf ihrem schweren Weg in die Zukunft zur Seite gestanden hatte. „Da kommt nur Mimas in Frage", schloss der Chefarzt seinen Bericht. „Goratschin muss so schnell wie möglich zum Sonnensystem gebracht werden. Ich empfehle, dass Sie alles in dieser Richtung vorbereiten."
„Schon geschehen", erklärte ihm der Chef der Abwehr. „Wir erwarten jeden Augenblick eine Bestätigung von Deighton über Kurierbrücke."
Gucky hatte sich inzwischen ins Krankenzimmer Goratschins begeben.
Iwanowitsch Goratschin war bei Bewusstsein.
Ganz ruhig und behutsam setzte sich Gucky auf einen Stuhl neben dem Bett. Lange sah er in das verbundene Gesicht des Freundes und versuchte, seine Gedanken zu empfangen. Aber da waren keine Gedanken, nur verworrene Gehirnwellenmuster und Psiströme. Das konnte auch für Gucky nicht verwunderlich sein, denn Iwanowitschs Gehirn war so gut wie zerstört. Ein Wunder. dass es überhaupt noch fähig war, den riesigen Körper am Leben zu erhalten. „Du musst ganz ruhig sein, Iwanowitsch - ich bin's, Gucky. Bald wirst du auf der Erde sein."
Der Kopf, von dem eigentlich nur der Mund zu sehen war, bewegte sich. Er schien zu nicken, aber das konnte auch eine Täuschung sein. Gucky empfing noch immer keine vernünftigen Impulse, aber ihm war, als wolle Goratschin etwas sagen. Die Lippen zitterten. „Nur nicht anstrengen, Iwanowitsch. Später kannst du alles erzählen, das hat Zeit. Bleibe liegen und sprich nicht."
Aber Goratschin schien Gucky etwas Wichtiges mitteilen zu wollen. Er versuchte sogar, den Körper ein wenig aufzurichten, was ihm natürlich misslang. Die Lippen bewegten sich deutlicher, und dann verstand Gucky das erste Wort: „... nicht..."
Das war alles.
Verzweifelt versuchte Gucky noch einmal, die Gedankenimpulse zu entwirren, aber es blieb vergebliche Liebesmühe. Selbst die sonst unveränderlichen Muster stimmten nicht mehr.
Er näherte sein Ohr bis auf wenige Zentimeter dem Mund des Schwerverletzten. Aber Goratschin schien von seiner Erschöpfung übermannt worden zu sein. Er lag ganz ruhig da und atmete kaum noch. Schon begann Gucky sich ernsthafte Sorgen zu machen, ob er den Freund nicht überanstrengt habe, da begann Iwanowitsch wieder zu flüstern. Diesmal so deutlich, dass Gucky ihn verstand: „...nicht Transmitter ... keine Entstofflichung... würde Tod bedeuten..."
Gucky richtete sich auf und drückte den Freund in die Kissen zurück, aus denen er sich aufzurichten versuchte. „Natürlich, Iwanowitsch, das ist doch selbstverständlich. Wir fliegen mit einer Space-Jet, Linearflug. Der schadet dir nicht. Und nun ruh dich aus, schlafe. Wir starten in wenigen Stunden. Man wird dir eine Injektion geben."
Ihm war, als nickte Goratschins linker Kopf, dann verkündeten regelmäßige Atemzüge, dass der Mutant eingeschlafen war.
Gucky teleportierte zurück in Chesterhams Büro. Dort erwartete ihn eine Neuigkeit. „Wo hast du denn die ganze Zeit gesteckt, Kleiner?"
„Eigentlich dürfte ich es dir nicht sagen, aber ich muss. Ich war bei Goratschin und habe mit ihm gesprochen. Er sagt ..."
„Du hast mit ihm gesprochen?" Chesterham kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Ich denke, er ist
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