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0409 - Der Tod im roten Jaguar

0409 - Der Tod im roten Jaguar

Titel: 0409 - Der Tod im roten Jaguar
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die Mülltonne rutschen ließ.
    Langsam drehte er sich wieder um. Unter seinem dünnen Sommeranzug spannten sich seine Muskeln. Jede Bewegung zeigte, dass er über Bärenkräfte verfügen musste. Wenn wir den Senator im Haus nicht gefährden wollten, durften wir uns auf keinen Kampf mit ihm einlassen.
    Er kam heran. In seinem Gesicht arbeitete es.
    »Wer seid ihr?«, fragte er. »Was wollt ihr hier?«
    »Ruhig!«, zischte ich. »Treten Sie hier an die Mauer!«
    Ich zeigte ihm eine Stelle, zwei Yards neben der Hintertür. Er tat, als wollte er darauf zugehen. Aber dann sprang er mich plötzlich an. Ich bekam einen mörderischen Stoß gegen die Brust und wurde hart gegen die Hauswand geworfen. Plötzlich spürte ich seine beiden klobigen Fäuste an meinem Handgelenk. Der Bursche musste Kräfte genug haben, mir den Arm zu brechen, wenn er es darauf anlegte.
    Phils Gesicht tauchte hinter seiner Schulter auf. Ich sah die schnelle Bewegung, mit der Phil zuschlug. Der Lauf der Waffe dröhnte auf Less’ Schädel. Die Augen des Getroffenen wurden glasig. Er sackte vor mir weg, aber ich fing ihn mit dem linken Arm auf, während ich mich bemühte, meine Rechte freizubekommen. Phil stützte ihn auf der anderen Seite. Wir legten ihn vorsichtig nieder.
    Was sich dazu eignete, musste dafür herhalten, ihn zu fesseln und zu knebeln. Handschellen hatten wir nicht bei uns. Als wir sicher waren, dass er sich innerhalb einer halben Stunde nicht selbst hätte befreien können, nahm ich sein Tablett mit der linken Hand und verdeckte damit meine Pistole in der rechten.
    »Komm, Phil«, sagte ich. »Aber deine Schritte darf man nicht hören!«
    Ich trat so schwer auf, wie ich es von Less gehört hatte. Auch hier gab es einen Flur, der quer durch das Haus von der hinteren zur vorderen Tür lief. Links und rechts davon gab es Zimmer mit weiß gestrichenen Türen.
    In welchefn war der Senator? Und wer war bei ihm? Darauf kam es jetzt an.
    Die vorderste Tür auf der linken Seite stand einen Fingerbreit offen. Ich hörte eine Frauenstimme. Aber sie sprach so leise, dass ich sie nicht verstehen konnte. Als sie eine Pause machte und keine Antwort bekam, dann aber selbst sehr leise wieder weitersprach, schloss ich, dass sie telefonierte.
    Ich wartete, bis ein leises Knacken mir verriet, dass sie aufgelegt hatte. Dann sah ich mich nach Phil um. Er stand dicht hinter mir und nickte. Ich hob den Fuß und gab der Tür einen kräftigen Stoß. Wir sprangen über die Schwelle, rissen die Pistolen hoch und sahen uns überrascht an.
    Das Zimmer war leer - bis auf die altmodischen Möbel aus der Zeit der zwanziger Jahre, überladen mit Schnörkeln und aufgeplustertem Zierrat. Aber eine Verbindungstür zum nächsten Zimmer stand offen. Und diese Tür wurde gerade ein Stück weiter aufgeschoben, und eine rothaarige, junge, schlanke Frau in einem anthrazitfarbenen Kostüm kam herein.
    »Hallo, Gentlemen«, sagte sie und zog verwundert die Augenbrauen hoch »Ist es bei Ihnen üblich, eine Lady mit Pistolen in der Hand zu überraschen? Was suchen Sie hier?«
    »Geben Sie sich keine Mühe, Miss Ellane, oder soll ich sagen: Miss Kiefer? Oder wäre Ihnen Miss Bernard lieber?«, fragte ich.
    Sie zog die Augenbrauen zusammen. Ihre seegrünen Augen blickten unerschrocken.
    »Sie sind bemerkenswert gut unterrichtet«, murmelte sie nachdenklich, »und das ist eigentlich schade. Sie werden verstehen, dass iph Sie unter diesen Umständen nicht so ohne Weiteres wieder gehen lassen kann.«
    Ich schüttelte den Kopf. Die ganze Szene wirkte so unwirklich wie ein englisches Gespenst in einem Gruselfilm. Spielte sie mit uns Theater oder was zum Henker, sollte das alles? Ich wollte mich umdrehen, aber eine harte Stimme in meinem Rücken warnte mich: 48 »Bleib stehen! Keine Bewegung! Lasst eure Schießeisen fallen!«
    Wir erstarrten. Die Frau vor uns klappte ihre Handtasche auf. Mit gleichmütigem Gesicht brachte sie einen Browning zum Vorschein.
    »Verstehen Sie Ihre eigene Sprache nicht mehr?«, erkundigte sie sich spöttisch, während sie den Browning auf mich richtete. »Los, lassen Sie die Pistole fallen!«
    Phil und ich standen dicht nebeneinander. Ich spürte den leisen Druck von seinem Ellenbogen. Und ich nickte zustimmend.
    »Jetzt!«, sagte ich.
    Phil sprang nach rechts und landete hinter einem breiten, hohen Armsessel mit überhöhter Rückenlehne. Ich probierte den Trick, den man nur bei körperlich wesentlich kleineren Gegnern anwenden kann, und der selbst dann noch
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