0409 - Raissas Raubtier-Horror
Täuschung. Der Schatten hatte sich aus dem Unterholz gelöst und setzte zum nächsten Sprung an, um sein Ziel zu erreichen. Es war ausgerechnet die Motorhaube des Bentley.
Auf ihr blieb der pechschwarze Panther hocken!
***
Keiner von uns verlor die Nerven. Weder Suko noch ich verfielen in Panik. Suko hatte nur gebremst. Er schaute aus großen Augen durch die Scheibe und war ebenso perplex wie ich.
Der Panther hatte auf der Kühlerhaube seinen Platz gefunden, als wäre es der bequemste auf der ganzen Welt. Er hockte dort in der Haltung einer Hauskatze.
Dunkelrote Augen starrten uns an. Und er zeigte uns sein gefährliches Gebiss. Was dieses Tier hier suchte, war für uns unbegreiflich, aber feindliche Absichten hegte das Raubtier nicht gegen uns.
Eine kurze Drehung auf der Motorhaube, dann stieß es sich ab und setzte mit einem kräftigen Sprung in das Unterholz am Wegrand. Wie ein Spuk war es gekommen, und wie ein Spuk war es auch wieder verschwunden.
Suko und ich sahen uns an. »Sag mal, John, habe ich eigentlich geträumt?«
Ich blickte dorthin, wohin der Panther verschwunden war, sah aber nicht einmal eine Schwanzspitze von ihm. »Nein, du hast nicht geträumt, Alter.«
Suko wischte sich übers Gesicht. »Ein Panther mit roten Augen. Verstehst du das?«
»Nein.«
»Könnte man daraus nicht etwas ableiten?«
Ich blickte meinen Freund an. Bevor ich eine Antwort gab, zuckte ein Lächeln über meine Lippen. »Ich weiß, woran du denkst. Das Geschöpf ist manipuliert worden.«
»So ähnlich, John, aber magisch.«
Ich gab die nächste Antwort. »Vielleicht suchen die Soldaten das Tier.«
»Sollen wir uns ihnen anschließen?« fragte Suko.
Ich dachte darüber nach. Ein echter Grund bestand für uns nicht.
Was geht uns ein Panther an, der möglicherweise aus einem Zoo oder Gehege ausgebrochen ist?
Wenn da nur nicht die roten Augen gewesen wären.
»Wir sollten uns schnell entscheiden,« sagte Suko, »sonst ist sein Vorsprung zu groß.«
»Okay, machen wir uns auf die Pantherjagd. Das habe ich auch noch nicht erlebt.«
Wir verließen den Wagen und schlossen ihn ab. Ich hatte meine gefütterte Jacke übergestreift. Hin und wieder fuhr ein schneidender Wind über das Land, der in unsere Gesichter biss. Die Finger verschwanden in den Handschuhen. Bald war der silber-graue Bentley hinter uns zurückgeblieben.
Beide hatten wir das Gefühl, durch Watte zu gehen. Einen Pfad gab es nicht, so tappten wir quer durch das Gelände und suchten dabei nach Pantherspuren.
Auf dem Boden war nichts zu entdecken, wir vernahmen auch kein Knacken im Unterholz, das Tier schien sich tatsächlich lautlos bewegen zu können.
Im Gegensatz zu uns. Wenn es irgendwo auf uns lauerte, würde es uns hören können, noch bevor es uns sah.
Rote Augen!
Das war nicht normal. Da musste einfach etwas dahinterstecken.
Ein dämonischer Einfluss, wie ich mir vorstellen konnte. Aber wer war in der Lage, Raubtiere zu manipulieren?
Ich kannte zahlreiche mächtige Dämonen, auch Helfer schwarzmagischer Wesen, aber ich konnte mich nicht daran erinnern, jemanden erlebt zu haben, der diese Raubtiere manipuliert hätte und dazu noch frei herumlaufen ließ.
Mehrere Schüsse schreckten uns auf. Sofort blieben wir stehen und lauschten. Den Schüssen folgten Schreie, wieder knatterte es, dann verrollten die Echos, und es wurde still.
»Ob die ihn haben?« fragte Suko.
Ich war mir da nicht sicher. »Das bleibt abzuwarten. Sollte der Panther ein dämonisches Wesen sein, werden sie es wohl nicht so einfach gehabt haben.«
»Du meinst, er fängt ihre Kugeln auf?«
»Kann sein.«
Suko runzelte die Stirn. Zusammen mit mir schaute er sich um.
Der Himmel war düster. Wolkenberge ballten sich zusammen.
Der Dunst hatte sich etwas verzogen, unsere Sicht war klarer geworden, und wir schoben uns weiter. Unter den Sohlen schleifte das harte Wintergras. Böig und kalt wehte der Wind.
Und wir suchten einen Panther!
Das durfte man niemandem erzählen, er hätte es uns sicherlich nicht geglaubt, aber wir machten trotzdem weiter und erreichten eine kleine Lichtung.
Auf ihr stand ein Wagen.
Die Fahrertür des mit Tarnfarbe gestrichenen Transporters stand bis zum Anschlag offen.
Leer war das Führerhaus nicht. Wir beide sahen die Bewegung, konnten aber nichts Genaues erkennen, weil unser Sichtwinkel zu schlecht war.
Bevor wir uns auf die neue Lage einstellen konnten, huschte der Schatten aus dem Fahrerhaus. Wir kamen nicht dazu, unsere Berettas zu
Weitere Kostenlose Bücher